Die unendliche Geschichte mit meinem Autopiloten - und trotz Frustration noch viel Gfreuts in Cartagena!

Nun versuche ich also seit dem 22. Januar in meinem Ausweichhafen Cartagena den Autopilotenfehler endlich genau zu lokalisieren und vor allem auch zu beheben. Auf die Unterstützung der lokalen „Spezialisten“ habe ich zwischenzeitlich verzichtet, da ich von ihren beruflichen Qualitäten mehr als nur enttäuscht war. Einiges konnte ich dann in eigener Regie beheben, so zB das legen von dickeren +/-Batteriekabeln in den Navicorner sowie das korrigieren der nun wieder auf die richtigen Seiten laufenden Autopilot-Kurskorrekturen. Auch unterstützte mich noch am Sonntagvormittag der Zuger Kevin, Marianne-Skipper, beim entlüften der Steuer-Hydraulik. Nun hatte ich eigentlich nur noch ein grosses Problem: Bei den von mir jeweils gewünschten 3°-, 5°- oder 15°-Kurskorrekturen drückt die AP-Hydraulik, ob auf BB oder STB, das Bootsruder immer bis zum maximalen Anschlag von 25° und darauf folgt immer ein shut down! Da auch die von der Garmin-Helpdesk mittels Mail kommunizierten Anweisungen in dieser Sache nichts fruchteten, vermittelte mir Garmin vor gut einer Woche endlich eine ortsansässige Firma mit dem Namen ITEC Maritima. Dies mit der Anmerkung, dass die in Colon ansässigen Elektronik-Techniker nicht mit der Qualität dieser hier domizilierten Firma würden mithalten können. Dabei sei die ITEC Maritima wohl auf Grossschiffahrt-Anlagen spezialisiert, sei aber auch bei Pleasure boats eine der besten Adressen hier in Kolumbien. Da diese Firma aber leider etwa 20km von hier ihr Domizil hat, musste ich sie per Mail anschreiben, da ich mit meinen Telefonanrufen nie durch kam. Und so gingen wieder einige Tage vorbei ohne dass ich an diese Firma ran kam. - Manana, manana! Ja, natürlich war ich so langsam frustrated und entschied mich am letzten Sonntag, dass ich am Dienstag, 10. Februar, Cartagena in Richtung Porvenir/San Blas Inseln verlasse um dann halt trotzdem in Colon/Panama das Autopiloten-Problem anzugehen. Am Montag machte ich auf der KYORY klar Schiff, baute zur Reinigung auch wieder mal die Logge aus und organisierte mir über den Agenten die Ausreisepapiere, dies mit der Auflage Cartagena bis spätestens am 14. Februar zu verlassen. Und gegen Abend, wie aus heiterem Himmel, hatte ich telefonischen Kontakt mit der ITEC Maritima! Da ich an meinem Departure-Date vom Dienstag festhalten wollte, entschied ich mit dem ITEC-Techniker Carlos, dass er am Dienstagmorgen um 08:30 direkt auf die KYORY kommt. Wir vereinbarten im weiteren, dass wir nach seiner Ankunft umgehend zu einem etwa 2stüdigen Seatrail, zum konfigurieren des Autopiloten, auf die See hinaus fahren würden. Umgehend organisierte ich auf 08:00 auch gleich den Marinero zum lösen der an der Mooring auf dem Meeresboden direkt befestigten Leinen. Und nach der abgeschlossenen Seatrail-Ausfahrt würde mich noch Kevin als linesman zur Diesel-Tankstelle im nahe gelegenen Fischereihafen begleiten. Und so um 12:00 wollte ich mich dann - und dies erst noch bei idealen Wetterverhältnissen - auf den gut zwei Tage dauernden Segeltrip nach Porvenir machen.
