Meine ersten Südsee-Erlebnisse auf Hiva Oa, Marquesas.

Als ich am ersten Tag nach meiner Ankunft auf Hiva Oa in den frühen Morgen des 5.8.2015 blinzelte, zeigten die Zeiger meiner Uhr auf 0630! Ui, da hat sich mein Körper aber genommen was er am dringendsten benötigte und das waren ganze 11.5 Stunden Schlaf! Verständlicherweise fühlte ich mich bestens erholt und ich freute mich bereits auf meinen ersten Landgang. Aber step-by-step! Nach dem Aufstehen gehe ich es erstmal langsam an. Ich bereite mir in der Pantry ein reichliches Frühstück vor. Anschliessend nehme ich mir alle Zeit der Welt um im Cockpit, in dieser rund rum einfach beeindruckenden Kulisse mein erstes Südsee-Zmorge zu geniessen! Später bringe ich wieder ein bisschen Ordnung in den Boots-Innenbereich und unternehme gleich einen kleinen „Frühlingsputz“. Das zieht sich bis in den späteren Vormittag hinein und um 1100 tuckere ich mit dem Dingi, beladen mit meinem Rucksack und den zwei Pazifik-Abfallsäcken, an dte Anleger der am Ende des Breakwaters liegenden Tankstelle. Wobei das erklettern dieser Anleger, je nach Tidenhöhe, eine kleinere sportliche Herausforderung sein kann. Ich befestige das Dingi hinten und vorn an je einer Leine zwischen den zwei hier vorhandenen Holz-Anlegern. Noch besser wäre es bei diesem Schwell ,der stetig an das steinige Ufer klatscht, den kleinen Dingi-Heckanker einzusetzen. Das kann ich ja dann an einem der Folgetage mal ausprobieren. Das Marquesas Archipel besteht übrigens aus sechs grösseren und sechs kleineren Inseln. Die Bevölkerungsanzahl weist in etwa 8.700 Personen aus, wobei das hoch hinauf bewaldete Hiva Oa ca. 2.300  Einwohner zählt.
  
Aber verflixt nochmal, was ist denn nun passiert! Kaum stehe ich auf dem Anleger versuche ich wie ein stockbetrunkener Quartalssäufer erstmal die fünf Treppenstufen bis zur Strasse hinauf zu schaffen. Voll konzentriert schwanke ich langsam an der Tankstelle vorbei, wobei es mich komischerweise vor allem nach links zieht. Okay, ganze 40 Tage hintereinander war ich bis anhin noch nie auf See und da wird mein Gleichgewichtssinn sicher ein paar Tage benötigen, bis er sich wieder an diese nicht schaukelnde Erde gewöhnt hat. Es ist wirklich zum Lachen, wie ich da schwankend der Strasse entlang ans Ende der Bucht zusteuere. Dort steige zum Strand hinunter und begebe mich über eine Sandbank auf die andere Seite der Bucht. Von da aus gelange ich über einen steilen und ungesicherten Fussweg zur Hauptstrasse, um dann in etwa 40 Minuten das in der Nachbarbucht liegende Atuona zu erreichen. Ich wandere nun auf der erhöht über der Küste liegenden Strasse entlang, dies mit traumhaftem Ausblick auf die Einfahrt in die Bucht mit unseren dort vor Anker liegenden Segelbooten. Und eingerahmt wird diese Szenerie von auf der Insel verteilten und längst erloschenen Vulkankratern mit Höhen von bis zu 1.300m. Wobei bei einigen die Hälfte des Kraterrandes bei einer frühzeitlichen Explosion weggepustet wurde. Auf dem weiteren Weg komme ich an einer Militärkaserne vorbei, wo jungen Leuten eine zusätzliche Ausbildung in diversen Berufsbereichen angeboten wird. Dann folgt auf einer Anhöhe die Wetterstation und kurz darauf erblicke ich das Restaurant Relais Moehau. Nun habe ich nach meiner wochenlangen KYORY-Verpflegung auf See verständlicherweise Lust auf ein „fischiges“ Zmittag. Ich setze mich draussen auf der Terrasse an einen Tisch und bestelle zu einem kleinen Mixtsalad ein Shrimps-Menu mit Reis an einer sweetsour-sauce. Zum Trinken bestelle ich eine Cola und ein Mineralwasser. Dass ich dann noch zum Dessert zwei Kugeln Glace auswählte ist ja eigentlich keine Überraschung mehr! Nun, das Essen ist hier wirklich vorzüglich, kostet mich aber stolze 42 USD. Dabei war ich schon vorinformiert, dass Französisch Polynesien mit Tahiti das teuerste Pflaster in der Südsee sei. Gegen 1400 schlendere ich ins Dorf hinunter und suche als erstes die Bank Socredo auf um am ATM einige CFP Pacificfranc (100 CFP -> etwa 1 CHF) zu beziehen. Dann suche ich die Gendarmerie auf, um die Einklarierung in französisches Hoheitsgebiet vorzunehmen. Da wir Schweizer mit der EU das Schengen-Abkommen unterzeichnet haben ist das Einklarieren sehr einfach und es fallen keine Kosten an. Das Original der Customs Declaration muss ich in der gegenüberliegenden Post mit einer 75 CFP-Briefmarke versehen und in einem Kuvert nach Papeete versenden. Das war‘s dann schon! Dabei wurde ich von einem freundlichen Beamten betreut und ich habe nun die Möglichkeit, mich solange ich will hier in Französisch Polynesien aufzuhalten. Die einzige Auflage ist, dass wir Segler während der weiteren Fahrt durch Polynesien, uns auf einigen der grösseren Inseln oder Atollen  jeweils kurz bei der Gendarmerie melden müssen. Anschliessend suche ich das WiFi-Restaurant „Eliane“ auf, das von der überaus freundlichen und sympathischen Evudi geführt wird. Hier bestelle ich mir in den nachfolgenden WiFi-Tagen zum Zmittag mal eine feine von ihr zubereiteten Crêpe oder einen Hamburger. Dann stocke ich noch meine auf dem Pazifik weggeputzten Vorräte bei einem der vier hier ansässigen kleinen Supermärkte auf. Ich kaufe Fisch, Pouletschenkel, ein Pariserbrot (kein anderes Brot im Angebot), einiges an frischem Gemüse (Salat gibt es derzeit leider nicht), Früchten, Milch, Bier und je eine Flasche Cola und Fanta ein. Ähm, ich glaube ne Schoggi war auch noch dabei! (Nein, er kann‘s nicht lassen!) - Schmunzel, schmunzel! Dabei füllte ich mit diesem Einkauf doch gleich mal drei kleinere Kartonschachteln. Ich bat dann die Frau an der Kasse, mir doch bitte ein Taxi (zu 300 CFP) zurück zur Ankerbucht zu organisieren. Da meinte sie, non, non, unser Sohn wird sie schnell mit dem Jeep hinüber fahren! Nun, eines begleitet mich während meinem ganzen Aufenthalt hier auf Hiva Oa: Das ist die jederzeit ehrlich gemeinte Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Inselbewohner. Und an bis anhin keinem anderen Ort auf meiner Langfahrt, wurde ich so warmherzig willkommen geheissen wie hier auf den Marquesas! Auch ist uns Langfahrtenseglern bekannt, dass wir in der ganzen Südsee keine Angst vor Überfällen, Einbrechern auf Booten oder gar der Piraterie haben müssen!

