Die KYORY steht endlich in Atuona, Hiva Oa an Land! Nun werden wir diesen Monat die diversen Reparaturen/Servicearbeiten ausführen.

Juppi, es hat geklappt! Seit Donnerstag, 2. Juni 2016/1340 steht die KYORY an Land auf der neuen „Maintenance Marquises“ von Atuona, Hiva Oa/Marquesas! Nach diversen erfolglosen Haul out-Versuchen am 1. Juni, nahm Vincent - der Maintenance-Inhaber - am Travelcar zwei Anpassungen vor und das Auswassern konnte dann am 2. Juni, von 1300 - 1800(!), erfolgreich, begleitend mit einigen Nebengeräuschen, über den Slipway abgeschlossen werden! Somit konnte Vincent interessierten Skippern, die hier in den kommenden Wochen auch gerne ein Haul out vornehmen möchten, den Beweis erbringen, dass er mit seinem Slipsystem auch schwerere Yachten/Catamarane an Land stellen kann. Dabei ist die KYORY zB 20t schwer, Kieltiefe 1.90m, 4.15m breit und 12m lang. Die von Vincent kommunizierten max. Boots-Ausmasse liegen bei 25t Gewicht, 2.20m Kieltiefe und 18m Länge. Nun stehen hier bereits fünf Boote an Land und weitere drei Skipper möchten hier in den nächsten Tagen ihre Boote auch noch auswassern! Vincent hat aber derzeit noch ein „Luxus-Problem“ - wenn auch ein erfreuliches, da er in den ersten Wochen seit der Yard-Eröffnung nicht mit dieser Auftragsflut gerechnet hat. Denn leider hat er nur 16 Stützsysteme für vier Boote zur Verfügung und musste gestern beim Haul out eines 38er Catamarans entsprechende Notstützen einsetzen. Trotzdem ist natürlich, seit dem ersten Auswassern vor drei Wochen, von Gilles Coccinelle, dieser bereits erfolgte Andrang für Vincent&Maria ein grosser Erfolg. - Und wir alle hier anwesenden Segler freuen sich für und mit den beiden!


Leider hat uns aber am Tag vor dem Auswassern noch die Schadenshexe ein weiteres Mal heimgesucht. Denn, nun muss ich auch noch die Ankerwinsch (Motorraum mit Getriebe war voll gestandenes Wasser!?) ersetzen! Eine neue typengleiche Winsch (Lofrans Cayman 88) können wir uns zum Glück aus Papeete/Tahiti anliefern lassen. Somit war dann das vor dem Auswassern über Hand erfolgte Raufholen der Ankerkette, mit dem schweren 33kg-Anker, hoffentlich nur ein einmaliges Erlebnis.
Nun stehen über die folgenden ca. zwei/drei Wochen folgende gewichtige Jobs an: Ersetzen des Antriebs-Wellenlagers und der Ankerwinsch. Austausch unser sechs Batterien sowie der drei defekten Kabel zum Masttop. Dazu werde ich den 15m langen Mast abbauen und legen - was übrigens eine wirklich aufwendige Geschichte ist. Dann sind noch weitere Rostspots zu eliminieren und zum Schluss werden dann noch, nach dem Entfernen der vielen Barnacles auf dem Unterwasserschiff entsprechende Stellen ausgebessert und zwei neue Antifouling-Schichten aufgetragen. Nebenbei sollten auch die diversen Abwasserschläuche mal wieder ausgebaut und durchgespült werden.
Im Vorfeld dieser für die KYORY wichtigen Tage sind übrigens auch meine Nono-Entzündungen an den Beinen endlich abgeklungen und somit bin auch ich seit Wochen wieder voll am werkeln. Auch wenn ich nun noch über einige Tage das rechte Auge wegen einer kleinen Verletzung mit Antibiotika behandeln muss. Dann bleibt noch zu erwähnen, dass sich die Air Tahiti-Piloten letztes Weekend entschieden haben, ihren über die vergangenen drei Wochen dauernden Streik abzubrechen. Dies war natürlich für die vielen hier in Atuona jeweils eingeplanten Crew-Wechsel eine blöde Sache.


Seit dem 3. Juni sind wir also nun mit der KYORY an Land am Abarbeiten unserer eingeplanten Reparaturen. Die Vorarbeiten am Unterwasserbereich sind fast abgeschlossen und bereit für die notwendigen Ausbesserungen. Derzeit werden noch die letzten Barnacles vom Schiffsrumpf entfernt, dann verletzte Stellen ausgebessert und mit Primer versehen. Und die letzten Tage vor dem Einwassern, nach dem kompletten Anschleifen des Unterwasserschiffes mit 180er Sandpapier, erfolgt das Auftragen von zwei Antifouling-Schichten. Nachdem ich letzten Sonntag hinter dem Getriebe das Aquadrive-System ausgebaut hatte, konnte ich nach dem abziehen des Propellers die Antriebswelle um die notwendige Tiefe - für den Austausch des kaputten Wellenlagers - Durch das Stevenrohr ins Bootsinnere stossen. Und gleich konnte ich ganz locker die restliche sich vom Wellenlager abgelöste Gummiauflage von Hand hinten rausziehen! Damit war mir klar, mit diesem Wellenlager-Problem hätten wir es vermutlich, mit den entsprechend notwendigen Motorenstunden, nicht bis zu den nächsten Haul out-Möglichkeiten in Apataki, Papeete oder Raiatea geschafft!
Und nach über sechs Stunden für diesen Wellenlager-Ausbau aufgewendeter Zeit habe ich es geschafft: Am 8. Juni/1200 liegt das 14cm lange Bronze-Lager ausgebaut in meinen Händen! Nur mit brachialer Gewalt hatte ich eine Chance und schlug mit dem Hammer einen Meissel zwischen dem Stevenrohr und Bronzelager. So konnte ich das Lager entzwei brechen und rausziehen. - Uff, da war mir wieder mal ein grosser Stein von der Schulter gefallen!


Nun zu einem für uns weiteren erfreulichen Thema aus dem vergangenen Monat Mai. Dabei war für uns der Freitag, 13. Mai - trotz der eigentlich mystischen Konstellation - ein grosser Glückstag! Denn endlich haben wir auch auf der KYORY eine eigentlich für Langfahrtenyachties unverzichtbare und bestens funktionierende KW/SSB-Funkanlage. Meine Skipper-Freunde Chuck und David sowie dann vor allem auch Sven haben mich - nach einigen abschliessenden Tests - definitiv überzeugt, das alte noch in Griechenland erstandene und auf der ganzen Fahrt nie zum Laufen gebrachte Okkasionsgerät ICOM M-700 doch endlich auf den Müll zu werfen. Dies war für mich eine weitere Enttäuschung aus vergangener Umbau-Zeit in Kilada! Was solls, ich habe seit Beginn dieser Langfahrt für einige meiner damaligen, noch als Segler-Greenhorn getätigten Fehlinvestitionen teuer bezahlt. Selber schuld, geht auf meine Kappe! Okay, wieder mal genug gelästert, denn nun freue ich mich mit Sandra am problemlosen Funken mit unserer von Sven zu nicht mal 1.000 Euro erstandenen neuen SSB-Anlage ICOM IC-718, inklusive einem Pactor Ilpro lll. Der Pactor erlaubt uns nun in Zukunft über den Sailmail-Service (275 USD pa) - ohne WiFi/Internet-Verbindung - auch von hoher See aus Mails zu bearbeiten sowie Wetterdaten abzurufen. Bereits sitzen wir seit dem 14. Mai des Öfteren zu UTC-Zeiten von morgens 0400 und abends 1730 vor dem Funkgerät und tauschen uns, über die Frequenz 8173.00 des „Polynesian Magellan Net“ mit unseren bis zu 2.000sm entfernten Seglerfreunden aus.
Und meinen Entscheid für den KYORY/Funk-Verantwortlichen habe ich ja schon vor einiger Zeit gefällt! Es ist meine sprachgewandte Sandra! Einzig für den operativen Einsatz des Pactors müssen wir wegen einem Schnittstellen-Problem noch einige Tage zuwarten. Wir hoffen dieses Problem bald bereinigen zu können. An dieser Stelle einfach vielen Dank an dich Chuck, für deine Hilfe beim ergänzenden runterladen der diversen Software mit deinen ergänzenden vielen Tipps. Und natürlich gebührt unserem neu gewonnen Seglerfreund Sven aus deutschen Landen unser grosses Dankeschön! Ihn hat es nämlich nach seiner erfolgreichen Solo/Pacific-Überquerung mit der Seven für uns zum richtigen Zeitpunkt in die Atuoner Ankerbucht „gespült“! Und Sven, deine auf der KYORY in diese neue SSB-Anlage und deren Crew unentgeltlich investierten Stunden werden wir nicht vergessen! Lieber Sven, Chuck und David, dank euch ist es derzeit schwierig Sandra und mich zu gewissen Zeiten von der Funkanlage weg zu lotsen! - Schmunzel, schmunzel!
Eine weitere grosse Freude machten uns Kim&David von der Maluhia bevor sie weiter in die Tuamotus zogen. Kim vernähte unser teilweise ausgefranstes Bimini neu und David ersetzte, um das darin eingesetzte grosse Verklickerfenster, den Klettveschluss durch ein genietetes Schliesssystem. So nebenbei vernähte uns Kim auch noch die Vorpiekabdeckung neu. Liebe Kim&David, auch für diesen Freundschaftsdienst auf diesem Wege nochmals vielen herzlichen Dank! - Wir freuen uns auf ein Wiedersehen diesen Sommer mit euch Langfahrtenfreunden irgendwo in den Tuamotus oder Gesellschaftsinseln!


Wie in diesen Tagen musste ich unseren treuen Blog-Leser und Leserinnen schon des Öfteren über auf meinem Segelabenteuer aufgetretenen technischen Problemen berichten, die für mich teilweise nur schwer zu verdauen waren und sind. Aber ich konnte mich immer wieder motivieren und mir mit entsprechenden Lösungsfindungen Mut machen um weiter nach Westen zu segeln. Ich weigerte mich dabei, mich von den negativen Geschehnissen bestimmen zu lassen und all das machte mich immer stärker. Dabei vertraute und vertraue ich immer darauf, dass mir die weitere Zukunft noch viel Schönes bringen wird.
- Und wie so oft schweife ich bei solchen Gedankengängen ein wenig ins philosophische ab. Denn für mich ist es bei diesem Thema einfach so: „Was wir uns wirklich aussuchen können, ist doch die Art und Weise, wie wir unsere nun einfach mal begrenzte Zeit hier auf Erden verbringen wollen!“ Dabei habe ich immer versucht so zu leben und es nicht zuzulassen, dass schlechte Erfahrungen oder Begebenheiten mein Leben bestimmen. Wie lautet doch schon wieder das Chinesische Sprichwort: „Altes Zopf abschneiden!" Ich wollte und will doch einfach weiterhin dieses eine mir gegebene Leben, solange es mir meine Gesundheit gestattet, nach meinen eigenen Vorstellungen nutzen. Und nicht zu vergessen, wir alle sind einzigartig, also wird es auch mich nach meinem Tod nie wieder geben. Und da ich ja, trotz meiner Nähe zum Buddhismus nicht an die Reinkarnation glaube, ist da für mich auch kein Ersatzmann in Sicht, der anstatt meiner, meine Gedanken später in dieser Welt umsetzen könnte. Schmunzel, schmunzel! -
Ich möchte also auch weiterhin die Wunder des Alltags erkennen und mich im Jetzt an den schönen mir so noch geschenkten Momenten erfreuen. Dabei habe ich nun in diesen späten Lebensjahren erst noch ein grosses zusätzliches Geschenk bekommen und gehe nun das weitere Segelabenteuer in Begleitung meiner Tochter Sandra an. Und ihre Anwesenheit, wobei ich ja mein auf der KYORY festgefahrenes Junggesellen-Segelerleben scho es betzeli anpassen musste, ist für uns beide mehr als nur bereichernd. Wir beide freuen uns und es macht uns einfach Glücklich dieses Segelabenteuer nun noch für eine längere Zeit gemeinsam erleben zu dürfen. Auf der anderen Seite musste inzwischen auch ich auf diesem mehrjährigen Segelabenteuer lernen zu akzeptieren, dass es Menschen gibt, die meine nun mal eingeschlagene Lebenseinstellung zwischenzeitlich nicht mehr verstehen und nachvollziehen können. Dies ist aber kein Problem für mich. Es stimmt jetzt so einfach für mich und ich bleibe dabei, dass ich selbst, wie jeder andere auch, für sich selbst entscheiden kann, wie er sein aktuelles und weiteres Leben gestalten und führen möchte!

Nachfolgend komme ich nun noch auf den ein bisschen unerfreulicheren Teil unseres Langfahrtenseglerlebens. Müssen wir uns doch leider immer wieder mit den einten oder anderen uns überraschenden oder auch „hausgemachten“ technischen Problemen - oder einige Segler sogar mit Crashes - abfinden. Wir haben vielfach in der Elektrik oder um den Motor rum auftretende Probleme zu lösen und dabei den Austausch der verschiedensten angeschlagenen Bordgeräte vorzunehmen. Auch wenn es wie hier derzeit, in der Mitte des Pacific, ein schwieriges Unterfangen ist, einfach so mal einen Fachtechniker herbei zu rufen oder spezielle Ersatzteile (aus Tahiti, den USA oder Europa) zu organisieren. An diese Problematik haben aber wir Langfahrtensegler, wobei jeder seine Stärken hat, uns gewöhnt und unterstützen uns dabei jeweils gegenseitig mit unserem Fachwissen oder dem Austausch von Ersatzteilen.
So hatte vor meinem eingeplanten Haul-out leider, wie Vorgangs erwähnt, nochmal die Schadenshexe auf der KYORY zugeschlagen. Dies geschah am 26. Mai in der Anker bay von Atuona, als ein über Stunden so noch nie aufgetretener starker Schwell die 14 an diesem Tag hier vor Anker liegenden Yachten so richtig durcheinander wirbelte. Mit Wellenhöhen von gegen zwei Metern war es in dieser kleinen Ankerbucht wie auf einer Chilbi-Berg- und Talfahrt. Auf der KYORY zerfetzte es dabei die dicke Leine der Kettenkralle und bei einer anderen Yacht riss mit einem lauten Knall sogar die Kette des Bugankers. Bei drei weiteren Booten gingen Bug- und Heckanker auf slip. Da aber die meisten Crews in den Cockpits die wilde Reiterei ihrer Boote überwachten konnten wir uns schnell gegenseitig helfen. Somit ging auch nichts zu Bruch und es gab auch keine Verletzten. Aber auf der KYORY hörte man von mir, vor dem Austausch der Kettenkrallenleine, doch noch ein lautes „Verdammte Scheisse!“ Denn als ich zum Raufholen der Ankerkette die Ankerwinsch starten wollte geschah nichts. Umgehend kontrollierte ich die elektrischen Zuleitungen und das Winsch-Relais bevor ich mich der Ankerwinsch an Deck widmete. Als ich die Abdeckung des Elektromotors entfernte ergoss sich über ein Liter einer milchig-grauen Flüssigkeit aufs Deck. Will heissen, der Motor stand schon seit längerem unter Wasser! Somit stand mir zum ersten Mal in meinem Seglerleben keine Ankerwinsch mehr zur Verfügung, um meine 10er-Kette mit dem schweren Anker an Bord zu holen. Somit muss ich nun also auf der Hard in Atuona auch noch diese kaputte Lofrans-Ankerwinsch - 2‘500 USD - ersetzen. Auch dies wird kein einfaches Unterfangen sein, da der Bootsvoreigner sich vor über 10 Jahren für eine nicht den Vorgaben entsprechende Winsch-Montage entschieden hatte. Aber auch das werden wir packen!
Die unruhige See, mit begleitendem Regen, beschäftigte uns übrigens diesen 26. Mai noch bis in die Nacht hinein. Dabei entschieden wir uns bei Anbruch der Dunkelheit unseren zu slippen beginnenden Heckanker rauf zu holen und ihn einiges weiter entfernt neu zu setzten.            

Aber am schlimmsten ist es für uns Yachties, wenn wir, wie dieser Tage, von Yacht-Unfällen auf See hören. So sind zB in den nahen Tuamotus drei Yachten auf die gefährlichen Riffe aufgefahren, wobei eine Yachtcrew per Heli abgeborgen werden musste. Zwei davon konnten sich mit Hilfe von anderen Seglern wieder eigenständig befreien. Eine weitere Yacht lief letzte Woche dann noch im Norden von Nuku Hiva auf ein Korallenriff auf. Leider herrschen seit über einem Monat in den Tuamotus und Gesellschaftsinseln wirklich unerfreuliche Wetterbedingungen. Die meisten unserer Langfahrtenfreunde bewegen sich seit Wochen im westlichen Teil des Tuamotus Archipels und können uns selten mal von einem sonnigen Tag erzählen. Hoher swell und Wind von gegen 30Kn bergen doch ein gewisses Risiko beim Befahren der Pässe und anschliessendem manövrieren um die Korallenköpfe in den Atollen. Neben diesen nun über Wochen vorherrschenden schwierigen Wetterbedingungen, dies vermutlich infolge von El Nino-Nachwehen, haben es aber einige Skipper immer noch nicht begriffen, dass vor allem die Tuamotus-Atolle eines der schwierigsten zu befahrenen Segelgebiete sind! Dabei führen dann fehlende Wetterinfos, zu viel Risiko, Nachtfahrten, Navigationsfehler oder auch blöde technische Probleme leider zu solchen Unfällen!              

Demgegenüber liegen hier in der Ankerbucht von Atuona, neben der KYORY,  immer etwa über ein Dutzend Yachten vor Anker. Dabei werden wir von meistens schönem und sonnigen Wetter verwöhnt. Da ist es verständlich, dass sich unsere Freunde, die derzeit durch die Tuamotus/Gesellschaftsinseln segeln, schon vermehrt über ihre Wettersituation schimpfen und uns Noch- Marquesas-Aufenthalter „beneiden“! Denn mit den hier hie und da in Atuona uns abkühlenden Regenstunden, mit dem vereinzelt unerfreulichen Schwell, kommen wir gut über die Runden. Wir hoffen nun einfach, dass wenn wir so in einem Monat die Marquesas verlassen, uns dann vielleicht die Tuamotus mit besseren Wetterkonditionen verwöhnen!
Und bei auf der KYORY noch genügend vorhandenen Mussestunden führen Sandra und ich, neben weiteren Freizeitbeschäftigungen, immer wieder interessante Gespräche, wobei am vergangenen Wochenende wieder mal die Thematik „Bestimmung/Schicksal oder doch nur Zufall!?“ zur Sprache kam. So kann nach meiner Meinung ein positiver und zufriedener Mensch besser mit unerfreulichen und traurigen Ereignissen und harten Schicksalsschlägen umgehen als ein unzufriedener. In meinem persönlichen Umfeld stellte ich über all die Jahre immer wieder fest, dass unzufriedene Menschen es meistens auch ihr Leben lang bleiben. Dabei glaube ich, dass unsere Zufriedenheit auch von unserem eigenen Selbstrespekt abhängt. Wer sich doch selbst schlimme Dinge antut, kann sich im tiefen Inneren nicht selbst wertschätzen - und interpretiert jeden sogenannten „Schicksalsschlag“ unbewusst als verdiente Strafe. In Wirklichkeit gibt es jedoch nach meiner Einschätzung weder Schicksal noch Zufall. Beides sind doch nur Erfindungen von uns. Uns Menschen kann doch täglich alles zustossen. Nach meiner Überzeugung ist alles was passiert, nur die Folge unserer Handlungen. Für mich gibt es den Begriff Schicksal nicht! - Okay, schon auf der KYORY bringt meine Aussage genügend Diskussionsstoff, denn meine Tochter Sandra glaubt, wie viele andere auch, an das Schicksal!
Nebenbei haben in diesen Monaten Sandra und ich natürlich auch immer wieder genügend Zeit zum Lesen, abends einen Film reinzuziehen oder mit Freunden aus der Langfahrtenfamilie zusammen zu sitzen. So befanden sich unter den hier neu eingetroffenen Yachten unter anderem wieder zwei Schweizer Crews. Zum einen waren es die Solothurner Kim&Claudia mit ihren jungen Töchtern Lenja&Neele auf der Elas. Und bei Gegenbesuchen gab es Apéro riche mit den Bernern Silvia&Benno von der Quo Vadis und mit den Österreichern Sabine&Hannes auf ihrer Cayenne. Zusammen mit Silvia&Benno war auch noch Sven von der Seven auf der KYORY, nachdem er bei uns die neue von ihm erworbene KW/SSB-Anlage erfolgreich eingerichtet hatte. Aber auch mit den immer aufgestellten Ryan&Nicole von der Naoma - ein US-Surfer mit seiner gebürtigen Münchnerin - sowie den Deutschen Rainer &Ute von der Trinity verbrachten wir einige unvergessliche KYORY-Stunden. Und bei einem weiteren Abschiedsbesuch von Jacaranda’s Linda&Chuck wurde noch Chuck für seine vielen unentgeltlichen Harbourmaster-Dienste hier in der Atuoner Anchor bay ausgezeichnet! Nicole von der Naoma überreichte ihm für seine Verdienste um uns Segler ein eigens für ihn genähtes gelbes Cape - à la Superman - mit einem grossen blauen Buchstaben „J“, der ihn als den jederzeit hilfsbereiten „Jacaranda-Man“ auszeichnet! - Liebe Nicole, dies war eine Super-Idee! Und auf Chuck’s erster Fahrt mit seinem Dingi als „Jacaranda-Man“ durch das Ankerfeld wurde er natürlich von den anwesenden Crews frenetisch gefeiert! Schmunzel, schmunzel! Natürlich finden auch immer wieder gemeinsame Restaurant-Besuche im Make-Make oder im Relais von Atuona sowie beim Roulotte-Van unter dem Dach an der Bay Pier statt. Dies erst recht, wenn dann vor allem noch der Österreicher Florian von der Esperanza, seine während dem Wiener Philharmoniker-Studium erlernten Instrumente, ob Orgel, Geige oder Gitarre auspackt und zusammen mit Marqueser Musikern gross aufspielt! Und das unglaubliche dabei ist, dass unsere östlichen Nachbarn aus Österreich mit derzeit fünf Yachten in der Ankerbucht die grösste Landes-Armada präsentieren. Dies ist doch schon eine Randnotiz wert, wenn so ein kleines Alpenland ohne Meeranstoss so zahlreich über die Ozeane schippert. Ähnlich steht es ja auch mit uns Schweizern, sind wir in diesen Tagen hier doch auch mit drei Booten vertreten! Dabei ist es verständlich, dass die restliche Seglergemeinde schon mal mit Erstaunen uns Bergler darauf anspricht.      
Übrigens geniesst Sandra so langsam immer mehr ein Fischgericht, dies von und vielfach geschenktem Fisch von den Atuoner Fischern oder vom 12jährigen Jan der Muktuk II. Jan, ein passionierter Angler, steigt jeweils bereits nach 0500 morgens mit seinem kleinen Bruder Noah in sein Dingi und geht mit der Fischrute in unserer Bay fischen. Anschliessend fährt er dann bei den hier vor Anker liegenden Segelyachten vorbei um seine eben gefangenen, bis 15kg schweren Giant Trevally oder Mahi Mahi zu verschenken. So kamen auch wir in den Genuss eines dieser feinen Brocken, wobei wir noch ein grosses Stück an unseren Boots-Nachbarn Chris weiter verschenkten. Dabei besuchten Sandra und ich anschliessend Jan’s Vater Karli auf der Muktuk II, damit er uns auch seine Erfahrungen im Rausschneiden der Filets näher bringt.


Ein anderes gerade in diesen Wochen bei uns Langfahrtenseglern im Alltag vermehrt auftretendes Diskussionsthema ist unsere Gesundheit. In unserer sich untereinander wirklich sehr gut harmonierenden Langfahrtenfamilie von etwa 15 Yachten, mit mehrheitlich 50 - 60jährigen Ehepaaren, werden wir - neben den Vorgangs erwähnten Schadenfällen an unseren Yachten - immer mal wieder von kleineren Krankheiten oder Unfällen heimgesucht. Dies geschieht meistens aus Unachtsamkeit oder Unterschätzung einer Situation. Denn in unserem vermeintlichen Paradies bleiben auch wir von Krankheiten oder kleineren Unfällen nicht verschont. So ist in Nuku Hiva ein Crewmitglied auf dem nassen Slipway umgefallen und hat sich den rechten Arm gebrochen und bei einem Touch down mit einem Nachbarboot fing ein weiterer Segler angeknackte Rippen ein. Aber leider muss ich heute auch noch von drei traurigeren Geschehnissen von uns ins Herz geschlossenen Seglern berichten. Einer der hier seit Monaten vor Anker liegender Einhandsegler, der über die letzten Monate infolge einer Infektionskrankheit einiges an Gewicht verlor, hat seine Yacht auf unbestimmte Zeit verlassen, um in Asien die Hilfe eines Schamanen zu finden. Dann ist beim Skipper eines Segler-Ehepaares seine Nervenkrankheit verstärkt ausgebrochen, was ihn dazu zwingt seine Langfahrt irgendwann in den nächsten Monaten abzubrechen. Am meisten betroffen machte uns aber die Information eines Seglerehepaares aus Nordamerika. Bei einem kurzen Aufenthalt Zuhause musste er anlässlich eines Gesundheits-Checks erfahren, dass er an fortgeschrittenem Krebs erkrankt ist. Die Ärzte rieten ihm gleich Zuhause zu bleiben und die Krankheit, mit einer leider in seinem Fall geringen zu Erfolg führenden Operation, mit begleitender Chemotherapie anzugehen. Er entschied sich darauf zu verzichten und kehrte umgehend in die Marquesas zu seiner Frau zurück, die hier auf ihrer Yacht verblieb. Als begeisterter Segler will er nun zusammen mit seiner Frau ohne grosse Routenpläne vorerst weiter dem Sonnenuntergang entgegen segeln…

Da ist meine an diversen Stellen an meinen Beinen aufgetretene Infektion durch Nono-Stiche (Sandflöhe) kaum erwähnenswert. Aber trotzdem ist hier in der warmen von Salzwasser umgebenen Südsee eine solchen Infektion nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Aufgrund einer vor drei Wochen aufgetretenen Erkältung - bei abendlichem Durchzug im Cockpit eingefangen - wurde mein Immunsystem geschwächt und so entstanden innert Kürze aus den kleinen Nono-Stichen grössere schmerzende Entzündungsstellen. Nachdem ich feststellen musste, dass nach drei Tagen unser eigenes Dökterle nichts bringt, suchte ich in Atuona den Arzt auf. Von ihm wurde ich sofort fachgerecht behandelt und musste mich anschliessend bei der Apotheke mit Antibiotika (für zwei Wochen) und entsprechendem Verbandsmaterial  eindecken. Aufgrund dieser blöden Geschichte war ich dann die letzten Wochen leider ans Boot gebunden, da ich mir mit diesen Beinwunden keinen Salzwasserkontakt erlauben durfte. Über die nachfolgenden Tagen war dann Sandra eine ausgezeichnete „Krankenschwester“, wechselte mir 2x am Tag die Verbände und überwachte auch die 3x tägliche Medikamentenaufnahme. Merci Sandra! Aber aufgrund dieser doofen Nono-Geschichte musste dann halt eben auch unserer Haul-out bis zum 1. Juni hinaus schieben!                
Dagegen hatte Sandra bereits am 18. April ihr persönliches Highlight! Denn an diesem Tag liess sie sich vom Atuoner Tattoo-Künstler Eddie ein wirklich schönes Tattoo stechen. Damit ziert nun das schon in den Monaten vorher von ihr gewünschte Tattoo-Kunstwerk ihre rechte Wade oberhalb der Fussfessel! Und ich muss gestehen sogar mir gefällt dieses gut gelungene Tattoo! - Das will doch was heissen!


Abschliessend erlaube ich mir noch auf das heikle Thema der risikobehafteten Familienplanung der Insulaner in Französisch Polynesien einzugehen. Dieses von uns Seglern kaum angesprochene Thema betrifft die hier verständlicherweise engen Familien-Beziehungen - und den daraus entstehenden Gen-Problemen in Inzuchtlinien - auf den Inseln und Atollen von Französisch Polynesien -, dies aber auch Deckungsgleich in allen anderen Südseegebieten. In den meisten von uns hier besuchten Dörfern trifft man immer wieder auf das einte oder andere diesbezügliche Opfer. Aufgrund unserer nach Monaten hier auf Hiva Oa enger gewachsenen Beziehungen zu einigen Insel-Familien, konnten wir dieser Tage sehr offen mit einem Elternpaar über diese Thematik diskutieren. Gemäss ihren Aussagen wird der Inzuchtvermeidung entgegengetreten, indem die Familien - der Staat hat diese Verantwortung übrigens ganz klar den Familien abgetreten - frühzeitig mit ihren Kids über diese Problematik diskutieren um sie darauf vorzubereiten, bei welchen Familienangehörigen sie keine sexuellen Verbindungen eingehen dürfen. Dies betrifft dabei verwandte Familien, zurück bis zur vierten Generation. Nicht einfach einzuhalten, da eigentlich fast alle hier irgendwie miteinander verwandt sind!?

Im Zusammenhang mit diesen vorerwähnten Geschichten über unser spannendes Langfahrtenleben sind über die vergangenen Monate leider unsere Blog/Mail-News mehr als nur spärlich ausgefallen. Und dabei gingen erst noch gewichtige Geburis vergessen. Dabei noch eine grosse Entschuldigung vor allem an Peggy&Werni! Ich werde dies in den kommenden Tagen so schnell wie möglich nachholen!

Ja, das Langfahrtenleben hält Sandra und mich auf der KYORY in den Marquesas weiterhin auf Trab. Aber das wichtigste ist doch: Wir beide sind wohlauf und warten auf weitere Südseeabenteuer!