Okay, pünktlich um 08:30 erschien am Dienstagmorgen der ITEC-Techniker Carlos bei mir auf der KYORY. Bevor wir gemeinsam zum Seatrail-Test raus fuhren, wollte er sich verständlicherweise noch vorab mit meiner AP-Anlage vertraut machen. Nachdem auch bei seinen Kurskorrektur-Versuchen immer ein shut down resultierte wollte er noch alle NMEA2000-Leitungen ausmessen. So kam dann noch die einte oder andere Kontrolle in dieser kompliziert aufgezogenen Bordelektrik dazu - wobei ich wieder mal den Boots-Voreigner und Umbau-Möchtegern verfluchte - und die Zeit lief uns nur so davon. Dabei brachte mir Carlos sukzessive bei, dass unser geplanter Seatrail-Test unter diesen Vorzeichen nichts bringen würde. Während unserem kleinen Lunch biss ich in den mehr als sauren Apfel und entschied mich - meine für heute geplante Porvenir-Überfahrt zu verschieben. Es machte für mich wirklich keinen Sinn, unter diesen gegebenen Umständen, auch in Anbetracht der Möglichkeiten in Colon, ohne funktionierenden Autopiloten weiter zu segeln! Ich muss, verflixt noch mal, diese Scheisse doch vor dem Erreichen des Pacifics endlich auf die Reihe bringen, denn in der Südsee bin ich dann wirklich nur noch auf mich gestellt! Bis gegen 16:00 versuchten wir, nach vielen weiteren verschiedensten Geräte-Einstellungen, eine Lösung zu finden - aber es sollte einfach nicht sein! Carlos wird nun vorerst morgen von seinem Büro aus Garmin USA mit seinen Infos füttern und auf deren weitere Inputs warten. Wir sind aber beide überzeugt, dass der Fehler nur in der AP-Hydraulikpumpe (mit eingebautem Rudersensor) oder im AP-Computer sein kann. Und wenn das dann wirklich auch so ist, habe ich ein weiteres Mal zu akzeptieren, einen meiner ungeplanten Rep-Aufenthalte zu verlängern und auf entsprechende Ersatzteile mittels FedEx-Post aus den USA zu warten. Somit versuche ich hier nichts schön zu reden - vor frühestens dem 20. Februar werde ich hier bestimmt nicht wegkommen! Bis kommenden Donnerstag sollte Carlos die notwendigen Informationen beisammen haben, damit über das weitere Vorgehen entschieden werden kann!


Diese nun weitere zusätzliche Verspätung hat auch auf Nebenschauplätzen ihre Auswirkung! Dabei macht mich vor allem folgende Geschichte traurig: Denn ich freute mich speziell auf den Besuch der San Blas Inseln in diesen Tagen, da ich dort endlich ein versprochenes Wiedersehen mit meinen Ämmebrogger Freunden Erwin&Jrmina auf ihrer Red Harlekin hätte feiern können. Die letzten Wochen segelten übrigens die beiden von Guatemala über die Honduras vorgelagerten Inseln ins San Blas Archipel. Das wäre sicher eine emotionale Angelegenheit geworden, haben wir uns doch seit unseren Boots-Umbauzeiten in Kilada/GR vier lange Jahre nicht mehr gesehen! Ich hoffe nun einfach, dass es vielleicht später dieses Monats  doch noch für ein Treffen in den San Blas oder dann halt in Panama reicht! Liebe Jrmina und Erwin: I beg your pardon - für dieses weitere nicht eingehaltene Versprechen zu unserem ersten Nach-Kilada-Treffen! Somit werde ich dann euch nicht nur zu einem roten Cabernet Sauvignon auf die KYORY einladen, sondern ich werde hier noch eine Flasche Schämpis zu unserem Wiedersehen organisieren! Eine weitere Auswirkung hat nun diese Verzögerung auch auf mein bereits erfolgtes ausklarieren. Entweder riskiere ich, den vorgegebenen Termin vom 14. Februar zum Verlassen von Kolumbien bis zum 20. Februar hinaus zu zögern - dabei dürften aber die Behörden mich nicht erwischen - oder ich klariere für 150 USD nochmals ein und aus! Für meine weitere Fahrten-Planung hat auch diese Verzögerung keinen schwerwiegenden Einfluss: Als weiterhin unverwüstlich positiv denkender Mensch gehe ich mal davon aus, dass ich nun spätestens am 23. Februar Porvenir ansteuern kann und so gegen den 4. März Colon erreichen werde. Nach meinem dortigen Haul out in der Shelter Bay Marina hoffe ich am 14./15. März durch den Panama-Kanal zu fahren. Anschliessend würde ich ohne die Las Perlas Inseln aufzusuchen, liegen NW vor der Pacific-Küste von Panama, direkt die 1.000sm (mindestens 10 Segeltage) nach Galapagos unter den Bug nehmen. Somit könnte ich dann, nach dem 3tägigen Galapagos-Aufenthalt, die auf diesem mehrjährigen Segelabenteuer für mich längste Etappe angehen. Es sind die 3.100sm (mindestens 30 Segeltage) zur Insel Hiva Oa in den traumhaft schönen Marquesas Islands!
