Abschied von Fatu Hiva mit Rückkehr in „unsere“ Anchorbay von Atuona, Hiva Oa.

Montag, 22. Februar 2016: Um 04:00 piepste in meiner Koje das Handy und schon bald hatte ich meinen heissen Kaffee in den Händen. Nach einem kurzen Zmorge mit Yogi&Müsli und Bananen gingen wir zügig die Vorbereitungen für unser Anker auf an. Beim Aufholen der letzten Meter der ausgelegten 70m Kette, musste ich um den Anker vom Grund raus zu ziehen noch ein wenig die KYORY bewegen. Dabei brannte dann wiedermal die100A-Sicherung der Ankerwinsch durch. Vielleicht sollte ich mir doch mal einen Sicherungs-Automaten zu 300 CHF anschaffen! Aber was solls, die Sicherung war auch diesmal schnell ausgewechselt und kurz nach 05:00 fuhren wir unter Motor aus der Bucht hinaus. Fatu Hiva mit seiner Traumbucht von Hanavave und seinen lieben neu gewonnen Freunden werden wir nicht vergessen - und sicher dieses Frühjahr nochmals zurückkehren! Wohl erwartete uns beim Verlassen der Bucht eine partielle Bewölkung, aber ich habe gestern Abend Sandra einen schönen Segeltag zurück nach Atuona versprochen. Nach wenigen Minuten rollten wir problemlos die volle Genua aus und stoppten den Diesel. Zügig aber ruhig zog die KYORY bei 15Kn Wind aus NE mit 5.3Kn durch eine angenehme See. Eine halbe Stunde später zogen wir gleich noch das Gross rauf und setzten es ins 2. Reff. Wir konnten dabei schön unseren Kurs von 325° in Richtung Atuona halten und ich freute mich für Sandra - muss sie doch am heutigen Segeltag nicht „Leiden“!
Die Sonne strahlte dann den ganzen Tag mit uns um die Wette und zum Segeln waren die Wetterverhältnisse einfach ideal. Wir wechselten uns beim Steuern ab und liessen auch mal den Autopiloten die Arbeit für uns tun. Während Fatu Hiva langsam im S hinter dem Horizont versank, machte sich auf STB bereits die Insel Motane bemerkbar. Ab 09:00 drehte der Wind schön aus E und bei 15 bis 20Kn Wind zogen wir mit bis zu 6Kn speed durch den tiefblauen Pacific gegen Norden. Infolge des frühmorgendlichen Befehls „Alle Mann - und Frau - auf Deck!“ knurrte uns bereits gegen 1100 der Magen und dem konnten wir vorerst mit Hilfe einer dicken Gemüsesuppe entgegenhalten. Später stellte ich noch einen Käse/Wurstsalat zusammen, wobei auch der Radiputz vertilgt wurde! Ohne an diesem Segeltag eine einzige Wende einzuleiten kam erst die Insel Tahuata und dann das angrenzende Hiva Oa immer näher.
In diesen Stunden versuchte ich mittels der Shimano-Rolle wiedermal einen Fisch einzufangen. Nach einem ersten über 30 Minuten dauernden Kampf mit einem grösseren Brocken, vermutlich ein Wahoo oder Mahi-Mahi, ging wieder der Fisch als Sieger hervor! Denn der Köder samt Vorfächer war weg! Dies einmal mehr! Aber wer gibt den gleich auf!? Nein, anschliessend rolle ich die Leine mit neuem Köder und Vorfach ein weiteres Mal aus. Diesmal dauert das Arbeiten an der Rolle nur gerade 3 Minuten, hat mir ein weiterer Fisch doch einfach den Köder abgebissen! - So, ihr Scheisser da unten, nun habe ich aber genug  - und Sandra kann sich ein diskretes Lächeln nicht verkneifen! Und ich versorge meine Fischfang-Utensilien ohne Erfolgserlebnis in der Backskiste!