So erreiche ich gegen 1700 wieder mein Dingi und tuckere zurück zur KYORY, wobei ich noch kurz bei zwei Segelbooten für ein kurzes chit-chat anhalte. Zum ersten bei den ca. 30jährigen Sörensen&Alexandra (er ist Deutscher und seine Frau Brasilianerin) der Ghost. Die beiden haben vor etwa fünf Jahren ihre Yacht zu 5.000 Euro als Totalschaden, eine andere Yacht war ihr voll in die Seite gefahren,  übernommen. Sörensen, als ausgebildeter Bootsbauer, hat die Ghost wirklich vorbildlich renoviert. Wie wir alle hier auf Langfahrt befindlichen Segler haben auch sie beide mit dem einten oder anderen technischen Problem zu kämpfen. So ist zB bei ihnen auf der Pazifik-Überquerung eine Wanten-Halterung auf Salinghöhe abgebrochen, die sie nun zwischenzeitlich reparieren konnten. Sie wollen nun in einigen Tagen, wie später auch ich, nach Fatu Hiva runter segeln. Den zweiten Stopp legte ich beim 76 Lenze zählenden Dutch/Australier Kees auf seiner Zucchini ein. Auch er hat hier noch ein technisches Problem zu lösen, denn er wartet hier sehnsüchtig auf einen Mechaniker, der ihm eine neue in Deutschland georderte Wasserpumpe an seinem älteren Ford-Diesel austauschen sollte. Auch wird in etwa 10 Tagen seine Frau Christin aus Auckland hier eintreffen um mit ihm einige Ferientage zu verbringen. Anschliessend wird er dann anfangs Oktober mit einem noch aufzutreibenden zweiten Crew-Mitglied über Tahiti nach New Zeeland zurück segeln. Dabei erzählt er mir mit leicht feuchten und traurigen Augen, dass dies dann seine letzte Langfahrt auf See sein werde! Dazu wünsche ich ihm natürlich heute schon viel Glück auf dieser für ihn emotional sicher nicht einfachen Segel-Abschlussfahrt! Wieder auf der KYORY verstaue ich all meine Einkäufe in der Kühlbox und in weiteren Lagerorten. Anschliessend schnappe ich mir zwei kühle Bierbüchsen und suche mit dem Dingi die gleich gegenüberliegende Yacht Sagacious vom Engländer Chris auf. Damit möchte ich mich bei ihm mit diesem kleinen Sundowner für seine Seemannschaft beim gestrigen ausbringen des Heckankers bedanken. Beim meiner Ankunft entschuldigt er sich als erstes für den vielfach auf seinem Boot laufenden Benzin-Generator. Da der Bootsmotor ausgebaut beim Motorenmech Vincent in der Werkstatt von Atuona liegt, kann er derzeit die Batterien nur mittels dem Geni nachladen. Und da seine Yacht noch ohne Solarpanels und Windgenerator ausgerüstet ist, hat er natürlich vor Anker immer entsprechende Strom-Probleme. Auch sollte er bald mal, wie auch ich, den ganzen Batteriensatz erneuern. Nachdem wir unsere aktuellen technischen Probleme ausgetauscht hatten stellten wir fest, dass wir aus vergangenen Jahren einige geografische Berührungspunkte haben. Denn auch der ruhelose, 70jährige Chris, war früher beruflich in den verschiedensten asiatischen Ländern und Australien unterwegs. So konnten wir in alten Erinnerungen schwelgen und die einte oder andere lustige oder abenteuerliche Story ans Tageslicht befördern, da wir uns Ende der 70ziger Jahre in etwa zur gleichen Zeit in Bali und den Nachbarinseln aufhielten. Aber das verrückteste bei seinen Erzählungen hielt er bis zum Schluss auf. Er verbrachte nämlich auch einige längere Aufenthalte in der von ihm geschätzten und geliebten Schweiz, dies vor allem in der Gegend des Genfersees und im Wallis. Dabei erzählte er wieder alte viel zum Lachen anregende Geschichten aus Orten, die nicht mal ich kannte, die er mir aber später mal beim durchsehen meiner CH-Strassenkarte aufzeigen konnte. Übrigens würde er auch locker als Schweizer durchgehen, hat er doch sage und schreibe vier Knorr-Aromat-Streuer in der Pantry - das Schweizer National-Gewürz! Natürlich folgten mit Chris noch die einten oder anderen Stunden beim Erzählen auf der Sagacious und der KYORY! Chris wartet nun noch auf die Anlieferung der Erdsatzteile seines Perkins-Diesels, damit die Machine von Vincent wieder eingebaut werden kann. Wenn dann in etwa drei Wochen wieder seine Crew hier eintrifft, wird auch die Sagacious wieder weiter ziehen. Ja, die Welt ist wirklich klein - auch auf einer Langfahrt über Ozeane hinweg! Dabei haben auch die Marqueser bei den Schulfächern von Geografie und Geschichte gut aufgepasst, denn wenn ich jeweils nach meiner Nationalität gefragt werde, höre ich bei Switzerland ein vielfach bewunderndes „Oh!“ zu unseren hohen verschneiten Bergen sowie für unsere auch in den vergangenen Jahren gut laufende Wirtschaft. Und auch hier, an einem doch wirklich abgelegenen Insel-Archipel in der Südsee, erinnern sich sogar Einheimische beim Stichwort Schweiz aber als erstes immer gleich an unseren Tenniskünstler Roger Federer! Wie schon an anderer Stelle erwähnt, einfach unglaublich, wie dieser sympathische junge Mann auch hier verehrt und mit unserem Land identifiziert wird. Kurz nach 2000 bin ich wieder zurück auf der KYORY und nach einer heissen Tomatensuppe schreibe ich noch zwei Stunden an meinem Pazifik-Reisebericht. Und vor dem Einschlafen ziehe ich mir in der Koje noch ein paar Seiten aus einem Roman der Jack-Reacher-Serie von Lee Child rein.

Über die folgenden Tage setze ich vor allem einiges an Zeit für fällige Instandhaltungsarbeiten auf der KYORY ein und gönne mir einfach noch einige zusätzliche und auch wohlverdiente „Ferientage“. Dazwischen verbringe ich an einigen weiteren WiFi-Tagen im „Eliane“, wie auch andere meiner Seglerkollegen, viele Stunden an meinem Notebook. Dabei muss ich unendliche Geduld aufbringen, beim Installieren meines neuen Office2013-Paketes (290 CHF) von Microsoft. Dies nachdem ich vorab über diverse Microsoft-Kanäle versucht hatte mein altes Office2007, mittels noch vorhandenem Product Key auf das neue HP-Notebook zu installieren. Es war von hier aus, auch mein mehr als nur hilfsbereiter Freund Roland in der Schweiz musste diese Erfahrung machen, sehr, sehr schwierig an eine funktionierende Phone-Nr. des Microsoft-Supports zu gelangen, denn per Mail ist es ein Ding der Unmöglichkeit. Eine in mühevoller Sucharbeit eruierte Support-Nr. konnte ich aufgrund der Zeitverschiebung von über 10 Stunden nur nachts zwischen 2400 bis morgens um 0600 kontaktieren - dies übrigens in einem out-gesourctem Büro in Bukarest/Rumänien! Nach drei solchen nicht einfach geführten Telefonaten schaffte ich es dann nach Tagen, mit dem meine hier im Niemandsland verzwickte Situation verstehenden und mitfühlenden Istvan, dieses neue Office2013 auf mein Notebook zu installieren! Diese ganze Geschichte verlangte von mir in diesen Tagen wirklich einiges an Nerven. Dies weil das Installieren des viele MB umfassenden Office-Paketes über die hier langsame WiFi-Verbindung bei „Eliane“ (500 CFP/Stunde) am Anschlag war und ich dies erst nach zwei Tagen abschliessen konnte. Wobei sich meine unendliche Geduld einmal mehr bezahlt machte. Aber va konnte ich nun wieder im Word an meinem ausführlichen Blog-Beitrag der Pazifik-Überquerung weiter schreiben und auch da und dort noch an einigen Textpassagen feilen. Ergänzend musste ich die den Text auflockernden Fotos noch auswählen, um sie dann nach dem Übertrag in den Blog zwischen die ausgewählten Textblöcke einzusetzen. Dazwischen konnte ich aber immerhin die ersten, der während und kurz nach der Pazifik-Überquerung eingegangen 43 Mails beantworten. Dabei war ua eine Mail von Markus&Jrmina der Red Harlekin, die sich aufgrund meiner Etmale kurz vor Hiva Oa ein ETA auf den frühen Morgen vom 4.8.2015 errechnet hatten. So hatten sie sich mit der Red Harlekin vor der Einfahrt in die Atuona-Bucht eingefunden um mich hier willkommen zu heissen! Da ich dann aber aus Flauten-Gründen nicht in ihrem Blickfeld erscheinen wollte und auch VHF-Aufrufe nichts fruchteten segelten die beiden zur nördlichen Nachbarinsel Ua Pou weiter. Ich traf ja dann erst Mitte Nachmittag in Atuona ein. Leider, leider hat also unser für dieses Jahr geplante wiedersehen immer noch nicht geklappt, aber der in meiner Kühlbox gelagerte Wiedersehens-Champagner ist auch in einigen Wochen noch bestens geniessbar. - Schmunzel, schmunzel.

Am Sonntagmorgen, 9. August fuhr ich mit Frank, einem 45jährigen Franzosen, da es gleich zu regnen anfing mit einem Taxi nach Atuona hinein. Dabei erzählte er mir, dass er seit 12 Jahren mit seiner inzwischen 4köpfigen Familie und ihrer 15m-Yacht auf den Weltmeeren unterwegs sei. An Orten, wo es ihnen gut gefällt und er einen Job ergattern kann, bleiben sie dann schon mal 1-2 Jahre hängen. Gerade jetzt folgte zB ein längerer Tahiti-Aufenthalt, wo er als Sekundar-Lehrer eine Jahresstelle gefunden habe. Auch erwähnte er, dass dabei die Bezahlung in Französisch Polynesien erst noch um die Hälfte höher sei als in Frankreich! Da nun auch noch seine Frau in Papeete eine 50%-Arbeitsstelle gefunden habe, würden sie dann etwa 5.000 USD/Monat verdienen. Das ergibt dann für seine Familie ein wieder etwa zwei Jahre dauerndes sorgenfreies Langfahrtensegeln! Da am Sonntag nur das Naiki-Magasin bis 1200 offen hat kaufe ich mit ihm einiges an Verpflegung und va ofenfrisches Pariserbrot ein. Verständlicherweise hat er dann einiges mehr als ich zur Ankerbucht zurück zu transportieren. Wir müssen uns dann nicht mal einen Taxi besorgen, da uns freundlicherweise ein älteres Ehepaar ohne von uns zu fragen anbietet, uns mit ihrem Auto zu unserer Ankerbucht hinüber zu fahren. Sind das nicht einfach liebenswerte Menschen!? Zum Zmittag stelle ich mir nach meiner Rückkehr auf der KYORY ein kleines Plättli mit Bluechees und Salami zusammen. Und das frische Brot schmeckt natürlich bestens dazu! In der folgenden Woche verbringe ich drei Tage an Bord der KYORY, schreibe va weiter an meinen Blog-Texten und gestatte mir dazwischen süsses Nichtstun. Dabei muss ich hier wieder einmal einfügen, dass ich nur in meinem Blog-Texten rumwerkle wenn ich auch wirklich Lust und Laune dazu habe! Aus diesem Grunde müsst ihr halt auch in Zukunft hie und da einige Tage länger auf KYORY-News warten als euch lieb ist! 

In diesen Tagen sind hier zwei Yachten aus meiner Panama-Zeit in der Bucht eingetroffen. Zum einten ist es die Brigante vom Italiener David, der zur gleichen Zeit wie ich, auf dem Hartplatz der Shelter Bay Marina von Colon sein Boot überholte. Und zum zweiten waren es Marc&Amanda von der Balvenie aus New Zeeland, die mit mir im Päckchen die Kanal-Passage absolvierten. Und im Anschluss an die Passage lagen wir nebeneinander im Ankerfeld von Las Brisas/Panama. Dort ging ich ja meiner unerfreulichen Arbeit mit dem Bugstrahlruder nach, während dem sie einige Tage früher als ich über die Galapagos Inseln zu dem Marquesas weiter segelten. Und so wird es auch in den kommenden Monaten sein, die meisten Boote aus unserer aktuellen „Langfahrten-Familie“ wird sich immer wieder in der einten oder anderen Ankerbucht der Südsee treffen. Denn mehr oder weniger folgen ja alle Yachten in etwa der gleichen Route über Tahiti weiter nach Westen!

In diesen letzten Tagen hatte ich wieder mal es betzeli Pech - und das in 2facher Ausführung: Zum einen ist mir die in Gibraltar gekaufte Fuji-Digital Kamera ins nur 4m tiefe Wasser gefallen. Ein anschliessender Tauchgang von Alexandra der Ghost war aber nicht von Erfolg beschieden, da der stetige Schwell den dunklen Sand auf dem Grund immer durcheinander wirbelt - und ich somit diese Kamera den Fischen überlassen musste. Schade für mich, denn die letzten geknipsten Bilder und Filmchen vom 3. - 4. August sind damit verloren. Nun habe ich halt wieder meine alte Olympus-Kleinbildkamera reaktiviert. Aber aus Bild-Qualitätsgründen werde ich mir bald wieder eine Kamera von Fuji oder einem anderen Anbieter beschaffen.
Dann war ich mal mittags am Kochen und stellte auf einmal zu meinem Schrecken fest, dass die KYORY nahe, zu nahe auf Kees’s Zucchini zugetrieben wurde, da mein Heckanker, noch ohne Kettenvorlauf, auf Slip ging. Sofort schaltete ich den Kochherd aus, löste auf dem Vordeck die Kettenkralle und startete die Maschine - ohne dabei die Heckankerleine um den Propeller zu wickeln - um rückwärts von der Zucchini wegzukommen. Case befand sich zu dieser Zeit mit seinem Dingi gerade an Land. Ich holte dann als erstes den Buganker auf und setze ihn neu hinter den beiden Yachten Ghost und Zucchini! Bevor ich mich dann mittels der Elektro-Servicewinsch am Heckanker zurückziehen wollte drehte mich der Landwind bedrohlich auf die Ghost zu. Nun meldete sich von der Ghost lautstark Sörensen zu Wort und wies mich an weiter rückwärts zu fahren und den Buganker wieder einzuziehen. Und wie es so ist in solchen Situationen, es erfolgt eine blöde Kettenreaktion. Mein Anker hakte sich in der Heckleine der Ghost fest und Sörensen musste dann seine Ankerleine mit meinem Anker hochziehen und ihn von der Leine befreien. Das gelang ihm dann auch und ich konnte anschliessend, einiges weiter dem Buchtende zu wieder vor Anker gehen. Beim anschliessenden platzieren meines Heckankers, an dem ich vorher noch den vorhandenen 10m-Kettenvorlauf einsetzte, war mir dann noch Sörensen behilflich. Uf, das hätten wir geschafft, aber bei anschliessenden Besuch auf der Ghost, bei der ich mich für seine Hilfe bedanken wollte musste auch ich feststellen, dass seine Ghost von meinem Anker am Heckspiegel einen kleinen Kratzer abbekam und auch seine Heckleine ein bisschen gelitten hatte. Natürlich erklärte ich mich bereit ihn für diese Kleinschäden, nach meiner Einschätzung ein bisschen zu grosszügig, zu entschädigen.

An anderen Tagen putzte ich ua akribisch die Pantry und auch das WC. Dann entfernten alle noch vorhandenen Rot/braunen-Rostspots auf Deck und am Überwasserschiff. Dazwischen verwöhnte ich mich bei Bordanwesenheit immer mit Hauptmahlzeiten auf die ich gerade Lust hatte. Die zB bei einem Landausflug eingekauften 400gr King Prawns wurden umgehend auf der KYORY mariniert und noch am gleichen Abend mit Reis serviert. Und es schmeckte so gut, dass ich gleich alles wegputzte! Weitere Menüs waren ua Spiralen an einer spicy Tomatensauce mit Tunastückchen. Ein weiteres Reisgericht mit Poulet-Geschnätzeltem oder Spaghetti an einer Bolognesesauce mit zusätzlich Fleischwürfeln versetzt.

Auf den Sonntag, 16. August reservierte ich mit Chris einen Pick-up mit Allradantrieb (10.000 CFP/Tag) um mal die Insel näher zu erkunden. Kees begleitet uns nicht, da am Dienstag seine Frau  Christine hier ankommt und er dann mit ihr ein paar Tage später einen Inselausflug unternimmt. Um 0830 übernehmen Chris und ich am Sonntagmorgen den Pick-up und fahren erstmals gegen Norden in die Berge und machen dabei einen kurzen Stopp beim kleinen Flugplatz „Tohua Manu Hiva Oa - Jacques Brel“. Warum dieser Flugplatz den Zunamen des unvergesslichen belgischen Chansoniers Jacques Brel trägt erzähle ich dann noch einige Zeilen später. Anschliessend fahren wir weiter zur malerischen Ankerbucht von Hanaiapa, finden aber dort derzeit keine Yachten vor Anker. Wieder zurück auf der gleichen Strasse wollten wir nach Eiaone Puamau fahren. Wobei noch zu erwähnen wäre, dass es sich dabei mehrheitlich um Schotterstrassen handelt. Somit ist auch nachvollziehbar, dass hier auf der Insel va Vierradgetriebene Fahrzeuge unterwegs sind. Nun wurde uns zum Verhängnis, dass hier keine Strassenabzweigungen beschildert sind und es auch keine Strassenkarte gibt. Anstatt in Puamau die archäologische Grabstätte um den Tiki Takali zu besuchen landeten wir nach Kurvenreichem fahren auf einer engen Strasse auf der Südseite der Insel vor Hanahehe.  Wir entschieden uns dann, da va Chris ein mulmiges Gefühl bei dieser Serpentinenartigen Strasse überkam, wieder umzukehren um dann die richtige Abzweigung nach Paumau zu erwischen. Aber bei diesem Abzweigungs-Kreisel angekommen diskutierten wir wie weiter und entschieden uns auf eine weitere längere Fahrt auf der Naturstrasse nach Puamau zu verzichten. Somit fuhren wir wieder zurück nach Atuona um noch die im Westen gelegene Bucht von Taaoa aufzusuchen. Wir machten unterwegs noch einen kurzen Trinkstopp in der schön und eindrucksvoll über Atuona gelegenen Hotelanlage „Hiva Oa Hanakee Pearl Lodge“. Und die anschliessende Fahrt der Küste entlang nach Taaoa führte uns durch eine wirklich fast paradiesische Landschaft zu einem offenen Gebäude direkt am Strand. Eine Familie verkaufte dort vor ihrem Wagen auf einem Tisch Pizzas und Süssgebäck. Da griffen wir gerne zu und verfolgten dabei, die im Gebäude und ausserhalb des Gebäudes anwesenden Personen jeglichen Alters die hier bei einem Lotto mitmachten. Und das in der hintersten Ecke von Hiva Oa - einfach faszinierend! Nach dieser Lunchtime fuhren wir zurück nach Atuona und besuchten auf dem über dem Dorf an bester Aussichtslage liegenden Friedhof, den vermutlich nur wenige Besucher der Insel auslassen. Dort liegen nämlich die letzten Ruhestätten von zwei bekannten Künstlern und auch wirklich ausserordentlichen Persönlichkeiten. Zum einen ist es Paul Gauguin, dem grossen französischen Maler, der die letzten Jahre seines Lebens hier auf Hiva Oa verbrachte und einige seiner eindrücklichsten Werke hier malte. Er verstarb mit erst 55 Jahren (1848-1903), gesundheitlich schwer angeschlagen und  verarmt in seinem kleinen Haus vor Atuona. Verschiedene Gründe führten dazu, dass er aufgrund seines nicht gerade einfachen Charakters bei den Behörden wie bei den Einheimischen unbeliebt war. Aber das hatte sich einige Jahre nach seinem frühen Ableben geändert und man widmete ihm ein sehr informatives Museum mit Kopien seiner Werke. Dazu dann später noch einige Fotos aus diesem Museum. Nun noch zum zweiten Künstler, der hier seine letzte Ruhe fand. Es handelt sich um den grossartigen belgischen Chansonnier und Schauspieler Jacques Brel, der bereits als 49jähriger (1929-1978), nach einem gesundheitsbedingten Aufenthalt in Frankreich und der Schweiz, verstarb. Seinem Wunsche entsprechend wurde dann seine Leiche nach Hiva Oa überführt, wo er in der Nähe des Grabes von Paul Gauguin seine letzte Ruhe fand. Angrenzend an das Gauguin-Museum wird in Gedenken an ihn, in einer speziellen Halle, dafür gesorgt, dass diese bei den Einheimischen schon zu seinen Lebzeiten verehrte Persönlichkeit nicht in Vergessenheit gerät. Auch zu seiner Lebensgeschichte später noch einige weitere Zeilen.
Zum Abschluss des heutigen Tages machten wir noch einen kurzen halt bei der auf der Südost-Seite der Bucht befindlichen VHF-Funkstation, Samaphoro die auf der nahen See in Not geratenen Booten Hilfe leisten würde. Diese Station ist va bei Seglern ein beliebter Treffpunkt, da man hier für nur 500 CFP/Tag über einer etwas langsameren WiFi-Verbindung einiges an Mailpost erledigen kann. Und so geht für uns beide der heutige spannende Inselausflug bei der gleich nebenan liegenden Mobil-Tankstelle zu Ende. Um 1600 gaben wir den Pick-up wieder zurück und für das verbrauchte Diesel hatte ich noch 2.000 CFP nachzuzahlen. Gleich anschliessend bestiegen Chris und ich mein wie immer hier vertäutes Dingi um wieder zurück zu unseren Booten zu gelangen. Mit unserem Ausflug hatten wir übrigens Wetterglück, konnten wir doch ganztags die Sonne geniessen. Ansonsten müssen wir hier fast tagtäglich mit kleineren oder auch grösseren Regenschauern rechnen.

Dann gab es für uns Segler innert wenigen Tagen hier in der Bucht zwei aussergewöhnliche Schauspiele zu beobachten. Es betraf die Besuche der weissen Aranui 3, ein kombiniertes Fracht/Passagierschiff sowie einige Tage später die rote Tapaoro 9 als reines Frachtschiff. Der erste Besucher war am 14. August die Aranui 3, die mal abends bereits am grossen Pier vertäut war, als ich von einem Atuona-Ausflug wieder in Bucht zurückkam. Aber dabei präsentierte sich der Pier-Vorplatz nicht mehr so verlassen und verträumt wie über die vergangenen Tage. Nein, denn staunend beobachtete ich das sich hier aufgebaute Gewusel von Menschen, Autos und den verschiedensten Transportgütern die antladen und beladen wurden. Ich kam mir dabei vor wie in einem alten Hafen irgendwo in Asien. Laut dröhnte das Durcheinander von Stimmen, dem Lärm vom Schiff und den stetig an- und wegfahrenden Pick-ups vor. Für mich eine fast unglaubliche Erscheinung, denn bis anhin habe ich auf diesem vom Dorf abgeschiedenen Gelände, gleich neben der Mobil-Tankstelle, noch nie mehr als zwei oder parkierte Autos hier gesehen.
Eine knappe Woche später, am 20.  August steuerte an einem sonnigen Nachmittag der Frachter Tapaoro 9 auf unsere Bucht zu. Es war einfach atemberaubend von der KYORY aus mit zu verfolgen, wie dieser Frachter gleich nach dem Passieren des Breakwaters wie auf einem Teller beidrehte. Umgehend warf er den Anker und von Achtern aus wurde eine lange Festmacherleine an einem Poller der Breakwater festgemacht. Dann driftete die Tapaoro 9 mittels ihrem Bugstrahlruder dem Pier zu. Dies wirklich äusserst knapp an den vordersten in der Bucht geankerten Segelbooten vorbei. Also wenn ich dieses Anlegemanöver nicht mit meinen eigenen Augen hätte mitverfolgen können, ich hätte mir unmöglich vorstellen können, dass ein solches Anlegemanöver in dieser begrenzten Bucht überhaupt möglich wäre. Eine wirkliche Glanzleistung dieser Crew! Und das ganze Prozedere erfolgt dann nochmals beim Ablegen vom Pier und rausfahren aus der Bucht - aber dies dann erst noch bei völliger Dunkelheit auf Mitternacht zu! Also wirklich, die Besuche dieser beiden Frachter, trudeln übrigens so alle 3 Wochen auf ihrem Törn durch die Marquesas hier ein, waren eine spezielle Abwechslung für uns gier vor Anker liegenden Segler.

Bei einem meiner weiteren Atuona-Besuchen vom Freitag, 21. August wollte ich im „Eliane“ wieder einige meiner WiFi-Stunden verbringen. Ich brach aber die Übung gleich wieder ab, da ich die Maus zu meinem Notebook auf der KYORY vergessen hatte. Es ist einfach so, ich komme mit diesem Cursor-Bedienungsfeld auf dem Notebook einfach nicht gut zurecht. Also folgte für heute eine  Programmänderung. Als erstes erstand ich mir endlich auf der Post für mein Handy einen Telefonkarten-Chip für Französisch Polynesien und eine Karte für den WiFi-Zugriff in einem hier angrenzenden Raum der Post. Dies als Alternative zum „Eliane“-WiFi-Restaurant. Dann suchte ich die nur 100m von der Post entfernten Museen von Paul Gauguin und Jacques Brel auf. Als erstes durchwandere ich die schön angelegte und gepflegte Museumsanlage von Paul Gauguin und durchstreife die einzelnen Räume die seinen verschiedenen Schaffensphasen gewidmet sind. Von seinen bekanntesten Bildern sind hier zwar nur Kopien der hier in der Südsee entstandenen Werke ausgestellt, das schmälert aber das eindrückliche Schaffen dieses Künstlers in keiner Weise. Auch weitere mit informativen Texttafeln begleitende Ausstellungsstücke von Tongefässen, Holzschnitzereien und Holzschnitten sind Zeugnisse eines aussergewöhnlichen Künstlers. Sie geben va Auskunft über seine Lebensjahre hier in Französisch Polynesien wie auch in Frankreich und der Karibik. Aber die Lebensgeschichte von Paul Gauguin hatte noch eine zweite düstere Seite. Denn er war hier bei den Behörden und auch der Inselbevölkerung nicht gerade beliebt. Dies aufgrund seines herausfordernden und schwierigen Charakters wegen sowie auch seines ausschweifenden Lebenswandels. So lebte er hier einige Jahre mit einer 14jährigen Geliebten zusammen, wurde gesundheitlich immer anfälliger und seine sich selbst zuzuschreibenden Probleme zogen ihn immer mehr in eine Abwärtsspirale. Da er zu dieser Zeit seine Werke noch nicht in Geld umsetzen konnte drückte ihn eine grosse Schuldenlast und dann verliess ihn  auch seine Geliebte. Er rutschte in Apathie ab und auch wurde sein Immunsystem immer schwächer. Auch verarmte er mehr und mehr, da sein Geldfluss aus Frankreich versiegte. Er verstarb dann im 1903 an einer qualvoll erleideten Geschlechtskrankheit hier in Atuona.
Anschliessend suche ich noch die nahe gelegene Halle auf, in die ein Museum zum Gedenken an den all zu früh an Lungenkrebs mit 49 Jahren verstorbenen Jacques Brel eingerichtet wurde. Beim Eintritt in die Halle wird man von einigen seiner eindrücklichen Chansons empfangen. Und als erster Blickfang und Attraktion hängt an der Hallendecke seine schön renovierte, von ihm in den 70er Jahren hier geflogene Twin Bonanza, getauft auf den Namen seines Freundes Jojo. Als passionierter Freizeitpilot mit Instrumentenflug-Lizenz erledigte Jacques Brel die Postflüge zwischen den Inseln von Tahiti, Ua Pou und Hiva Oa. Aber er betätigte sich auch als fliegender „Doktor“ und transportierte Kranke oder verunfallte Personen ins Spital von Papeete. Als begeisterter Langfahrtensegler verliess er 1974 Frankreich, begleitend mit einigen unerfreulichen Situationen was sein Boot wie auch seine damalige Freundin betraf, und so erreichte er nach den Fahrten über den Atlantik und den Pazifik im 1976 Hiva Oa. Im Weiteren dokumentieren an den Hallenwänden viele Bild- und Texttafeln die verschiedenen Talente dieses aussergewöhnlichen und allzu früh verstorbenen Künstlers. Schaut und hört euch doch mal unter youtube videos zwei seiner grössten Chansons nnn:  "Amsterdam" und "Ne me Quitte pas"!

Nach diesen beeindruckenden Museumsbesuchen deckte ich mich noch in einem Magasin mit ergänzenden Lebensmittel ein. Dann stellte ich mich mit meinem Rucksack und vollen Einkaufskarton neben die Strasse um mir ein Taxi zu besorgen. Aber bevor ich noch zum Handy greifen kann, spricht mich ein auch gerade das Magasin verlassender Marqueser an, ob ich mit ihm zur Tankstelle in der Ankerbucht mitfahren wolle. Dieses hilfsbereite Angebot nehme ich natürlich gerne an und auch weiterhin ist für mich diese Hilfsbereitschaft der einheimischen Bevölkerung keine Selbstverständlichkeit!   
Bei der Rückfahrt mit dem Dingi zur KYORY unternahm ich noch einen kurzen Zwischstopp bei Chris und vereinbarte mit ihm, dass wir diesen Abend mal zusammen auswärts essen gehen. Denn jeweils Freitag- und Samstagabend stellt die Frau des Gendarmerie-Chefs, unter dem überdachten Platz neben der Tankstelle, ihren Imbiss-Van mit ausserhalb platzierter Kochstelle sowie mir vier schön gedeckten Tischen und Stühlen auf. Mit einem kleinen Team bekocht sie dabei uns Fahrtensegler und auch Einheimische aus dem nahen Dorf.
Um 1830 hole ich unter leider leichtem Regen Chris bei seinem Boot und wir tuckern rüber zum Dingi-Anleger. Wohl sind bereits zwei Tische mit Einheimischen besetzt, aber infolge des regnerischen Abends werden wohl nicht viele Segler herüber kommen. Chris bestellt sich ein Steak mit Reis  und ich einen Hamburger mit Pommes. Da kein Alkohol ausgeschenkt werden darf trinken wir halt Cola und Fanta. Es trudeln dann noch einige Einheimische doch noch zwei Boots-Crews ein, ua David mit Crew von seiner Brigante, aber das war’s dann schon. Unsere bald servierten Menüs schmecken wirklich fein und wir unterhalten uns noch ein wenig mit David. Er wird nun nächste Woche weiter in Richtung der Tuamotus ziehen. Da aber hier sonst nicht viel los ist fahren wir nach 2000 wieder mit dem Dingi zu unseren Booten zurück.

Am Montag, 24. August hatte ich hier zum ersten Mal Erwin&Jrmina von der Red Harlekin am Handy. Zwischenzeitlich sind die beiden über Ua Pou auf Nuku Hiva angekommen. Es war beidseitig eine grosse Freude uns vorerst mal wieder übers Handy unsere Stimme zu hören, bevor wir hoffentlich nun bald mal in einer Bucht unser Wiedersehen feiern können. Sind es doch zwischenzeitlich, wie mich Jrmina daran erinnert, fünf Jahre vergangen, seit wir zur gleichen Zeit im 2010 in Kilada/GR an unseren Booten werkelten. Im Vergleich zu mir waren die beiden bis anhin auf ihrem Katamaran von gröberen technischen Problemen verschont geblieben. Nun sind sie auf der Suche nach einem Ruderzylinder und ich kann ihnen leider nicht mit Ersatz dienen. Aber diese begleitenden technischen Probleme gehören zum täglichen Leben eines Langfahrtenseglers dazu. So haben auch einige der sieben sich hier derzeit in der Bucht von Atuona aufhaltenden Yachten mit irgendwelchen technischen Problemen zu kämpfen. So zB die Mezzaluna von Jeff&Kathy, die ein ähnliches Garmin-Autopiloten-System im Betrieb haben wie ich und seit ihrem Galapagos-Aufenthalt damit auch mehr als nur unzufrieden sind. Desgleichen auch die Amerikaner David&Kim vom neben mir liegenden Katamaran Maluhia, die aufgrund des Totalausfalls ihres Autopiloten (ein anderes US-Produkt) und begleitend schlechten Wetterbedingungen den letzten Drittel der Pazifik-Überquerung von Hand steuern mussten! Leider ist es gemäss David nicht möglich ihren Katamaran mit einer Windsteueranlage (wie bei mir der Bäru) auszurüsten. Übrigens werden diese beiden Boote die anstehende Zyklon-Saison bis in den April hinein hier in den Marquesas Inseln verbringen. Dabei werden die beiden Crews dem alle vier Jahre in den Marquesas, diesmal hier auf Hiva Oa, über vier Tage dauernden grossen Native Music und Dance Festival beiwohnen. Dies hat auch der vor einigen Tagen hier mit seinem Katamaran eingetroffene Dany, ein auch über 60jähriger Einhandsegler aus Key Largo/Florida so eingeplant. Übrigens hat Dany, aber mit einer zusätzlichen 2 Mann-Crew an Bord, für die Direkt-Passage von Panama zu den Marquesas auch genau 40 Tage und Nächte wie ich mit der KYORY benötigt! Von den Problemen die Chris und auch Kees mit ihren Motoren und Batterien haben, habe ich ja bereits erwähnt. Und mich begleitet ja auch immer noch ungelöste Problem mit den verletzten Kabeln in den Masttop sowie den angeschlagenen Batterien! Dann würde ich ja auch gerne mal meine SSB/KW-Funkanlage in Betrieb nehmen. Dazu habe ich hier in der Bucht schon ein bisschen die Fühler ausgestreckt, wobei mir Jeff gerne beim angehen des Problems mit meinen defekten Mast-Kabeln helfen würde. Und David werde ich werde ich mal bezüglich meinem SSB/KW-Problem ansprechen, da gemäss Jeff sich David als ex-Pilot in solchen Sachen gut auskenne. Das erfreuliche bei all diesen erwähnten Problemen ist aber, dass dabei die ganze Langfahrten-Familie versucht einander zu helfen und zu unterstützen wo es nur geht.

Da sich nun schon vier der derzeit acht hier vor Anker liegenden Yachten entschieden haben, die auf uns zu kommende und eigentlich mehrheitlich trockene Zyklon-Saison (Mitte November - Mitte April), in den Marquesas zu verbringen, mache auch ich mir ein weiteres Mal Gedanken zu meiner diesbezüglichen „Überwinterung“! Zusätzlich wird nun diese Zyklon-Saison in diesem Jahr leider auch noch von El Nino (Klimaunregelmässigkeit im tropischen Pazifik) begleitet und verstärkt. Nun, eines zeigen die vergangen Jahrzehnte aber auf, dass die Marquesas, die sich am äussersten nördlichen Rand dieses Zyklongürtels befinden, eigentlich immer von diesen gfürchigen Stürmen verschont blieben. Einzig im Dezember können hier mal stärkere Gewitter mit viel Regen über die Inseln ziehen. Wobei sich aber die Zyklone immer süd-westlich von den Marquesas aufbauen, um dann direkt weiter gegen Südwesten zu ziehen. So liegt dann zB die Gegend von Tahiti, wo ich eigentlich eingepant habe meine Zyklon-Saison zu verbringen, innerhalb dem gefährdeten Zyklon-Gebiet. Ergänzend wäre natürlich das wohl klar ausserhalb des Zyklon-Gürtels im Süden gelegene New Zeeland die sicherste Alternative. Dem ist aber entgegen zu halten, dass der von den Seglern in dieser Zeit meistens ab Tonga angelaufene Hafen Whangarei nur nach einer wettermässig anspruchsvollen 1.000sm-Etappe erreichbar ist.
Anlässlich meines dieser Tage verstärkten Bücher- und Internet-Studiums fand ich die Bestätigung, dass die Marquesas bei diesem Zyklon-Thema wirklich seine Vorteile haben. Dabei kristallisierte sich für mich heraus, dass bei einer etwaigen Extremsituation va die Buchten auf Nuku Hiva mit Taiohae und Tai Oa im Westen, die besten Schlupflöcher sein können. Auch unter Berücksichtigung meiner noch anstehenden Mastleitung- und Batterie-Problemen sowie des für Anfang Oktober eingeplanten längeren Besuches meiner Tochter Sandra auf der KYORY könnten die Marquesas, auf denen ich mich hier eh wohl fühle, eine ernsthafte Option für das „überwintern“ sein! Dabei biete ich Sandra erst noch die einmalige Möglichkeit ab kommenden April das gesamte Gebiet von Französisch Polynesien mit mir abzusegeln. Ich werde mich nun also in dieser Sache bis etwa Mitte September entscheiden müssen!     

 
Zum Zmittag des 25. August brutzelte ich zwei ausgezeichnet schmeckende Tuna-Filets in der Bratpfanne, die ich gestern Abend noch im kleinen Tankstellen-Laden (450gr/380 CFP > 3.8 CHF) eingekauft hatte. Ich freue mich schon jetzt auf das dritte und letzte Filet dieses Einkaufs, das ich mir noch heute Abend zubereiten werde. Anschliessend fuhr ich nach dem Lunch mit meiner Ersatz-Hydraulikpumpe GHP10 des Garmin-Autopiloten zur Mezzaluna rüber um eventuell den sympathischen Jeff&Kathy mit Ersatz auszuhelfen. Die beiden sind übrigens vor drei Jahren von ihrem Heimat-Staat Wisconsin/USA aus zu dieser Langfahrt gestartet. Leider mussten wir dann feststellen, dass sie das Folgemodell GHP12 im Einsatz haben. Aber ich konnte ihnen dann aus meiner traurigen Garmin-Erfahrungsgeschichte von Cartagena einige Unterlagen zum Studium übergeben. Apropos meiner Garmin-Geschichte: Auch die beiden machen mit dem seit ihrer Fahrt zu den Galapagos ausgefallenem Garmin-AP die gleichen negativen Erfahrungen mit der sogenannten Garmin-Helpdesk wie ich dieses Frühjahres! Ja, uns Yachtis wird auf Langfahrt nie Langweilig!