Aber vorerst befinde ich mich also immer noch in Kolumbien und ich lasse mich hier von niemandem verrückt machen und geniesse zwischendurch erst recht diese zusätzlichen Cartagena-Tage. Dabei gibt es ja doch noch eine positive Auswirkung dieses erweiterten Aufenthaltes: Ich kann nun noch das einte oder andere Mal mit meinen Freunden der hier kennengelernten 4köpfigen Marianne-Crew zusammen sitzen! Dies nachdem diese Guys schon auf der KYORY als Gäste zu einem Pilz-Ragout, einem Spaghetti Bolognese-Plausch  eingeladen hatte. Auch Kevin und seine Freundin Adila bekochten mich dafür schon asiatisch in meiner Pantry! - Natürlich endete der einte oder andere dieser feuchtfröhlichen Abende dann nicht schon um 24:00!?


Auch sonst haben wir schon einiges miteinander unternommen, schlenderten durch den grossen uns um Hundert Jahre zurück versetzenden Markt oder besuchten die auch abends eindrucksvolle Altstadt von Cartagena. Dabei sind Kevin und Adila meistens Barfuss unterwegs - also ich hätte Schiss! Seit ich übrigens hier angekommen bin, werden wir von stetigen 30° verwöhnt - und dies bei null Regen! Na ja, das wird sich dann im öfters regnerischen und gewittrigen Panama scho no es betzeli ändere.
So, nun möchten ich euch aber noch von meinen neuen hier in Cartagena kennengelernten Freunden und Bekannten was erzählen. Ich fange gleich mal mit einigen weiteren spannenden Infos zur Marianne-Crew an. Am 27. Januar kam hier Kevin
mit der Marianne, einem für einen Holländer betreuten 12m-Segelboot an. Er ist 26jährig, absolvierte wie ich eine Maschinenzeichner-Lehre und kommt aus dem Guggital in der Nähe von Zug/Schweiz. Zusammen mit seiner ihn begleitenden Freundin Adila (aus Malaysia), haben die beiden dieses Segelboot in Bonaire übernommen und segelten dann über Aruba vorerst nach Santa Marta/Kolumbien. Dabei hatten die beiden während ihrem Aufenthalt in Santa Marta mehr als nur einige Schrecksekunden zu verarbeiten. Als sie nur ein wenig ausserhalb der Stadt auf einer Fusswanderung in die nahen Berge unterwegs waren wurden sie von fünf einheimischen Jugendlichen überfallen. Kevin musste die wenigen Kleider die er trug abgeben bis er nur noch Nackt im Busch stand. Da Kevin und auch Adila nur wenig Geld und auch kein Handy auf sich hatten, drückten drei dieser Verbrecher Kevin mit einem Messer am Hals auf den Boden und die anderen wollten sich um Adila kümmern. Dann wurden sie durch irgendwas gestört und die Verbrecherbande machte sich aus dem Staub. Natürlich waren Kevin und Adile geschockt und hatten vermutlich Glück, dass dabei Adila nichts weiter angetan wurde. Einige Tage später wurden dann die mit Oskar (Kolumbianer, sucht hier einen Job) verstärkte Crew, auf der Weiterfahrt nach Cartagena in rauer See mehrmals mit Salzwasser geduscht. Das kommt mir irgendwie bekannt vor! Dabei drang auf der Marianne leider einiges Wasser ins Boot ein und setzte das VHF-Geräte ausser Betrieb. Mit Harold (Holländer, macht ein Timeout von seiner Familie) kam dann hier noch das vierte Crew-Mitglied dazu. Harold und Oskar passen nun über die kommenden Wochen auf das hier vor Anker liegende Boot auf und werden anschliessend von einem couple aus den USA abgelöst. Dies, da Kevin eine mehrmonatige Solo-Tramperreise durch einige südamerikanische Länder, mit Start in Peru, unternimmt. Leider wird seine Freundin Adila nicht dabei sein, da sie schon vor längerer Zeit auf den 1. März einen Job in Bogota angenommen hatte. Also diese aufgestellten Menschenfreunde Kevin und Adila, die in ihren jungen Jahren schon viel Lebenserfahrung gesammelt haben sind einfach zwei liebenswerte und wirklich sympathische Kosmopoliten. Ich wünsche den einfach bestens zueinander passenden Kevin und Adila, dass sie sich über die nächsten Monate und Jahre nicht aus den Augen verlieren! Wer weiss, vielleicht gehen sie mal später ein viel grösseres Abenteuer miteinander an!? Übrigens hat vor allem Kevin in seinen jungen Jahren schon einiges erlebt und ist in der Welt herum gekommen. So war er ua Skilehrer in Arosa und Jacksonhole, fällte Bäume in Kanada, frönte dazwischen dem Wassersport Kitesurfen, verdiente Geld als Strassenmusiker oder auch Hutflechter und lebte schon bei einem Schamanen im Amazonas. Adila lernte er während einer Velotour durch Spanien in Barcelona kennen und auch lieben. Die beiden haben ein gutes Auge für alle auf der Strasse oder sonst wo rum liegenden Sachen. Aus allem gefundenen oder ihnen auch geschenktem oder billig gekauften Sachen stecken sie bewundernswert ihre verschiedenen Talente ein und aus alt wird neu. Ob dies nun ein Velo oder nur ein Lampenschirm ist, die beiden kommen verdientermassen so zu einem für sie gewichtigen finanziellen Zustupf. Und einfach so aus dem Bauch heraus bestieg Kevin als Segel-Greenhorn im 9.2013 die Marianne mit ihrem holländischen Eigner und segelte mit ihm von Amsterdam zu den Kanaren. Über den Atlantik heuerte er dann auf einem US-Segelboot an und kam in weiteren Etappen, jeweils als Crew-Mitglied auf diversen anderen Segelyachten durch die Karibik nach Bonaire. Dort traf er wieder auf die Marianne, die er dann, nachdem der Eigner nach Holland zurückkehrte, als Skipper übernahm und nach Cartagena segelte. Am vergangenen Montagabend meldete sich übrigens die Marianne-Crew auf 19:00 zu einem Apéro auf der KYORY an. Dabei überraschten sie mich mit der Ankündigung mich an meinem vermeintlich letzten Abend in Cartagena zu einem Nachtessen in der Altstadt einzuladen. Vorher überbrachten mir aber alle vier ein persönliches Geschenk, so zB ein geflochtener Früchtekorb von Kevin, kolumbianisches Süssgebäck von Oskar, Toblerone-Schoggi(!) von Harold und eine farbige von der gesamten Marianne-Crew mitgestalteten A4-Collage. Da ist verständlich, dass ich ein bisschen gerührt ob dieser Wertschätzung war! Und als Tüpfli ofs i beschenkte mich Kevin am Tag darauf noch mit einem von ihm geflochtenen Lampenschirmli! Soviel also noch zur Marianne-Crew!    