Gegen 14:00 fahren wir vor der kleinen Insel Anakee unter Motor in den Wind, rollen als erstes die Genua ein und anschliessend kommt auch das Gross problemlos runter. Und um 1445 rasselt am 22.Februar, knapp hinter dem Breakwater von Atuona, ein weiteres Mal der Buganker mit 30m Kette auf 6.5m in die See. W
ir lassen gleich noch das Dingi zu Wasser und montieren den Aussenborder. Bis zum Eintreffen der Aranui5 am 3. März verbleiben wir mal ohne Heckanker schön schwoiend an diesem Ankerplatz. Dann unternehmen wir Kurzbesuche beim Langzeitlieger Chris sowie bei Jérôme, der zwischenzeitlich wieder aus Frankreich zurückgekehrt ist. Dabei lädt er uns gleich auf den kommenden Mittwoch auf seine Le Soly zu einem, vor seinem Frankreich-Aufenthalt versprochenen, echten Fondue ein!

Und dieses Fondue vom 24. Februar bei herrliche Abendstimmung auf der Le Soly hatte es dann in sich. Von Jérôme dazu eingeladen waren auf 1800 der einheimische Fischer Koui mit seiner Frau Moeava, Mitarbeiterin im Pearl Lodge Hotel, sowie Sandra und ich. Der Grund dieser Einladung war, dass Koui und ich während der gut 7wöchigen Abwesenheit von Jérôme zu seinem Boot schauten. So lüftete ich auf der Le Soly 1x pro Woche die Kabinen durch und Koui kontrollierte des Öfteren mal deren 6fache Verankerung. Und wir fünf verbrachten dann wirklich einen mit gutem Essen, viel Humor und Musik bereichernden Abend. Dabei muss ich noch erwähnen, dass Jérôme den Käse und den Wein bei sich Zuhause in Chamonix/F eingekauft und mit auf den Flieger genommen hat. Während dem Apéro mit einem feinen Weissen hatten wir Gäste, mit bereits viel Spass, die grossen Käsestücke zu zerkleinern und zu raffeln. Bald schwebte der unvergleichliche Fondue-Duft aus der Pantry nach draussen. Und kurz darauf servierte uns Jérôme, begleitend mit selbst gebackenem Brot und einem weiteren exzellenten Weissen, eines der besten von mir je gegessenen Fondues! Darin enthalten waren gemäss Jérôme je 300gr Käse/Person und 1dl Weisswein/Person. Aber des echte Geheimnis liegt wie immer in der Käsemischung, die da war: 20% Appenzeller, 30% Beaufort und 50% 18Monate alter Comté! (Lieber Kurt im Zürcher Oberland, probiere doch mal diese Mischung beim nächsten Jassobig mit unseren Jass-Freunden aus! - Bon appétit à tous!) Ich konnte mich übrigens gar nicht mehr erinnern, vor wie vielen Jahren ich das letzte Fondue gegessen hatte - und darum langte ich so richtig zu. Somit konnte ich auch bei den von Jérôme später noch aufgetischten Gschwelti sowie dem reichhaltigen Plättli nicht mehr zugreifen. Und beim anschliessenden Musizieren entpuppten sich Moeava und Jérôme nicht nur als talentierte Ukulele- und Gitarrenspieler. Nein, auch die dazu vorgetragenen tahitischen Volksongs, Chansons und Pop-Songs animierten uns hie und da zum mitsingen oder auch nur zum mitsummen. Dabei nahm der Spassfaktor natürlich stetig zu! - Aber auch dieser unvergessliche Fondue-Abend in der Südsee, ging bei um 1100 immer noch 27° so langsam dem Ende entgegen!

In diesen Tagen erreichten weitere Yachten ab Panama, vereinzelt mit einem Zwischenstopp auf den Galapagos, die Insel Hiva Oa. Auch diese Boote verbringen nun  hier in der östlichen Südsee die restliche Zyklon-Wochen, um dann später weiter gegen W zu segeln. Dabei waren auch der ca. 55jährige deutschstämmige Gerd und seine Partnerin Siha aus Südkorea mit seiner 45er Lagoon Wind of Change sowie eine 4köpfige Familie aus Kanada mit ihrer 40er Monohull Grin. Gerd, der noch immer ausgezeichnet Deutsch spricht, lebt seit über 30 Jahren in den USA und Siha musste letzte Woche kurzfristig, wegen einem Krankheitsfall in ihrer Familie, für einen Monat nach Korea zurück fliegen. Als wir die beiden im Eliane von Atuona trafen, fragte ich Siha ob sie eventuell in Masan Zuhause sei. Ich erwähnte diese Stadt, weil ich während meiner Frachterreise im 2008 mit der Rickmers Antwerp einige Tage in diesem Hafen verbracht hatte. Und der Zufall hatte wieder mal Regie geführt, denn mit strahlenden Augen konnte Siha meine überraschende Frage nur mit Ja beantworten. Natürlich musste ich ihr dann kurz erklären woher ich denn Masan und überhaupt Südkorea kenne. Als erstes fragte sie mich, ob ich denn damals auch den grossen Fischmarkt aufgesucht habe. Nach dieser Frage holte ich schnell meinen Laptop und öffnete vor ihren Augen aus den Hunderten von Fotos meiner damaligen Frachterreise die Bilder aus Masan. Sprachlos starrte sie auf den Bildschirm und als ich eine Fotoserie des Fischmarktes vorbei klickte war es um sie geschehen. Sie konnte es nicht mehr unterdrücken und weinte vor Freude und Sehnsucht nach ihrem Masan einfach drauf los. Natürlich nahm ich sie in die Arme und hielt sie für einige Momente fest an mich gedrückt bis sie sich wieder beruhigt hatte. Ja, es ist einfach so, Reisen verbindet und solch ähnliche Situationen, die ich nicht so schnell vergesse, habe ich auf dieser Langfahrt schon einige erlebt.
Dann kamen wir noch mit der kanadischen Familie von Adam der Grin aus Ontario ins Gespräch und er erzählte uns von seinem Einklarierungs-Besuch bei der hiesigen Gendarmerie. An dieser Stelle muss ich noch erwähnen, da wir uns auf französischem Hoheitsgebiet befinden, hier die EU-Regeln ihre Gültigkeit haben. So gibt es für alle EU-Bürger und den Staaten die das Schengen-Abkommen unterzeichnet haben, wie ua auch die Schweiz, ein vereinfachtes Einklarierungs-Prozedere ohne ein Visa vorzuzeigen oder auch nur einen Franc zu bezahlen. U
nd dabei darf ich mich mit der KYORY erst noch drei volle Jahre in Französisch Polynesien aufhalten! Einzig für die Zustellung des Zolldeklarations-Formulars nach Papeete musste ich nach meiner Einreise für die Frankatur des Kuverts 70 Cents berappen. Alle anderen die hier mit einer Yacht aus einem Nicht-EU-Land einreisen, haben ein aufwendiges und teures Prozedere zu durchlaufen. Neben dem vorzeigen ihrer Visas mit einer Gültigkeit von 3 oder 6 Monaten, muss zB diese kanadische Familie 5‘500 USD Kaution auf einem Bankkonto hinterlegen, die dann bei der Ausreise wieder zurück erstattet wird. Da darf ich einmal mehr feststellen, dass die Schweiz in der Vergangenheit doch sinnvolle bilaterale EU-Verträge ausgehandelt hat!
Dann ging gegen Ende Februar mit der Pitufa (spanisch für Schlumpfine), ein 12m-Aluboot, von Christian&Birgit hier vor Anker. Wir hatten diese beiden sympathischen und gut 35jährigen Österreicher schon anlässlich des Atuona-Festivals im Dezember kurz kennengelernt. Birgit, ausgebildete Sprachlehrerin und Christian ausgebildeter Elektroniker, sind bereits seit drei Jahren auf Langfahrt und können sich eine Rückkehr nach Europa kaum mehr vorstellen.
Sie werden nun vor dem neuerlichen Einlaufen der Aranui5 über Tahuata zurück in die Tuamotus segeln. Da die beiden diesen Sommer bereits total drei Jahre in Französisch Polynesien unterwegs waren, müssen sie nun Polynesien verlassen und weiter gegen W ziehen. Natürlich könnten sie nach einem kurzen Aufenthalt in einem Nachbarstaat mit der Yacht wieder für drei Jahre in Französisch Polynesien einreisen. In diesen Tagen waren dann wieder mal Jérôme, Chuck&Linda sowie auch Christian&Birgit Gäste auf der KYORY. Wobei mich Christian bei der Fehlerfindung in meiner WiFi-Adapterbox ergänzend unterstützen konnte. Nun kann ich nochmals beim englischen Lieferanten mit meinen diesbezüglichen Problemen nachhaken. Dieser Adapter gestattet mir übrigens auch vom Boot aus ins Internet einzusteigen - bis gegen 7Km von einer Landantenne entfernt -, leider ist er mir aber bereits gegen Ende des letzten Jahres ausgestiegen.  
Bevor die Jacaranda von Chuck&Linda nach Nuku Hiva weiter segelte, um dort wieder auf die Maluhia zu treffen, feierten wir bei einem Dinner auf der Jacaranda Abschied auf Zeit. Denn bereits haben wir eingeplant, im April in Nuku Hiva mit den anderen uns bekannten Langfahrtenseglern Wiedersehen zu feiern. Drei Tage vor der Einfahrt der Aranui5 legten wir uns dann mit Unterstützung von Chris und Jérôme vor deren beiden Yachten wieder vor Bug- und Heckanker. Ja, und dann gab es mit dem Besuch der Aranui5 am 3. März wieder ein bisschen Spektakel!
Auch wenn sich hier alle Yachten an die Vorgabe hielten, hinter der gelben Ankerlinie zu ankern gab es wie schon beim letzten Einlaufen dieser neuen um 15m längeren Aranui5 Probleme. Dies, weil nach meiner Einschätzung deren Offiziere sich noch nicht im Klaren über ihr Ankerprozedere sind. Denn die Aranui5 warf zu spät ihren Anker und lief dann knapp vor der im Yachten-Ankerfeld liegenden Frankiz, bei 5m Wassertiefe, auf Grund auf. Unter Rückwärtsgang und begleitendem Bugstrahlruder, das dann auch noch einen grossen Wasserteppich mit Dreck auf unsere Yachten zu wirbelte, gelang es diesem Pott wieder frei zu kommen. Kurz darauf lag die Aranui5 endlich fest vertäut am Pier. Somit wäre die Sache eigentlich erledigt gewesen, aber beim Ablegen und Anker auf um 0300 in dieser Nacht gab es nochmals ein wenig Action! Denn die Ankerkette der Frankiz verhedderte sich beim auf Grund laufen der Aranui5 mit deren Anker! Zwei Matrosen auf einem Beiboot der Aranui5 konnten dann nach gegen 20 Minuten harter Arbeit die Yacht-Ankerkette vom tonnenschweren Aranui5-Anker befreien. Somit konnte um 0330 die Aranui5 runter nach Fatu Hiva fahren und wir Yachtis konnten uns wieder in unsere Kojen zurück ziehen um von weiteren Segelabenteuern zu träumen! - Schmunzel, schmunzel! 

So Mitte März sollten nun hier in Atuona die ersten der ca. 30 Yachten umfassenden Armada der World-ARC aus Panama eintreffen. Bereits haben sich heute vier von derzeit 15 hier vor Anker liegenden Yachten nach Tahuata verschoben, um in einigen Tagen nicht in den Clinch dieser Armada zu gelangen. Aber wir schon länger hier vor Anker liegenden Yachtis gehen davon aus, dass einige dieser WARC-Yachten draussen vor dem Breakwater bleiben werden um dann schnellstens nach Westen weiterzuziehen. Interessierte können diese WARC-Yachten auf ihren aktuellen Positionen und deren weiteren Langfahrt Rund-um-die-Welt auf  
http://www.worldcruising.com/world_arc/world_arc/eventfleetviewer.aspx  mitverfolgen!