"Geschüttelt und gerührt" nach Aruba mit ersten Insel-Erlebnissen!

Es ist Montag, 15.9.2014/08:00 und ein weiterer schöner Tag bahnt sich nochmals für mich auf Bonaire an. Nach dem z’Morge bereite ich so langsam die KYORY auf die eigentlich kurze  ca. 110sm umfassende Überfahrt nach Aruba vor, wobei ich um 17:00 die Leinen loswerfen möchte. Ich habe mich ja schon vor einigen Wochen entschieden die restlichen drei Monate vor meiner nächsten Etappe nach Panama nicht auf Curaçao sondern auf der letzten ABC-Insel Aruba zu verbringen. Dies vor allem auch aufgrund der von den SYBO’s auf diesen beiden Inseln gemachten Erfahrungen. Zum Lunch gönne ich mir an der Bar des Marina-Restaurants noch einen Cheese-Hamburger und begebe mich anschliessend zum ausklarieren zu Fuss auf die Custom/Immigration in Kralendijk. Hier werde ich nochmals herzlich empfangen und nach einem Stopp in einem Café, wo natürlich zum Cappuccino ein kombiniertes Pistazien/Vanille-Eis einfach dazu gehört, geht es gleich wieder zügig zurück ins Marina-Office. Dort melde ich mich ab, begleiche meine Schulden und nehme noch meinen Wäschesack mit zurück aufs Boot. Am späteren Nachmittag will ich noch kurz meine vorbereitete Route mit den WP‘s (Way Points) in den Karten-Plotter am Steuerstand eingeben. Aber verflixt, ich schaffe es nicht auf dieser elektronischen Seekarte in die Kartendetails zu zoomen. Über eine Stunde lang probiere ich verschiedenes aus: Ich kontrolliere die verschiedenen Einstellungen, schalte den Plotter mit der ganzen Navigation ein paar Mal ein und aus, nehme den Kartenchip raus und putze den Kartenschlitz mit einem kleinen Pinsel… Und irgendwann nach 17:00 klappt die Darstellung wieder - nur ich weiss nicht warum und fühle mich ein bisschen verunsichert.
So lege ich dan diesem 15.9.2014 mit kleiner Verspätung um 17:45 bei immer noch 30° und mit Hilfe meines Nachbarliegers Fred vom Steg ab. Langsam tuckere ich durch den Kanal der Marina-Ausfahrt und fahre mit mickrigen 10kn Wind auf STB der vorgelagerten Insel Klein-Bonaire entlang. Nach wenigen Minuten lasse ich zu etwa 80% die Genua ausrauschen und stelle den Diesel ab. Um 18:00 verlässt auch die Freewinds der Scientologen-Sekte unter etwa 10kn Kralendijk und überholt mich auf STB um das gleiche Ziel wie ich, Aruba anzulaufen. Wobei ich derweil mit so durchschnittlich 3.5kn bei leichter Bewölkung und ein bisschen aufkreuzen immerhin in Richtung SW auf Curaçao zu steuere. Auch für diese Überfahrt habe ich mir übrigens wieder vorgenommen vor allem zu segeln und den Motor wirklich nur wenn es nicht mehr anders geht einzusetzen. Gegen Mitternacht nähere ich mich der 5sm breiten Durchfahrt zwischen Curaçao und Klein-Curaçao. Aufgrund einiger mich querender Frachter sowie weiterhin wenig Wind rolle ich die Genua ein und starte bereits ein erstes Mal den Diesel. Gleich nach der Umrundung der SE-Huk Punt Kanon von Curaçao setze ich die volle Genua und stelle den Motor wieder ab. Auf 295° segle ich weiterhin mit wenig Wind und Wellen mit um die 4kn der Küste entlang nach NW, wobei mich wieder in beiden Richtungen einige Frachter queren. Aber eins ist klar mit dieser Spazierfahrt werde ich aber gar nie wie eingeplant diesen Nachmittag in Aruba einfahren. Und auch habe ich nicht vor, nun etwa nachts in die nicht einfach einzufahrende Lagune von Spanish Water bei Willemstad auf Curaçao einzudrehen. Nein, ich segle weiter in Richtung Aruba und hoffe noch vor 18:00 dieses angebrochenen Tages den vorgegebenen Industriehafen von Barcadera zu erreichen, um dort die Einklarierung vorzunehmen. Also mache ich weitere zeitaufwendige Schläge gegen Luv und komme bald nur noch einige Fuss aber nicht Seemeilen vorwärts. Nach 02:00 bereite ich mir in der Pantry eine heisse Chickensoup mit Wursträdli zu. Weiter geht es bei 28° durch die Nacht und zu meiner Badehose mit T-Shirt ziehe ich nun doch noch die Windjacke über. Auch gönne ich mir im Cockpit das einte oder andere Nickerchen. Mit der aufgehenden Sonne kommt nun auch wieder die zwischen diesen Inseln mir unterdessen wohl bekannte Kreuzsee auf. - Und wie schon mal erwähnt hassen wir Segler dies wie die Pest!

Am 16.9.2014/12:00, auf 12°15’N/069°22’W, haben wir in 18 Stunden immerhin 75sm abgesegelt, davon drei Stunden unter Motor. Und Lampenschale, es ist einfach so, in den kommenden sechs Stunden werde ich mit dieser Geschwindigkeit Aruba nicht erreichen, also entscheide ich mich noch langsamer zu fahren und rolle die Genua auf 70% ein. Somit bleibt mir dann auf Aruba nichts anderes übrig als vielleicht SW von Oranjestad vor Anker zu gehen - oder den frühen Morgen abzuwarten um dann in den Hafen einzulaufen. Na ja, zuerst lassen wir mal die kommenden Stunden auf uns zu kommen. Inzwischen geht es bei 31° in den Nachmittag hinein. Nach 17:00 nimmt der Wind auf 18kn zu und trotz anhaltender Kreuzsee mit 1.50m-Wellen kommen wir im Moment mit kappen 5kn vorwärts. Auch weiterhin muss ich aufkreuzen und die dabei mich jeweils auf der Luv-Seite treffende blöde Kreuzsee zermürbt mich schon ein wenig. Ein in diesem Niemandsland ganz allein auf Reede liegenden Frachter, der hat sich wirklich eine komische Position ausgesucht, versuche ich in den kommenden Stunden hinter mir zu lassen. Aber verdammt noch mal, nach jeder Wende muss ich feststellen, dass ich mich ihm eher wieder angenähert habe. Aber irgendwie schaffe ich es dann doch noch von ihm weg zu kommen wobei mich der Wind und die Strömung leider bis auf 10sm an Venezuela heran drücken. Um 19:00 verspüre ich Hunger und mache es mir bei dieser „geschüttelt und gerührten“ See einfach. Ich öffne eine Büchse Chilli con Carne und schmeisse den Inhalt in die Pfanne. Die anschliessende Verpflegung ist dann auch kein kulinarischer Höhepunkt und irgendwie bekommt mir dieses Büchsen-Essen gar nicht gut. Bereits einige Minuten später übergebe ich das Essen zur weiteren Verarbeitung den Fischen. Okay, ich akzeptiere diese Scheiss-Situation, aber ich entscheide mich dann doch ein ernsthaftes Wort mit der See zu reden! Danei beschwere ich mich lauthals über diese oberdofe Kreuzsee und den nun auch noch aus allen Richtungen einsetzenden Wind! Als Antwort darauf erhalte ich von BB gleich mal ne Salzwasser-Dusche und ich muss runter in den Salon um mich umzuziehen… Na ja, immerhin wird es nicht schlimmer, aber so 10sm vor Aruba reduzieren sich die Tiefenangaben von um die 400m schlagartig auf nur noch 20 m. Per Zufall treffe ich dann auch noch auf die weit und breit einzige Untiefe von 3.1m, dies über einem langgezogenen Unterwasser Korallenriff. Da mich nun alle aufkreuzerei eh nicht weiter auf Aruba zu, sondern ich eher näher auf die Halbinsel de Paraguana von Venezuele zu steuere habe ich definitiv genug. Egal was ich mir bezüglich Motorfahrt vorgenommen habe, kurz vor 20:00 rolle ich die Genua ein, starte den Motor und fahre mit 310° auf das hell in den Himmel abstrahlende Aruba zu. So erreiche ich gegen 24:00 das fast am Westende der Insel sich befindliche Oranjestad. Dabei muss ich noch erwähnen, dass die ganze Länge der Insel von etwa 25sm Küste komplett hell erleuchtet ist und dabei vor allem viele Neonleuchtreklamen glitzern. Ja KYORY, nun sind wir also mit „einigen“ Stunden Verspätung am Zielort angekommen - aber wie geht es nun weiter!?

Wie schon um Mittag erwähnt, habe ich nun zwei Möglichkeiten: 1. Mir einen Ankerplatz zu suchen oder 2. noch ein bisschen durch die Nacht zu motoren um dann Morgen früh in den kleinen Hafen von Barcadera rein zu fahren. OK, als erstes will ich mir mal auf dem Plotter im Detail die Küstenverhältnisse ein wenig westlich von Oranjestad näher anschauen, wo übrigens auch meine befreundete Yacht SYBO von Sybille&Bo vor Anker liegt. Aber, das darf doch nicht wahr sein, wie schon vor dem Auslaufen in Bonaire streikt wieder mein Plotter und zeigt mir keine Küstendetails an. Das heisst, ich sehe auf der Seekarte nur die Insel ohne irgendwelche Tiefenangaben und weiteren Details. Wieder versuche ich mit den gleichen Mitteln, wie schon am Vorabend, das System zu reaktivieren - und wirklich, ich schaffe es dieses Mal bereits nach einer halben Stunde - aber leider wieder nach dem Zufallsprinzip. Ich kann diese Fehlerquelle einfach nicht eruieren und werde dann dieser Sache in den kommenden Tagen nachgehen. Ergänzend möchte ich hier aber noch festhalten, dass ich jederzeit auf mein Backup-System mit den Navionics-Seekarten auf dem iPad zugreifen könnte oder natürlich auch nur mit Unterstützung meines Echolots mich langsam an die Küste heran zu tasten. Nun, im Moment ist ja das Problem vorerst behoben und ich gehe mal ein nächtliches Ankermanöver durch. Ich lasse mal die KYORY in sicherem Abstand zur Küste mit laufendem aber ausgekuppeltem Motor ein bisschen treiben, schalte den Deckscheinwerfer ein und gehe nach vorn zum Bugspriet um mir mal in Gedanken die verschieden Punkte eines Ankermanövers durch den Kopf gehen zu lassen. Dann entdecke ich vor dem Bug schäumendes Wasser und ich düse, unter der Annahme einer Untiefe, wie eine Rakete ins Cockpit und kontrolliere erst mal das Echolot und die Seekarte. Aber von einer Untiefe ist hier draussen weit und breit keine Spur zu finden. Ich gehe wieder nach vorne und dann löst sich dieses Rätsel schnell auf: Das erste Mal auf meiner bald 1jährigen Langfahrt tummeln sich vor meinem Bug eine grössere Zahl von Delfinen. Ich versuche irgendwie mit meiner Stimme mit ihnen zu kommunizieren, aber es ist halt schon schwierig ihre Pfeifsprache verstehen zu können. Diese Kerle machten mir aber einfach ne Riesenfreude und ich hoffe nun bald wieder weitere dieser lieblichen Säugetiere anzutreffen. Nach etwa 10 Minuten verlassen sie uns wieder und ziehen weiter nach Westen. Und ich sollte mich nun endlich entscheiden, ob ich ankern oder noch einige Stunden hier rumgurken will! Also zum ankern müsste ich vor allem das festgelatschte Dingi lösen und die Ankerkette-Rückhaltekralle entfernen. Dabei stelle ich beim kontrollieren dieser Kralle fest, dass der Anker lose an der Sicherungsleine und der Kette hängt, weil die in Lanzarote angebaute Teflon/Gummi-Ankerhalterung (nur mit einer Schraube fixiert!) in dieser Kreuzsee weggeflogen ist. Ich gehe zurück ins Cockpit und versuche mir auf der Plotter-Seekarte einen mir genehmen Ankerplatz auszuwählen. Aber vor diesen diversen Sandbänken, die kurz vor dem Strand von 20m auf etwa 3m ansteigen, habe ich noch zu viel Respekt und somit verzichte ich kurz entschlossen auf das ankern. Übrigens bin ich von den letzten Stunden auch ein wenig übermüdet und habe diese Nacht noch keine Minute geschlafen oder gedöst. Somit beisse ich in den sauren Apfel und fahre über die kommenden sechs Stunden unter Motor bei etwa 4kn gegen zwei Mal die gesamte Küste rauf und runter und genehmige mir dabei, unter Kontrolle der Eieruhr, ein paar 30Min.-Nickerchen im Cockpit. Dabei kann ich noch festhalten, dass in diesen Stunden so nahe an der Küste kein Schiffsverkehr mehr herrscht. Irgendwie vergeht dann für mich diese komische Nacht doch noch ruhig und ziemlich schnell, ohne dass ich die Minuten und Stunden zählte! - Aber Scheisse war es trotzdem!

So melde ich mich am frühen Morgen des 18.9.2014 etwas nach 08:00 über Kanal 16 vorschriftsgemäss bei der Aruba Port Control. Diese gibt mir aber zu verstehen, dass ich mich von E einfahrend zum einklarieren nicht in den Hafen von Barcadera sondern im Port von Oranjestad im zweiten Slip einzufinden hätte. OK, kein Problem, ich habe ja Zeit und tuckere halt somit nochmals fast eine Stunde nach Oranjestad rauf. Um 09:00 des 18.9.2014, kann ich dann endlich seitlich an der mit vielen Lastwagenpneus geschützten Pier anlegen, wobei ich mir mit meiner Bootshupe kurzerhand einen Zollbeamten als Marinero organisiere. Mit den vorherrschenden Windverhältnissen von derzeit etwa 15kn hätte es wohl keinen Spass gemacht, meine 20t schwere KYORY hier seitlich ein zu parkieren. Der Beamte versteht meine Situation und hilft mir gerne bei diesem Anlegemanöver. Übrigens liegt nun der Scientologen-Pot Freewinds mir gleich gegenüber, der hat ja vorgestern fast gleichzeitig mit mir Bonaire verlassen hatte. Kaum habe ich all meine Festmacher-Leinen belegt kommen schon der Custom-Beamte sowie eine Beamtin der Immigration bei mir vorbei. Zu meiner Überraschung unternehmen sie eine Bootsbesichtigung unter Deck und anschliessend setzen wir uns ins Cockpit, damit ich die entsprechenden Formulare ausfüllen kann. Dabei verspricht mir die Beamtin ein 3Monats-Visa auszustellen und gewährt mir zum Voraus die Möglichkeit dieses Visa, sollte die Notwendigkeit bestehen, nochmals weiter zu verlängern. Nach 15 Minuten verlassen mich die beiden wieder und eine gute Stunde später überbringt mir der Beamte alle von ihnen abgestempelten und unterschriebenen Formulare. Ich frage ihn, ob ich ohne Kostenfolge das Boot noch etwa zwei Stunden hier am Pier liegen lassen könnte, da ich mich schnell in der knapp 400m entfernten Renaissance Marina vorstellen und mir auch einen passenden Liegeplatz auswählen möchte. Er meint dies sei kein Problem aber um 12:00 sollte ich dann den Hafen schon verlassen haben. OK, es ist jetzt etwas über 10:00 und diese zwei Stunden sollten mir eigentlich genügen. Leider muss ich dann beim Verlassen des Hafenareals noch bei einem Sicherheitszaun warten bis jemand mit dem Auto den Aus/Eingang passieren will. Aber bald bin ich auf der Küstenstrasse und mitten drin in diesem Klein-Las Vegas von Aruba. Beim vorbeigehen an farbigen und flippigen Gebäuden stelle ich schnell fest, dass es sich entweder um Spiel-Casinos, Hotels oder um Juwelier- und Uhrengeschäfte, inklusive Little Switzerland, handelt. Gegen 11:00 habe ich das Marina-Office ausfindig gemacht und die hilfsbereite Xiomara muss mich erst mal darüber informieren, dass eigentlich die Marina ab Oktober bis ins kommende Frühjahr hinein vollkommen ausgebucht sei. Ui, mit dem habe ich aber gar nicht gerechnet. Sie führt mich dann durch die Marina zu einem Steg und offeriert mir einen seitlichen Reserve-Liegeplatz, direkt neben den Tagesausflugs-Fischerbooten für Gäste und keine 5 Meter von einem Casino entfernt. OK, für mich kein Problem, denn das Seebecken ist nach meiner Einschätzung hier sehr ruhig und das Casino vollführt ja auch keinen Lärm. Wir vereinbaren, dass ich für drei Monate zu je 600 USD p/Mt. in dieser Marina verbleibe und vielleicht auch mal umplatziert werde. Da mir nun mit dem anschliessenden Besuch in ihrem Office doch ein bisschen die Zeit davon gelaufen ist erreiche ich erst wieder gegen 13:00 meine KYORY, aber niemand bemerkt meine Verspätung.
Zwischenzeitlich hat hinter mir noch ein ca. 40jähriger französischer Einhandsegler zum einklarieren angelegt und ist mir beim ablegen mit den Leinen behilflich. Er erzählt mir noch, dass er bereits in etwa einer Woche Aruba wieder verlassen werde um rüber nach Cartagena/Kolumbien zu segeln. Er möchte dann dort etwa zwei oder auch mehr Monate verbleiben um sich vor allem mal wieder eine Freundin anzulachen. Wer weiss, vielleicht treffen wir uns irgendwo in Kolumbien wieder. Und ich tuckere nun diese kurze Strecke rüber in die Renaissance Marina und bitte Xiomara über Funk mir doch beim Anlegemanöver zur Hand zu gehen. Sie macht mich noch darauf aufmerksam, dass ich bei der Einfahrt in die Marina den grossen Betonblock doch gegen Osten umfahren sollte, da es auf der Westseite nur etwa 1.20m tief sei. OK, mache ich doch und fahre auf meinen Liegeplatz zu. Die sympathische Xiomara erwartet mich bereits wie vereinbart am Steg und ohne Probleme „verschnüren“ wir die KYORY am Holzsteg. So, das ist nun also für die KYORY und mich über die kommenden drei Monate unser zuhause. Also mir gefällt es hier und ich gehe mit Xiomara nochmals ins Marina Office um den Vertrag zu unterschreiben. Gleichzeitig informiert sie mich, dass mir wie den Hotelgäste alle Privilegien zustehen, so mit Zugang zu allen Hotel-Serviceangeboten, wie zB zu den Swimming pools, zum Privatstrand, zu einer kleinen Privatinsel, zu den Sportplätzenden, zu den Nasszonen usw. - Das ist ja wirklich erfreulich!

Natürlich interessiert euch aber vor allem auch meine weitere Planung und wie ich hier so meine Tage und Nächte verbringe. Somit vorab erstmals einige Figer&Facts zu meinem temporären Wohnsitz in meinem „Hausboot“ auf Aruba. Die ca. 20km von Venezuela entfernte Insel ist 28km lang, 9km breit und zählt etwa 120.000 Einwohner. Sie ist die westlichst liegende Insel der Kleinen Antillen, auch ABC-Inseln genannt, mit den weiteren zwei Inseln Bonaire und Curaçao. Geografisch gehören diese südwestlich gelegenen Karibik-Inseln eigentlich bereits zu Südamerika. Aruba, als kleinste der ABC-Inseln, ist ein gleichberechtigter autonomer Teil des Holländischen Königreiches. Dabei hat Aruba eine eigene Verfassung, eine eigene Währung und natürlich eine eigene Regierung. Die Amtssprachen Arubas sind Niederländisch und Papiamento, dies ist eine auf das Portugiesische zurückgehende Kreolensprache. Die offizielle Währung ist der Aruba-Florin, aber nach meiner Einschätzung ist auch hier der USDollar die Hauptwährung. Der Tourismus ist mit seinen jährlich 1.5 Mi. Gästen, davon drei Viertel Amis, der wichtigste Devisenbringer. Es existieren hier auch viele Offshore-Banken, die seit einigen Jahren alle den OECD-Auflagen gerecht werden. Neben den vielen Spiel-Casinos gibt es noch eine kleine Industrie, die sich auf die Zweige Tabak und Getränkeabfüllung beschränkt. Ich in einem Casino? Nein, ich habe und werde keinen dieser Abzocke-Tempel aufsuchen, es reizt mich einfach nicht! Viel lieber würde ich wieder mal einen scharfen Jass klopfen! Liebe Schweizer Jassfreunde und angetraute Jassfrauen, fliegt doch mal im November in das Wettermässig immer angenehme Aruba - auch ihr würdet es bestimmt nicht bereuen!? - Schmunzel, schmunzel!? Denn die Insel liegt ausserhalb der Hurrikanzone und hat ganzjährig Sonnenwetter mit einer durchschnittlichen Temperatur von um die 28°, wobei stetig wehende Passatwinde ein bisschen Abkühlung bringen. Es herrscht dabei ein sehr trockenes tropisch-maritimes Klima ohne viel Regen und so zwischen 11:00 bis 15:00 komme auch ich hier ins Schwitzen. Ob ich mal den höchsten Hügel Arubas, den Jamanota mit seiner „schwindelerregenden“ Höhe von 188 Metern irgendwann besteigen werde lasse ich noch offen! Die Landschaft erhält durch die üppigen Kakteen, Aloepflanzen und die unverwechselbaren Silhouetten der Divi-Divi-Bäume einen besonderen Reiz. Besuchen werde ich sicher noch den im Süden befindlichen Nationalpark Arikok, der einen breiten Einblick in die Vegetation der Insel bietet. Die Unterwasserwelt rund um die Insel steht unter Naturschutz und ist ein weltbekanntes Tauchgebiet. Sicher werde ich hier mit den SYBO’s noch einige Schnorchel-Ausflüge unternehmen.
Okay, gehen wir wieder zurück zu meinem Ankunftstag hier in der Renaissance Marina. Ich laufe mal alle Marina-Stege ab und nur ein paar Boote neben mir liegt die verwaiste FELINA von Denis, Wendy und ihren beiden Kids. Das sind meine alten Bekannte aus Lanzarote, die anfangs Jahr mit der Atlantic Odyssey von Jimmy Cornell über den Atlantic segelten. Ich hatte sie ja dann in Anse Deshaies auf Guadeloupe nochmals angetroffen und Kai hatte mich auf Grenada noch darüber informiert, dass die FELINA nicht wie geplant in Guatemale die Hurrikansaison absitzt sondern eben auch hier in der Renaissance Marina von Aruba. Ich freue mich auf unser Wiedersehen, wenn diese US-Familie anfangs November wieder hier eintreffen wird um zu neuen Horizonten aufzubrechen. Nachdem ich mich im Verlaufe des weiteren Nachmittages ein bisschen häuslich eingerichtet habe, setze ich mich an den Klapptisch im Cockpit und beginne mit dem erarbeiten meiner diversen Checklisten für die kommenden Tage und Wochen. Aber wer pöperlet denn da an den Rumpf der KYORY? Logisch, es können eigentlich nur Sybille und Bo von der SYBO sein, die ich noch von Bonaire aus mittels e-mail über meine baldige Ankunft informierte. Natürlich freue ich mich die beiden wieder in alter Frische anzutreffen, werden sie doch bis Ende November meine hier mir bestens vertrauten Segler-Kumpane sein. Sie waren ja auch ein Teil der sehr aktiven und spassigen Kitesurfer-Klicke in der Ashton Bay von Union Island und sie waren damals die ersten, die anfangs Juni weiter in Richtung Venezuela und die ABC-Inseln segelten. Die SYBO’s werden übrigens im Dezember wieder in die nördliche Karibik zurück segeln um dann im kommenden Frühling über die Azoren und weiter gegen Osten nach Deutschland zurück zu kehren. Umgehend sitzen wir bei einem kühlenden Getränk im Cockpit und haben natürlich einiges an interessanten Erlebnissen auszutauschen. Und überhaupt bin ich doch erst aufgrund ihres Tipps hier auf Aruba und nicht auf Curaçao gelandet. Und ich bin heute schon überzeugt davon, dass ich diesen Entscheid nicht zu bereuen habe. Vor dem eindunkeln verlassen sie mich wieder und wir vereinbaren noch, dass wir uns am kommenden Samstagabend an der westlich gelegenen Hotel-Beach im HollidayInn zum Essen treffen, wo übrigens ihre SYBO nur unweit vom Strand vor Anker liegt.

Anschliessend suche ich noch in eines der vielen hier teilweise Reihe an Reihe liegenden Restaurants auf, um mich mal wieder von einer fremdländischen Küche so richtig verwöhnen zu lassen. Natürlich ist es kein Zufall dass ich mich bei einem Chinesen an einen Tisch setze und es mir bei einem Shrimps-Menu mit einem Bierchen gut gehen lasse. Aber bald spüre ich die Müdigkeit und gehe gegen 22:00 zurück auf die nur 100m entfernte KYORY, lege mich gleich in die Koje und erwache erst wieder am andern morgen um 08:15! So, nun aber gleich raus aus der Koje und ich bereite mir mein Müesli-z’Morge zu. Übrigens befinde ich mich hier in der Renaissance Marina im Zentrum der Hauptstadt Oranjestad und habe eigentlich überall hin nur kurze Laufwege. Anschliessend mache ich mich auf in die City zur Hauptstrasse „Caya G.F. Betico Croes“ und tausche in der Aruba-Bank gleich meine restlichen Euros in USDollars. Natürlich zieht sich dieser Schalterbesuch ein bisschen in die Länge, weil ich mit der ober-sympathischen Bänklerin doch einiges über den Bankenplatz Schweiz und mein Segelabenteuer auszutauschen habe. Und die vor dem auf dem Fussboden aufgemalten gelben Balken wartenden Arubianer akzeptieren dieses "hochstehende und interessante chit-chat" sogar mit vereinzeltem Lächeln! Weiter geht es in einen Chinesen Supermarkt mit einem breit gefächerten Angebot, den ich in den folgenden nachfolgenden Wochen sicher noch öfters aufsuchen werde. Nach diesem Einkauf flaniere ich quer durch dieses Downtown und entdecke noch ein kleines Uhrengeschäft. Hier wechselt mir der Uhrenmacher für 20 USD mein angerissenes Armband an meiner Casio aus. Leider ist dieses neue Armband ein bisschen kurz geraten und ich muss es beim letzten Loch zuschliessen - hoffentlich hält es dann auch. So schlendere ich langsam zurück in die Marina und finde mich um 11:30 wieder auf der KYORY ein. - Ähm, apropos Uhr mit dem neuen Armband; irgendwo unterwegs hat sich, ohne dass ich es bemerkte, das Armband gelöst und nun habe ich Löli halt eine Uhr weniger! Hier kann man sich aber eh die Frage stellen, für was ich denn überhaupt eine Uhr brauche? Und es ist eigentlich wirklich selten, dass ich eine Uhr trage und beim Segeln sowieso nie!? Mit einem schmunzel bereite ich mir einen MixtSalad zu und mach mich nachher ans organisieren meines Südamerika-Aufenthaltes. Schnell entscheide ich mich dabei aus Kostengründen auf die Anschluss-Reise nach Manaus/Brasilien zu verzichten, um mich dann dafür sehr intensiv Kolumbien zu widmen.
Und bald kristallisiert sich folgendes Reiseprogramm heraus und ich buche mir anschliessend gleich die entsprechenden Avianca-Flüge: Am 2. Oktober fliege ich gegen Abend in knapp drei Stunden ab Meereshöhe von Aruba mit seinen 30° auf das auf 2‘600 MüM gelegene Bogota wo derzeit noch etwa 10° herrschen werden. Okay, ich werde natürlich im Estrich der KYORY wieder einige Kleider für kältere Tage und Nächte auspacken und in meinen Rucksack zu den Wanderschuhen stopfen. Am Spätnachmittag des 20. Oktober fliege ich sicher mit einem prall gefüllten Rucksack unvergesslicher Erinnerungen wieder von Bogota jns sommerliche Aruba zurück. In den knapp drei Wochen dazwischen besuche ich folgende Kolumbien-Highlights: Das nördlich von Bogota liegende Andendorf Villa de Leiva - gehe auf Trecking im angrenzenden Nationalpark Iguaque - weiter geht es mittels einer längeren Busfahrt zu den diversen Ausgrabungsstätten im weit südlich gelegenen San Augustin - nach etwa drei Tagen geht es wieder mit einem Bus weiter über Popuyan, Silvia nach Cali im Südwesten von Kolumbien - ob ich dazwischen noch irgendwo dem Salsa erliege glaube ich eher weniger - von hier aus geht es wieder per Flugi weiter in Richtung Nordwesten nach Santa Marta wo ich einer der schönsten Nationalparks von Südamerika den Tayrona Nationalpark durchstreifen werde - dann besteige ich ein weiteres Mal den Bus der mich der Karibikküste entlang über Barranquilla nach Cartagena, eine der Traumstädte von Südamerika, bringt - und nach zwei weiteren Tagen trete ich meinen Flug zurück nach Bogota an, wo meine Kolumbien-Rundreise zu Ende geht - um dann einen Tag später nach Aruba zurück zu fliegen! Wie schon in einem früheren Bericht erwähnt, werden freundlicherweise Sybille und Bo während meiner Abwesenheit ein bisschen zur KYORY schauen und sie dabei vor allem hie und da gut durchlüften. Liebe SYBO’s vielen Dank zum Voraus!

So, nun aber wieder zurück zu meinem Alltagsleben als Segler im schönen und lebendigen Oranjestad auf Aruba. Gegen Abend bringe ich noch meine wieder in einer Ecke ausgefranste Schweizer Flagge in den Näh-Shop vom Schneider Randy, der mit einem ähnlichen in rot gehaltenen Stück Stoff die Flagge wieder schön viereckig vernäht. Wir vereinbaren, dass ich ihm in den kommenden Tagen meine zwei zerfetzten Luken-Moskitonetze vorbeibringe, damit er einen neuen doppelten und engmaschigen Stoff um die Bleileinen herum einnähen kann. Auch näht er mir noch ein komplett neues Bugkabinen-Lüftungskamin, da sich vor einigen Monaten der weiche Stoff in einer Waschmaschine auflöste. Und weiter geht es mit einigen auch zum schmunzeln anregenden Geschichten. So betteln zB auf der KYORY immer ein kleiner schwarzer und ein grauer Vogel um Futter. Aber da ich kein verschissenes Boot will habe ich ihnen noch keine Brotbrösmeli ausgelegt. Aber die beiden hartnäckigen Kerlchen besuchen mich trotzdem tagtäglich so um die Mittagszeit und pfeifen mir ein Ständchen und wollen dann auch noch im Salon rum fliegen. Ob ich da in den kommenden Tagen nicht doch noch weich werde!? Einzig die hier fast an jeder Ecke der Marina auftauchenden farbigen und friedfertigen Leguane, teilweise über einen Meter lang, füttere ich hie und da mit Brot. An diesem Freitag brachte ich wieder mal eine Wäschesack in eine Laundry und unternahm mit einem der günstigen Insel-Kleinbusse einen Abstecher in den Baumarkt Kooymann in Cumana um mir vor allem eine Spritzpistole für meinen Gartenschlauch zu kaufen. Und nach meiner Rückkehr entfernte ich mit grosser Freude die KYORY von ihrer Salzschicht und anschliessend erfolgte auch gleich noch eine vorbildliche „Fenster“-Reinigung! Anerkennend nickte mir der Liegenachbar von seinem Fischerboot aus zu - denn der Kauf dieser Spritzpistole war ja eh seine Idee. Sanders vom Marina-Office organisierte mir einen Schiffs-Elektriker, der sich dann am Mittwoch bezüglich meiner Elektro-Probleme auf der KYORY vorerst eine Bestandsaufnahme machen will. Am Samstagabend fuhr ich mit dem Bus gegen Westen um Sybille&Bo in der HollidayInn-Anlage zum Essen zu treffen. Aber es erwartete mich nur Bo, der mich gleich in sein Dingi verfrachtete und mit mir zur SYBO rüber fuhr. Und Sybille hatte unterdessen in ihrer Pantry ein wirklich leckeres Asian-Menu vorbereitet. Aber auch an diesem Abend gehen die Stunden wieder zu schnell vorüber und ich fahre mit dem Taxi durch die Nacht zurück in die Marina. An dieser Stelle könnte ich noch erwähnen, dass ich die hier angenehmen Nächte in der Koje der Mittelkabine ohne irgendwelche Leinendecke nackt bei offener Luke verbringe. Vielleicht steigt sich ja mal ne Lady durch die Luke ein, aber ich weiss: Träume sind Schäume! - Schmunzel, schmunzel!

Den Sonntag verbringe ich mit relaxen auf der KYORY, schreibe im Blog weiter und bereitete mich noch ein bisschen detaillierter auf die Kolumbien-Reise vor. So zB bezüglich Gesundheit (Medis), Sicherheit, Kleidersachen etc. Übrigens ist das Wetter hier, im Vergleich zum vielen Regen auf Grenada, einfach ein Aufsteller. Immer scheint die Sonne bei derzeit durchschnittlich 31° und hie und da ziehen Wolken gegen Westen ohne aber was Nasses fallen zu lassen. Dabei streicht immer ein angenehmer Passatwind über die Insel und seit ich hier bin hat mich noch kein Moskito gepikst. Am Montagvormittag suche ich eine Apotheke auf und besorge mir, wie so alle paar Monate, meine zwei speziellen täglich einzunehmenden und erst noch sauteuren Medis. Aber wie schon auf den anderen Karibik Inseln geht das nicht so einfach vor sich. Akzeptiert wird wohl immer mein uraltes Schweizer Arzt-Rezept, aber wenn ich dann mit dem Apotheker oder der Apothekerin um die Anzahl der Tabletten feilsche muss, komme ich nicht umhin zu schmunzeln. Denn ich würde ja für mich gerne mal einen grösseren Grundstock dieser Medis anlegen, vor allem mit dem Hintergedanken an die langen Fahrten durch die Südsee, wo mir sicher nicht auf jeder grösseren Insel eine Apotheke zur Verfügung stehen wird. Das erwähnte feilschen spielt sich dann wie folgt ab: „Könnten ich bitte von beiden Medis je 90 Tabletten (würden dann für drei Monate reichen) beziehen?“ Die Person mir gegenüber erstarrt dann fast zu einer Salzsäule und meint mit ernstem Gesichtsausdruck: „Also das ist unmöglich, haben wir hier doch nur etwa total 50 Tabletten dieser gewünschten Medis auf Lager. Und die sollten erst noch für die ganze Bevölkerung von Oranjestad reichen!“ Leider ist es wirklich so und ich glaube jeweils der Person auch, aber Sorry ich muss dann einfach schmunzeln und bettle dann, bis ich die Grenze des möglichen Bezuges ausgelotet habe. Heute verlasse ich die Apotheke mit Tabletten für drei Wochen und somit werde ich es in einer Woche hier wieder probieren! Nach einem Hamburger-Lunch fahre ich mit einem Insel-Bus ein Stück über den Hafen Barcadera hinaus, um die ship chandlery Budget Marine aufzusuchen und mich dort wegen einem strapazierfähigerem Dingi umzusehen. Nun, im Wissen, dass meine zukünftigen Segelgebiete vermehrt mit Riffs gespickt sein werden, muss ich eigentlich klar in diesen sauren Apfel beissen und mir ein Dingi mit einem Fiberglas-Unterboden anschaffen. Der Berater Rahir nimmt sich Zeit und präsentiert mir zwei Dingis zur Auswahl: Ein 2.60m langes, 43kg schweres Dingi mit Fiberglas-Boden und ein 2.75m langes, 38kg leichtes Dingi mit Aluminium-Boden. Beide sind mit etwa 3‘000 US gleich teuer, wobei ich aber beim Dingi mit Alu-Boden wegen der möglichen Elektrolyse an meinem Stahlboot so meine Bedenken habe. Und wie klein doch wieder mal die Welt ist, da taucht doch im Verkaufsladen Bo auf, der wirklich keine Ahnung hatte, dass ich heute die Budget Marine aufsuchte. Er ist auf der Suche nach einem längeren Gummiband und steht mir nun bei meinem Dingi-Entscheid noch ein wenig in beratender Funktion bei. Später leiste ich an Rahir, ohne mich schon für das einte oder andere Dingi zu entscheiden ein Deposit von 2‘000 USD mit den Auflagen, dass ich mich am Folgetag für eines der Dingis entscheiden werde. Auch würde mir Rahir dann das Dingi, bis ich es nach meinem Kolumbien-Ausflug abrufe, bei Budget Marine an Lager nehmen. Anschliessend fährt Bo mit seinem Velo zurück in die Renaissance Marina wo ich ihn und Sybille zu einem Apéro auf die KYORY eingeladen habe. Und ich nehme mir wieder meinen Kleinbus, der ein bisschen verspätet vor der Budget Marine ankommt, um auch wieder nach Oranjestad zurück zu fahren. So sitzen wir bald wieder gemütlich im KYORY-Cockpit zusammen und erzählen uns von alten Zeiten mit entsprechendem Seemannsgarn. Um 18:00 verlassen mich die beiden, um in 30 Minuten zurück zu ihrem Dingisteg zu radeln. Und ich möchte diesen Abend zum ersten Mal in meinem noch „jungen“ Leben Sushi essen! Auch wenn ich zB gerne rohen Lachs esse, kann ich mich mit anderen rohen Fischarten einfach nicht anfreunden. Also springe ich über den Schatten und bestelle mir in einem der nahen Restaurants drei verschiedene Sushis - fragt mich bitte nicht was es denn nun war. Okay, ich gebe es zu, dieses eigentlich doch teure Menu war herrlich zubereitet und es schmeckte mir soweit auch. Wer mich kennt weiss, dass ich alles esse, somit würde ich auch eine kommende Einladung zu einem Sushi natürlich trotz meiner inneren Abneigung jederzeit annehmen. Aber ich verzichte in Zukunft darauf für mich alleine nochmals ein Sushi zu bestellen. Bald geht es zurück aufs Boot, wo ich wieder eine ruhige und erholsame Nacht verbringe. Da übrigens die KYORY hier seitlich an der Holzpier liegt, an einem direkten Spazierweg zum Strand, ist sie ein gefragtes Fotosujet. Bei diesen Fotosessions stehen die meisten Touristen kurz vor der KYORY, wobei aber die ganz mutigen unter ihnen keine Berührungsängste haben und sich zum fotografieren auch schon mal auf das Deck legen! Vielleicht sollte ich ein Kässeli aufstellen mit dem Texthinweis: „Fotos vor der KYORY 1 USD und Fotos auf dem KYORY-Deck 2 USD!“ Dabei hätte ich sicher schon einige USD eingenommen! Heute Dienstagabend habe ich die SYBOler zum Essen auf die KYORY eingeladen und ich muss vorher im Downtown noch ein paar Sachen einkaufen. Eigentlich möchte ich eine Meeresfrüchte-Paella zu bereiten, aber ich habe Mühe hier irgendwo Shrimps zu finden. Also entscheide ich mich umgehend auf eine Chicken-Paella und kaufe ein paar Poulet-Schenkel ein. Dann bringe ich noch wie vereinbart meinem Schneider Randy den Sack mit den beiden Moskitonetzen und das Lüftungskamin sowie den entsprechenden Stoff vorbei und wir vereinbaren, dass ich die Sachen erst nach meiner Kolumbienreise wieder abholen werde. Wir einigen uns auf einen fairen Näh-Paketpreis von 100 USD, wobei ich ihm gleich eine Anzahlung von 50 USD leiste. Zurück auf der KYORY erledige ich einige aufgestaute Mail-Post und bereite so langsam die Paella vor. Dabei muss ich die meiste Zeit für das ausbeinen der grossen Poulet-Schenkel zu mundgerechten Fleischstückchen aufwenden. Und gegen 18.30 konnte ich dann meinen Gästen Sybille und Bo eine gut gewürzte Paella auftischen und alles wurde weggeputzt. Während Bo sich mit Panaschee begnügte putzten Sybille und ich eine wirklich feine Flasche Chilenischen Chardonnay weg. Diesen geselligen Abend beendeten wir in "meinem" in unmittelbarer Nähe liegenden Joghurteis-Ladens - und es schmeckte auch den SYBOlern bestens. Dabei muss man dieses Softeis selber in einen Plastikbecher abfüllen und bezahlt wird dann nach Gewicht. Es überrascht ja die meisten Leserinnen und Leser nicht mehr, wenn ich an dieser Stelle erwähne, dass ich diesem Laden eigentlich jeden Abend - von der asiatischen Verkäuferin schon sehnsüchtig erwartet - nach dem Essen meine Aufwartung mache! - Auch wo denkt ihr hin, nei wörkli, ich suche diesen Eisladen wirklich nur wegen dem Joghurteis auf! Schmunzel, schmunzel! Bald fahren Sybille und Bo mit ihren Velos wieder in die Nacht hinaus und ich kehre zurück auf die KYORY um gleich noch den Abwasch zu erledigen.

Am Mittwoch und Donnerstag weilte dann der holländische Elektriker Kenneth volle sieben Stunden auf der KYORY. Dabei verbrachte er den ersten Tag damit, vielfach nur den Kopf schüttelnd, sich irgendwie in diesem überkomplizierten Leitungs-, Schalter- und Geräte-Wirrwarr zu Recht zu finden. (Und ich verfluchte wieder einmal mehr den Verursacher dieser Elektroinstallation - den Boots-Voreigner, den Selbstdarsteller und ewige Besserwisser, der sich damals in Griechenland als grosser Generalist für Boots-Reparaturen und Umbauten anbiederte!) Immerhin kann Kenneth meine Frage, ob noch alle Batterien i.O. sind, positiv beantworten. Denn eine Kontrolle mit einem speziellen Messgerät ergab, dass alle meiner sechs Batterien, zu total 720Ah, noch OK sind. Also gibt es wenigstens in diesem Bereich noch keine Ersatz-Investition zu tätigen. Auch konnte Kenneth den Fehler bei meinen Problemen mit dem Motorstart eruieren. Es war die zweite Zylinderkopf-Vorglühkerze des Vorglühsystems, die jeweils beim Start aus welchen Gründen auch immer zu viel Power frisst. Ich habe mich nun entschieden, vorerst das Vorglühsystem vom Strom abzukoppeln, da man doch eher im kalten Norden den Motor vorheizen muss als hier unten in der Nähe des Äquators. Und ohne dieses aufgeschaltete Vorglühsystem funktioniert nun das Startprozedere wieder problemlos. Und sonst habe ich ja noch immer meinen Emergency-Startknopf, mit dem ich den Motor jederzeit zum Leben erwecken kann. Ich werde diese Sache mit dem Vorglühsystem noch per Mail mit meinem Nanni-Motoren-Fachmann aus Hamburg diskutieren. Übrigens habe ich schon letzter Woche auch eine Mail an den Schweizer Garmin-Händler zugestellt mit Schilderung des Seekarten-Problems auf meinem Karten-Plotter. Somit rechne ich auch bei diesem Thema mit einer Mail-Antwort in den kommenden Tagen. Jetzt habe ich also auf der Elektro-Seite nur noch das Problem mit dem Battery-Charger offen. Denn anlässlich meines Landaufenthaltes in der Grenada Marine dieses Sommers, hauchte dieses Gerät das Leben aus. Ich verband damals wie immer in solchen Fällen mein Boot mit dem Landstrom von dort 220V/60Hz, anstatt nur 50Hz, wozu das Ladegerät aber zugelassen ist. Dann stellte ich den Hauptschalter auf Landstrom und schaltete das Ladegerät ein. Aber das Ladegerät machte nur einmal kurz klick und beim zweiten Einschalt-Versuch hörte ich gar nichts mehr. Ich ging dann der Sache nicht weiter auf den Grund und verzichtete auf Landstrom, da ich mit meinen Solarpanelen und dem Windgenerator kein Problem mit der Stromversorgung habe. Ich verschob damals diese Fehlersuche bis zu meinem längeren Aufenthalt hier auf Aruba. Am Donnerstag musste ich dann leider dem Silence-Blog entnehmen, dass Andrea im südlichen Grenada an der tückischen und schmerzvollen Chikungunya-Grippe erkrankt ist. Ich übermittelte ihr von hier aus einfach die besten Genesungswünsche mit der begleitenden Hoffnung, dass sie vor allem bald wieder schmerzfrei sein wird. Und bevor ich mich dann am Freitag an den Ausbau des im alten Schwertkasten an einem schwer zugänglichen Ort verbauten Batterieladegerät machte, stellte ich vorher noch per Mail einige Fragen an die Produktionsfirma dieses Philippi-Gerätes. Nun warte ich mal dieses Feedback ab und ich werde mich somit erst nach meinem Kolumbien-Aufenthalt diesem Problem widmen. Gestern bekam ich noch ein grosses vor fünf Tage in der Schweiz aufgegebenes TNT-Kuvert zu gestellt und ich kannte bereits den Inhalt. Das Schweizerische Seeschifffahrtsamt SSA hat mir meinen neuen Flaggenschein mit Gültigkeit bis zum 26.10.2017 zugestellt. Zwei weitere Pendenz die ich unbedingt noch hier erledigen möchte sind ua das in Betrieb nehmen meiner SSB/KW-Funkanlage. Ich werde mich am Montag im Marina-Office nach einem motivierten Funkamateur erkundigen und anschliessend suche ich den ausserhalb der Stadt liegenden „My Computer“-Shop auf, um einer Lösung für die defekte Tastatur und dem Bildschirmrahmen nachzugehen.
Heute am Samstag, 27. September geht es um 11:00 mit Sybille und Bo in ihrem Dingi auf einen Schnorchel-Ausflug zu einem der Küste vorgelagerten Schiffswrack um dabei aber vor allem auch die lebendige Unterwasserwelt zu bewundern! Und dies war dann ein wirklich eindrückliches Schnorchelerlebnis. Bo holte mich mit dem Dingi am HollidayInn-Pier ab und während einem Zwischenstopp bei der SYBO stieg noch seine Sybille ein. Sogleich tuckerten wir langsam, da wir Sybille auf einem grossen Schwimmring im Schlepptau hatten, zum etwa eine Seemeile entfernten Schiffswrack hinaus. Wow, für uns Schnorchler eine wirklich geniale Sache, da sich das Führerhaus diese alten Stahlwracks nur etwa 50cm unter der Wasseroberfläche des Riffs befindet. Einfach ideal um dieses nur in wenigen Metern Tiefe liegenden Schiffsskelett von allen Seiten zu beaugapfeln. Auch war es interessant eine Gruppe von Tauchern bei ihrem Wrack-Ausflug mit zu verfolgen. Natürlich ist ein solches Wrack auch eine Spielwiese für die verschiedensten Fischarten. Eigentlich könnte ich mit meiner Fuji-XP-Kamera bis in 15m Tiefe Fotos schiessen. Da aber bei zwei meiner Seglerfreunden ähnliche Kameras solche Einsätze nicht lange überlebten verzichte ich wohlweislich darauf. Nach einer Verschnaufpause im Dingi tuckerten wir weiter in Richtung Festland und schnorchelten nochmals für eine kurze Zeit dem nicht mehr so eindrücklichen Küstenstreifen entlang. Bald fuhren wir, mit Querung eines etwa 4m aus dem Wasser auftauchenden Buges eines weiteren hier gestrandeten Schiffswracks, zurück zur SYBO - wieder mit Sybille im Schlepptau, die diesmal mit Taucherbrille und Schnorchel die ca. 1m unter ihr vorbeiziehende Unterwasserwelt nach farbigen Fischchen absuchte. Bevor die Wassertiefe auf 0.5m schrumpfte entschieden wir uns sie auch an Bord zu nehmen, bevor ihr Body vom scharf geschliffenen Riff noch angekratzt wird. Nach wenigen Minuten erreichten wir die SYBO und die beiden luden mich noch zu einem Venezuela-Spaghettiplausch ein. Dabei interessierten sich Bo und Sybille über die Geschichte, Wirtschaft und das politische System der multikulturellen viersprachigen Schweiz. Dann vereinbarten wir noch, dass die beiden, wenn ich am kommenden Mittwoch die KYORY in der Marina auf einen anderen Liegeplatz verschieben muss, mich besuchen werden. Dabei kann ich ihnen dann aufzeigen, wie sie die KYORY während meiner Kolumbien-Abwesenheit jeweils am besten für einige Stunden belüften können. Gegen 16:00 chauffierte mich Bo mit seinem Dingi-Taxi zurück zur Pier und ich fand mich bald wieder auf meinem Hausboot ein. Und somit schliesse ich diesen ersten Teil meines Aruba-Aufenthaltes ab und erzähle dann in meinem nächsten Reisebericht sicher von faszinierenden Kolumbien-Erlebnissen! „Das KYORY-Büro bleibt nun somit bis mindestens zum 21. Oktober geschlossen!“ - Ond Tschüss!