Dann treffe ich hie und da den ca. 65ährigen Hans aus Grosswangen/Schweiz, das liegt nicht weit von meinem Geburtsort entfernt wo ich meine Jugendjahre verbracht hatte.  Seit 13 Jahren lebt Hans hier in Kolumbien, ein wenig ausserhalb von Cartagena und ist mit einer Kolumbianerin verheiratet. Gesundheitlich hat er mit dem einten oder anderen Problemchen zu kämpfen, hört leider nicht mehr so gut und vor einigen Monaten erwischte ihn auch noch die Chikungunya. Ich hatte ihn Ende Januar mit zwei seiner Kollegen im Café-Restaurant des Supermercado während einer meiner WiFi-Sitzungen kennengelernt und führten seit diesen Tagen einige interessante Gespräche. Dabei fehlten natürlich auch die obligaten Kolumbien-Themen nicht, wie die noch offene Landreform oder die Problematik der hier in Cartagena investierten Drogengelder in Immobilien und „kleineren“ Motoryachten! Auch Hans war über die vergangenen Jahre Besitzer diverser Segelboote und hat nun vor einigen Monaten seinen Katamaran verkauft und schippert nun hier, ein paar Mal die Woche, noch rudernd mit seinem Eigenbau-Dingi hier im Hafen herum. Dieser Tage machte mich Hans bei einem Apéro auf der KYORY mit Edi, einem 59jährigen Zürcher bekannt. Edi heiratete vor über 10 Jahren in der Schweiz eine Kolumbianerin und nach seiner Frühpensionierung im 2013, als UBS-IT-Mann, zogen sie definitiv zusammen nach Cartagena. Nachdem sie schon die Jahre vorher öfters mal Ferien in Kolumbien verbrachten, war eigentlich schon früh klar, dass sie später nach Kolumbien umziehen würden.   Über die vergangenen Jahre kaufte er hier in den Hochhäusern zwei Wohnungen und da sich die Immobilienpreise hier in den letzten Jahren verdreifachten investierte er nochmals in eine weitere Wohnung. So lebt nun Edi mit Frau glücklich im 20. OG in einem dieser Hochhäuser, wobei in den ersten zwei Geschossen die Auto-Abstellplätze untergebracht sind, und geniesst das Seniorenleben. Diese Hochhäuser bieten mit Swimmingpools, Fitnesscenter, Sonnenterrasse auch das gewünschte Freizeitvergnügen und sind natürlich bestens bewacht. Was es übrigens hier nicht gibt ist ein kulturelles Angebot, wie Operhaus, Schauspielhaus oder ähnliche Einrichtungen. Es gibt hier wohl das einte oder andere Kleintheater und natürlich treten schon auch mal bekanntere Stars an Konzerten auf. So kaufte Edi im vergangenen Sommer zwei Tickets für ein Romantik-Konzert im Centro de Convenciones mit dem Pianisten Richard Clayderman (was der lebt noch?). Leider musste dann dieses Konzert abgesagt werden, da der Organisator mit den von den Besuchern voraus bezahlten Ticktets auf nimmer wiedersehen in die Pampa verschwand! Also kein Konzert und die 220 USD waren auch verloren! Hans bestieg dann am 29. Januar mit seiner Frau für einen mehrtägigen Ausflug nach Colon/Panama eine Ferry, die diese Strecke in nur 18 Stunden bewältigt.


Im weiteren lernte ich hier nochmals einen Hans kennen, 73jährig, aus Deutschland, der sich hier mit seiner deutschen Frau über die letzten vier Jahren mehrheitlich im Dreieck Kolumbien/Panama/San Blas bewegte. Aber seit längerer Zeit liegen und leben die beiden hier auf ihrem Katamaran vor Anker in Cartagena. Leider ist Hans, nach einem vor fünf Jahren noch in Deutschland passierten Schlaganfall, nicht mehr so beweglich. Vermutlich wird er nun seinen Kat bald mal verkaufen, was natürlich hier in Cartagena nicht so einfach ist. Entweder mieten sie dann hier eine kleine Wohnung oder kehren definitiv nach Deutschland zurück. Zu dieser Dreier-Runde gehört noch Oliver, ca. 50zig, Deutscher, ist mit einer Kolumbianerin befreundet. Auch er lebt hier auf seinem Kat und will in den nächsten Monaten auch in Richtung Südsee weiter segeln. Derzeit erfüllt er sich noch einen alten Traum und ist während drei Wochen mit seiner Freundin auf einem Explorer-Cruiser in Feuerland unterwegs. Da er noch im Besitz eines alten Presseausweises ist, erhielt für diese Schiffsreise einen grösseren Rabatt.
Am 28. Januar trafen hier vier ca. 25jährige Franzosen mir ihrer 12m-Segelyacht in der Marina ein. Es sind alles Studenten mit abgeschlossenem Studium, die nun vor dem Einstieg ins Berufsleben einfach mal mit ihrem vollkommen von Landstrom unabhängigen Boot ihr Segel-Abenteuer ausleben. Bereits am 3. Februar sind sie zu den San Blas Inseln aufgebrochen um dann später auch durch den Panama-Kanal weiter in die Südsee zu segeln. Irgendwo werden wir sicher wieder aufeinander treffen! Und am 31 Januar ist hier ein weiteres 10m-Segelboot aus Norwegen angekommen, und ein Deutscher Mitsegler erzählte mir nach dem anlegen, dass auch sie von Aruba herkommend einer verrückten See trotzen mussten - und dabei auch ihnen der Autopilot (Raymarin) ausgestiegen ist. Auch sie wollen so nach einer Woche in die San Blas und dann nach Colon weitersegeln. Dh der deutsche Mitsegler fliegt von Panama aus wieder nachhause und der Norweger fährt dann weiter durch den Kanal mit dem späteren Ziel Sydney/Australien. Es ist in dieser grossen Langfahrten-Familie einfach spannend immer wieder solch kurze Bekanntschaften zu machen, wobei sich manchmal auch tiefere Freundschaften ergeben! Seit ich mich übrigens hier in der Marina Aufhalte melden sich bei uns Skippern immer wieder Tramper alleine oder zu zweit, die von hier aus eine Gratis-Mitfahrgelegnheit zu den San Blas Insel und weiter nach Panama suchen. Sie bieten sich dann als "Hand gegen Koje" an, dh sie würden dann während der Reise kleinere Jobs wie kochen oder putzen sowie auch Wachen übernehmen. Aber ich weise alle diese Anfragen immer ab, da ich mir keine Probleme als "missbrauchter Drogenkurier" oder sonst was aufhalsen will!
Über die letzten Wochen nahm ich mir immer wieder mal Zeit alleine das nahe Altstadtquartier mit dem Centro, Getsemani, Matuna und San Diego zu durchstreifen. Wenn mich dabei der Durst oder Hunger einholt erfrische ich mich an einem der vielen jeweils an den kleinen Gassen-Kreuzungen platzierten farbigen Verkaufsständen, wo jedwelche Getränke oder Früchten angeboten werden. Dabei faszinieren mich, neben den Mal ruhig oder auch wuselnd durch die Gassen ziehenden Einheimischen, einfach immer wieder diese pastellfarbig bemalten Häuser. Und in den Getsemani/Matuna-Quartieren entdecke ich an den Hauswänden immer wieder neue kunstvolle Graffitis, vor denen ich immer staunend stehen bleiben muss. Auf einer dieser Wanderungen besuchte ich das schon lange mal eingeplante Museo Naval del Caribe. Auf zwei Stockwerken findet man in eindrücklich präsentierten Modellanlagen die Darstellungen der wichtigsten vor einigen Hundert Jahren um Cartagena geführten Seeschlachten. Dabei bekommt man auch einen guten Eindruck der alten, die damals die Bewohner sehr gut schützenden verteidigungsanlagen. Auch kann man in diesem Museum die Entwicklungsgeschichte der Seefahrt aus dem Mittelalter bis in die heutige Zeit anhand von vielen Schiffsmodellen und bebilderten Wänden gut nachvollziehen. Ein sehr schön im Detail ausgearbeitetes Model ist das englische Segelschlachtschiff Independence. Zufällig entdeckte ich in einem kleinen, an das Museum angrenzenden Konzertsaal eine Indio-Künstlergruppe, die am proben für ihr abendliches Konzert waren. Freundliche stellten sich mir die Künstler für ein kleines Fotoshooting zur Verfügung. Dann ging es wieder hinaus in die engen Gassen der Altstadt, wo auf kleineren Plätzen immer wieder die verschiedensten von Künstlern kreativ gestaltete Eisenplastiken auftauchen. Spannend wurde es noch als ich an meine SYBO-Freunde Sybille&Kai ein Päckli nach Deutschland verschickte. Ui war das eine komplizierte Sache, sogar einen Fingerabdruck musste ich hinterlassen. Dagegen überraschte mich dann der problemlos Einkauf von zwei 12V-Lämpli für mein Ruderstandsanzeigegerät!