Zweiter Teil: Nochmals verlängern wir unseren Aufenthalt in der Bay von Taiohae, Nuku Hiva. Aber am 25. April sollten wir endlich weiter gegen Süden segeln!

In den Tagen vom 24./25.3.2017 herrschte mehrheitlich regnerisches Wetter mit vereinzelten Sonnenfenstern. Am 24.März unternahmen wir ua einen weiteren Einkaufstrip bei Larson. Und am Samstag, 25.März suchte ich bereits um 04.45, Sandra durfte weiter ihren Schönheitsschlafen geniessen, mit dem Dingi den Gemüse- und Früchte-Markt hinter der Pier auf. Mit fünf vollen Säcken von Pampelmusen, Mangos, Avocados und Bananen sowie Salaten, Chabis, Tomaten und Brotfrüchten düste ich nach einer knappen Stunde bereits wieder auf die KYORY zurück. Dort angekommen verstaute ich die Früchte und sezierte die Salate und den Chabis zu kleinen Stücken und füllte sie nach dem Waschen in Tupperware-Boxen ab, die ich in der Kühlbox parkierte. Anschliessend bereite ich unser z’Morge zu. Später setzte ich bei unterschätztem Aufwand den neuen Digital-Thermometer unserer Kühlbox ein. Am späteren Nachmittag suchte uns noch Marc auf, der sich anerboten hatte, uns bei der Suche nach einer neuen Watermaker-Förderpumpe mit seinem Wissen zu unterstützen. Nach seiner Begutachtung der leckenden Pumpe sowie den gemachten Notizen über Typ und Leistungen der Pumpe wird er sich nach der Rückkehr auf die IETA im Internet nach entsprechenden Pumpen schlau machen.
Weitere News aus diesen zwei Tagen kann ich noch wie folgt festhalten: Von der diesjährigen World ARC (Weltumsegler) sind zwischenzeitlich 18 der 26 teilnehmenden Yachten in Atuona/Hiva Oa angekommen. In einigen Tagen werden die ersten Boote dieser Armada hier in Taiohae erwartet, wobei am 29. März um 15:00 vor der Pier eine grosse ARC-Fété stattfinden wird. Dabei wollten einige schon länger hier liegende Segler, wie auch Sandra und ich, nach Möglichkeit noch vor dem Eintreffen dieser ARC-Boote die Taiohae-Bay verlassen. Aber dies werden wir nun sicher nicht mehr schaffen und freuen uns aber trotzdem, die in dieser Armada mitsegelnden Crews der drei Schweizer Yachten kennenzulernen!   
Auch sonst ist natürlich hier ein stetiges Kommen und Gehen unter all den Langfahrtenseglern. So liegt hier seit ein paar Tagen die 50ft-Schweizer Yacht Suditude, vor Anker. Die Besitzer Jean-Claude, ca. 70jährig aus Genf und Francoise, ca. 65jährig aus Pruntrut kamen hier in Taiohae mit einem zusätzlichen Crew-Mitglied an, der bereits wieder nach Europa zurück geflogen ist. Im weiteren liegt die beeindruckende 70ft-Stahlketsch Fraternidade unter brasilianischer Flagge neben uns. Der Eigner und Skipper Aleixo, 74jährig, erzählte bei einem zufälligen Treffen mit Sandra im Yacht-Service einige spannende Geschichten über das Boot sowie über seine Person und seine Langfahrten-Erlebnisse bei sage und schreibe bis anhin vier abgeschlossenen Weltumseglungen: Als 6jähriger kam er und seine Familie als Ukraine-Flüchtlinge nach Salvador in Brasilien. Nach der Schule konnte er ein Studium als Ingenieur abschliessen und kämpfte sich weiter nach oben bis er mit 35 Jahren eine eigene Ingenieur-Firma mit 200 Angestellten besass. Aus insgesamt zwei Ehen hat er übrigens fünf Kinder, mit denen er früh die Nachfolgeregelung seiner Firma klären konnte. Denn schon in jungen Jahren liess auch ihn die weite See nicht mehr los und er kaufte sich ein Sparta/36ft-Segelboot. Und mit der Sparta war er über Jahrzehnte als Einhandsegler auf allen Ozeanen unterwegs und absolvierte mit ihr drei Weltumseglungen, wobei er über diese Langfahrten vier Bücher schrieb! Als er auf die 60zig zuging hatte er nach fast 30 Jahren genug vom Einhandsegeln und setzte sich im 2005 mit einer Bootsbaufirma in Salvador zusammen um eine grössere Yacht zu bauen, die er als Schulungs-, Explorer- oder Charterboot einsetzen könnte. So entstanden nach seinen Vorstellungen innert knapp zwei Jahren entsprechenden Baupläne und es wurde umgehend das notwendige Material bestellt. Die Dauer des kompletten Baus erstreckte sich über zwei weitere Jahre und Mitte 2010 war es soweit, die auf den Namen Fraternidade getaufte Ketsch konnte problemlos zu Wasser gelassen werden. Er vereinbarte dann mit Sandra, dass wir beide ihn doch in den kommenden Tagen mal besuchen sollen und er uns dann gerne seine Fraternidade näher vorstellen würde.
          
Auch wird Taiohae immer mal wieder von der einten oder anderen Super/Segel- oder Motor-Yacht angelaufen. Wie zB von der 150ft langen Motor-Yacht Dorothea III, die vor zwei Wochen, nach einem längeren Bay-Aufenthalt vollgetankt in Richtung Panama aufgebrochen ist. Anschliessend lag für einige Tage die Chirundos, eine 165ft lange Motor-Yacht hinter uns vor Anker. Auch besuchte für zwei Wochen die unter der Flagge von British Virgin Island segelnde Argo, ein im 2006 gebauter 2Mast-Schoner, die Anchor Bay von Taiohae. Dieser 115ft-Schoner kann bis zu 30 Studenten, meistens aus Biologie, aufnehmen, die auf der Argo bis zu drei Studien-Monate verbringen können. Dann liegt gleich Eingangs der Bay seit einer Woche die Super-Segelyacht Ethereal, eine 190ft-Ketsch vor Anker. Die Charterkosten pro Woche belaufen sich für die Ethereal auf „mickrige“ 250‘000 USD! Man gönnt sich ja sonst nichts! - Schmunzel, schmunzel!
Nun aber wieder zurück zu uns Langfahrtenseglern. Am Sonntag, 26.März 2017 tuckerte ich nach unserem z’Morge zum Pier rüber und entsorgte unseren Abfallsack. Bei der Überfahrt realisierte ich, dass es sich bei den gestern Abend noch nach 22:00 eingelaufenen Yachten um das deutsche Boot Rainbow sowie um die 55ft-Beneteau Scallywag mit Schweizer Flagge handelte. Beim anschliessenden Boxenstop um 10:00 bei Henry, nein nicht zum „Frühschoppen“, sondern nur für eine Cola lernte ich dann gleich die sympathische Scallywag-Crew kennen. Das sind zum einen der Skipper Roland mit seiner Frau Angela, beide so um die 50zig, sowie die gemischte Crew mit Sigi, Felix und Marc. Die Crew-Mitglieder Sigi und Felix werden in den kommenden Tagen bereits wieder nach Deutschland zurück fliegen. Demgegenüber werden Roland&Angela und Marc mit der ARC noch über Fakarava bis Tahiti segeln um dann die weitere Segelsaison in Französisch Polynesien zu verbringen. Natürlich gab ich noch gerne interessante Infos zu den Marquesas Inseln und die Tuamotus weiter. Wir überbringen ihnen in diesen Tagen noch einen USB-Stick mit dem Tiden-Programm der Tuamotus-Pässe und einigen weiteren up-dates von Fahrtenbüchern aus diesem und angrenzenden Segelgebieten. Nach der Rückkehr zur KYORY bereitete ich zum z’Mittag einen reichhaltigen Mixed-Salad zu und am späteren Nachmittag schaute noch unser Freund Marc mit seinen Infos bezüglich unserem Wasserpumpen-Ersatz bei uns vorbei. Und schon heute konnte er uns eine Lösung präsentieren, denn er fand im Internet-Auftritt seiner Firma zwei Förderpumpen die in Frage kommen könnten. Ich entschied mich dann für die einte mich etwa 150 USD (Freundschaftspreis) zu stehen kommende Förder-Pumpe, die er umgehend in New Caledonia bestellt und über den Yacht-Service von Kevin wird ausliefern lassen. Leider werde ich aber dabei die anfallenden DHL-Transportkosten von etwas über 300 USD akzeptieren müssen! Begleitend werden wir zusammen morgen früh nochmals Kevin aufsuchen um mit ihm die Modalitäten der Lieferung zu vereinbaren und die noch fehlenden Fittings auszusuchen. Da ich abends keinen Hunger verspürte verzichtete ich aufs Essen und Sandra bereitet für sich eine Champignons/Geflügel-Suppe zu. Ähm, mit meinem Hinano-Bierchen war ich auch so zufrieden! - Ha, Ha!

Aus den restlichen vier März-Tagen gibt es noch folgendes zu erzählen:
Ein Highlight war vor allem unser Besuch vom 28. März auf der Fraternidade, wobei uns der Eigner Aleixo, vor dem anschliessenden Boots-Rundgang, einige zusätzliche Hintergründe anfügte, die im 2005 zum Bau dieser unverwüstlichen Hochseeyacht führten. Denn damals begleitete ihn schon über Jahre die Idee, als gut situierter und Sozial denkender Erdenbürger, prioritär armen und jungen Leuten die Chance zu geben, das Metier des Segelns erlernen zu können. Aber auch zu Studien zwecken wollte er Meeresforschern, Anthropologen oder Filmemachern die Möglichkeit geben ihn auf Teilen seiner Reisen zu begleiten. Aus diesem Hintergrund wählte er übrigens auch den Bootsnamen Fraternidade aus --> Bruderschaft!
Dabei sei ihm anfangs die Umstellung schwer gefallen, als Einhandsegler und Einzelkämpfer, in die Rolle des befehlenden Käpten’s und der Verantwortung für eine Crew von bis zu 10 Mitgliedern hinein zu wachsen! Heute, meinte er mit einem Lächeln auf den Lippen, stelle ich mich jeweils den neuen Crew-Mitgliedern wie folgt vor: "Ich bin nicht nur euer Käpten, nein ich bin auch Segler, Priester, Psychologe, Richter und vor allem der Präsident dieses Bootes!" Und seit 2010 kreuzt er nun ohne nennenswerte Crew-Probleme mit der Fraternidade durch die Wellen und hat inzwischen mit ihr bereits wieder 1x die Welt umsegelt und ein weiteres Buch geschrieben. Auf seiner aktuellen Langfahrt, die ihn und seine junge Crew von Brasilien über Grenada direkt durch den Panama-Kanal in die Marquesas führte, will er nun als nächstes Ziel Alaska ansteuern. Inzwischen hat er in seinem Leben mit seinen zwei Segelbooten über 100‘000sm abgesegelt! Nachfolgend für die Skipper unter uns noch einige Daten zu dieser interessanten in Salvador/Brasilien gebauten Polar-Yacht: Länge 21m, Breite 6.7m, Tiefgang 2.8m mit eingefahrenem Schwenkkiel und 5.8m ausgefahren wobei das Boot auch mit eingefahrenem Kiel gute Segeleigenschaften ausweist. Diese Stahlketsch wiegt total 80t, wobei der Schwenkkiel alleine schon 10t wiegt und mit über 3t Blei gefüllt ist. Der Rumpf ist aus hochwertigem Stahl gefertigt und der Aufbau komplett aus Edelstahl. Diese Ketsch wird von je zwei 125HP-Yanmar-Dieselmotoren angetrieben. Und natürlich hat er eine immense Auswahl von Ersatzteilen mit an Bord. Die Wassertanks enthalten 8‘000Ltr. und die Dieseltanks total 9‘000Ltr. Die Yacht ist mit 20 Luken und 19 Winschen ausgestattet. Alle Navigationsgeräte sind auf der Fraternidade, wie auf Kreuzfahrtschiffen oder Frachtern den Vorschriften entsprechend, in 2facher Ausführung eingebaut. Den Rundgang beendeten wir in der grosszügigen Crew-Messe beim Durchblättern seiner fünf bis anhin erfassten Büchern über seine vier Weltumseglungen.  - Aleixo vielen herzlichen Dank für deine vielen Informationen und Geschichten aus deinem spannenden Leben sowie rund um deine wirklich aussergewöhnliche Hochsee-Yacht Fraternidade!

Am 29. März suchte ich Kevin im Yacht-Service auf und gemeinsam konnte ich mit ihm, unter „learning-by-doing“, die vormittags bei ihm eingetroffenen zwei Simmerringe in meine Motor-Seewasserpumpe einbauen. Den weiteren Tag verbachten wir einmal mehr auf der KYORY, dies weil ab 15:00 auf dem nahen Pier die ARC-Fété über die Bühne ging. An dieser Stelle noch eine kleine Anmerkung zu einem ARC-Boot: Auch die Crew unseres sehr nahen Nachbarliegers, des schwedischen Bootes Sandvita düste bereits um 14:00 zur Pier rüber. Aber zu unserer Überraschung liessen sie ihren noch kurz vorher gestarteten Diesel einfach weiter laufen. Und zur Verwunderung von uns und weiterer Segler lief der Motor auch noch dann, als die Schweden um 22:00 angeheitert wieder auf ihr Boot zurück kamen. Somit lief dieser Bootsmotor über sieben Stunden, ohne dass sich ein Crew-Mitglied auf der Sandvita aufgehalten hätte. Und wir alle Segler hier sind einer Meinung, dies ist eine grobe Verantwortungslosigkeit des Schweden-Skippers, der notabene nicht zum ersten Mal um die Welt segelt! Denn gerade in solchen Momenten reisst meistens ein Wasserschlauch oder eine Schlauchbride oder in der Elektrik löst sich ein Schwellbrand aus! Aber nun kommt noch „s’Tüpli of’s i“, da am Tag drauf über Stunden  - es war auch wieder niemand an Bord -  nicht nur der Diesel lief sondern dazu auch noch der Generator! Jeglicher weitere Kommentar ist überflüssig! Aber der Besuch der ARC-Armada in Taiohae ging für uns Schweizer doch noch in die Geschichte ein, denn in diesen Tagen lagen hier 6 (!) Segelyachten unter Schweizer Flagge vor Anker! Es waren dies die Scallywag, die Shamal, die TBC, die Suditude, die Robusta und unsere KYORY! Und dabei war noch speziell, dass nur die Suditude-Crew aus der West-Schweiz kam. Denn normalerweise ist das Verhältnis gerade umgekehrt. Die ist doch für unser kleines europäisches Binnenland schon eine verrückte Geschichte! Und nun wissen es die Trump-Amis definitiv: „America maybe first, but Switzerland is second!" Auch müssen wir ihnen nicht mehr so viel 1.-Hilfe leisten, denn auch sie haben jetzt gelernt, dass die Schweiz wörkli nur ein naher Verwandter vom „Roten Kreuz“ ist! - Schmunzel, schmunzel!

Vor dem abendlichen Dinner mit Marc auf der KYORY suchten wir ihn noch auf der IETA auf, um die für die neue Förderpumpe notwendigen Fittings in seinem ansehnlichen Material-Lager auszusuchen. Und wirklich, all unsere Fitting-Wünsche gingen in Erfüllung! Beim anschliessenden von Sandra kreierten z’Nacht, Pasta mit Pouletgschnätzeltem und Gemüse an einer  Bechamel-Sauce, war dann natürlich dieser Schwede trotzdem nochmals für einige Minuten ein erregendes Thema. Als wir uns gegen 22:00 in unsere Kojen zurück zogen, konnte ich übrigens auf das Pflegen und Verbinden von Sandra’s linkem Fuss verzichten, da nun zwischenzeitlich alle Müschelispitzen raus gewachsen sind.
Übrigens mussten auch wir am Vormittag des 30. März wieder mal auf der KYORY den Honda-Geni für einige Stunden laufen lassen - wobei wir uns natürlich an Bord befanden! Da die neue über Marc bestellte Förderpumpe grössere Ein-/Ausgänge hat, beschafften wir uns im Bigot-Magasin einen 5m langen Wasserschlauch von 19mm Durchmesser. Ein weiteres Schlauchstück von 2m Länge, mit einem Durchmesser von 38mm, mussten wir aber über den Yacht-Service in Papeete bestellen. Gleichzeitig brachte ich Kevin zum zweiten Mal die nicht mit den gewünschten Ausmassen angelieferten vier Zinkanoden, für das Antriebswellen-Ende, zurück. Nach diesen Fehllieferungen habe ich genug und er kann sie wieder seinem Papeete-Lieferanten retournieren. Da ich aber noch zwei dieser Anoden an Lager habe, werde ich mich anlässlich unseres Juni-Aufenthaltes in Papeete selber bei den Ship chandlern umschauen. Auf 18:00 waren wir dann noch bei Raymond&Lydia auf der Footloose zum Apéro eingeladen. Auch wenn die beiden leider ein bisschen naiv mit den einten oder anderen Problemen auf ihrer 50ft-Slup umgehen, wünschen wir ihnen viel Glück bei ihrer baldigen Überfahrt nach Hawaii. Am 31. März setzten wir morgens gleich noch unseren Ankerball, da uns die Sandvita hie und da zu nahe kam!  Man weiss ja nie!? Anschliessend tuckerten wir mit dem Dingi zum Pier machten einen kurzen Kaffee-Stop bei Henry und lernten dabei noch Aleixo’s Tochter Alana und ihre Freundin Carla kennen. Wir hatten gleich ein unterhaltsames Gespräch und sie luden uns auf einen baldigen Apéro in ihrem Miet-Bungalow unweit der Archeological site ein. Anschliessens suchten Sandra und ich noch die Post auf, denn wir mussten für mich ein neues Handy (150 USD) kaufen, da mein altes Samsung von einem Moment auf den andern den Betrieb einstellte. Gegen 12:00 trafen wir noch Sid an und wir gingen gleich zusammen zum z’Mittag in den Markt-Snack. Dort setzte sich dann noch der strahlende und liebenswerte Aleixo neben Sandra. Dabei ist noch zu erwähnen, dass er neben seiner Skipper-Tätigkeit auch noch ein leidenschaftlicher und unverbesserlicher Charmeur alter Schule ist. Von entsprechenden zum Schmunzeln anregenden Erlebnissen müsste an dieser Stelle Sandra was anfügen!? Später fuhr uns Annabelle, die Frau von Kevin, zur Wasserstation damit wir unsere Kanister ein weiteres Mal befüllen konnten. Die uns dabei begleitende Angela von der Scallywag wollte noch in der am Ende des Dorfes liegenden Apotheke was abholen, aber leider war der Laden noch für eine Stunde geschlossen. Und um 18:00 waren dann noch Raymond&Lydia zu einem Chäsplättli auf der KYORY zu Besuch.

Dann folgte hier in der Bay von Taiohae am 1.4.2017, mit der von den Bewohnern und Touristen erwarteten Ankunft der Pirog Hokule’a  www.hokulea.com  ein weiteres Highlight! Bereits um 08:00 machten wir uns, nach dem parkieren des Dingis am Pier, auf den Weg ans westliche Ende der Bay, denn bereits hatte die Hokule’a die Bay-Einfahrt passiert. Und an der Ankunftsstelle, unweit der Archeological site, liefen die marquesischen Tänzer, