Weiterhin wird in der Ankerbucht von Atuona auf der KYORY gewerkelt, aber auch den schönen Seiten des Langfahrtenlebens gefrönt!

Am Mittwoch, 4. November tauchte ich wieder mal mit meinem Freediver-System in die unendlichen Tiefen des Meeres, diesmal in unserer Ankerbucht! Na ja, haben wir hier doch immerhin eine Tiefe von 4.5m! - Schmunzel, schmunzel!
Spass bei Seite, während zwei Tauchgängen entfernte ich mit einem Spachtel die längst überfälligen gröbsten Muschelkolonien von meinem 4Blatt-Propeller. Gestern unternahm ich zwei weitere Tauchgänge um dabei den Propeller noch mit einer Drahtbürste zu reinigen und mit einem harten Schwamm entfernte ich gleich noch den braunen Mikrobenbelag am Ruderskeg und Ruder. Und bei einem abschliessenden Check des gesamten Unterwasserbodens mit Kiel konnte ich feststellen, dass die KYORY wirklich keine versteckten Tsunami-Schäden aufweist. Aber leider musste ich bei meinem letzten Tauchgang bei der Propeller-Putzerei doch noch ein Problem akzeptieren und mit nach oben nehmen. Das wassergeschmierte Gummi-Wellenlager vor dem Propeller hat sich gelöst und ein Teil der Gummilauffläche hat sich leicht nach aussen gearbeitet. Da aber die Antriebswelle im Lager noch gut fixiert ist, dh ich kann die Welle nicht nach oben oder seitwärts bewegen, gehe ich davon aus, dass dieses Problem noch nicht so akut ist. Ansonsten habe ich ja eh geplant in Raiatea, südlich von Bora Bora, die KYORY ein weiteres Mal auszuwassern. Vielleicht habe ich sogar die Möglichkeit vor unserem definitiven Aufbruch aus den Marquesas, hier in Hiva Oa die KYORY an Land zu stellen. Der Flugi/Boots-Mech Vincent hat nämlich ein laufendes Projekt, um Boote bis zu 20t (die KYORY wiegt 19.5t!) mit einer Standad-Slippanlage aus dem Wasser zu ziehen und an Land zu stellen. Das ganze Pojekt soll bereits im kommenden Februar abgeschlossen sein, was mir aber aufgrund meiner persönlichen Einschätzung ein viel zu optimistisches Datum ist. Ansonsten wäre dies natürlich für mich der ideale Zeitpunkt, um hier vor Ort noch einige meiner Problemen erledigen zu können. Dabei begrüssen und hoffen natürlich auch die meisten der hier anwesenden Bootseigner, dass dieses Projekt auch wirklich zu Stande kommt. Dies da erstens nach der langen Pazifik-Etappe unsere kleineren oder auch grösseren Reparaturen an Land besser angegangen werden könnten. Und zweitens wäre es natürlich obergenial wenn hier auf Hiva Oa, am äussersten Rande des nicht so gefährdeten Zyklongebietes, die Boote auch während diesen Monaten ausgewassert und sicher an Land verzurrt werden könnten. - Lassen wir uns mal überraschen! Als zum Lunch noch unser Nachbar Chris bei uns vorbeischaute, war dies natürlich für uns beide gleich ein interessantes Thema. Dies unter dem Hintergrund, dass wir ja beide noch vor Wochen mit Motorschäden hier vor Anker lagen. Aber bei diesem Freund-Nachbarschaftlichen aufeinandertreffen wurde mit begleitendem Spass auch über nicht bootsspezifische Themen gequatscht. Wobei das von mir schnell für uns drei zubereitete kalte Plättli problemlos ihre Abnehmer fand!

Letzten Freitagabend trafen wir uns zusammen mit David&Kim, die diesen Mittwoch mit ihrem Katamaran Maluhia wieder hier vor Anker gingen, zum Dinner bei Tahia’s „Meals on whells“. Mit dabei waren auch ihre Freunde Chuck&Linda von der Jacaranda, die gleichentags hier ankamen. Diese beiden US-amerikanischen Ehepaare befinden sich schon über Jahre auf Langfahrt und sind einfach obersympathisch! Wir verbrachten mit angeregten Gesprächen und viel Spass einen wirklich unterhaltsamen Abend zusammen. Dabei erzählten Linda&Chuck von ihrem Sohn und Folk/Rock-Sänger Joe Marson, der gerader in diesen Wochen durch einige der US-Staaten tourt. Nachdem Sandra später gleiche eine seiner CD's runter lädt meint sie: "Hey, der hat wirklich ne spuper soulige Stimme!" Ein weiteres grosses Thema an diesem Abend handelte von Tatauierungen (Tätowierungen), ein auch für alle Südseeinsulaner gewichtigen kulturellen Thema. Dabei war ich überrascht, dass sich auch Linda noch vor kurzem ein grösseres Tattoo, mit ihrer persönlichen Geschichte dahinter, auf den rechten Oberarm tätowieren liess. Auch verblüffte mich Sandra mit den Geschichten hinter ihren verschiedenen Tattoos und dann noch uns alle mit ihrem breiten Hintergrundwissen über diese polynesische Tatauierungskultur. Und dies trug sie in einem so klaren US-släng vor, dass unsere amerikanischen Freunde rätselten aus welchem US-Staat sie wohl stamme. Dabei hat sie übrigens ihr wirklich ausgezeichnetes Englisch nicht etwa in einer Schule gelernt, sondern über Jahre sich selber beigebracht. Dies mit dem lesen der verschiedensten Bücher nur in Englisch und auch US-TV-Serien und Hollywood-Filme schaut sie sich nur in englischer Originalvertonung an. - Hi Sandra, ich bin als Papi wirklich stolz auf dich!                                         

Zusammen lassen wir gestern Sonntagabend im Cockpit beim Erfassen der letzten Runde von Blog-Fotos die Woche ausklingen. Aber kurz vor dem Eindunkeln fuhr die uns allen bekannte Feldoe, von François&Fanny mit ihren beiden Kids, in die Ankerbucht ein. Leider entschied sich François auf seiner dritten Runde, ein bisschen zu Nahe neben unsere BB-Seite die Anker zu werfen. Sicherheitshalber platziere ich mal einige Fender und schon nach wenigen Minuten schwoiten unsere Boote, trotz der hier in dieser Bucht gesetzten zusätzlichen Heckankern, bis an einen Meter aufeinander zu. Zum Glück kam wieder mal Chris von der Sagacious zu Hilfe und bugsierte die Feldoe mit seinem Dingi von uns weg. Dann versetzte er ihren über unsere Heckankerleine geworfenen Heckanker weiter weg von uns. Anschliessend ziehe ich auch bei der KYORY noch etwa 5m Leine ein und schon hat sich die ganze Sache beruhigt.
Inzwischen ist es gegen 1900 und wir laden Chris zum z’Nacht ein. Ich bereite eine Fidelisuppe mit Wurschträdli zu und bald geht es in unserem Cockpit mehr als nur gemütlich zu und her, denn Chris unterhält uns mit einigen weiteren Stories aus seinem Leben. So ua auch mit einer ein bisschen traurigen Geschichte aus seinen Nachkriegs-Jugendjahren, mit der erfolglosen Suche nach seinem leiblichen Vater. Dabei stiess er leider erst nach dem Tode seines Vaters auf dessen Wohnort Philadelphia. - Und nach zwei, drei Bieren und Kaffee mit einem Gläschen Rum tuckerte Chris gemütlich die 20 Meter zurück zu seiner Sagacious!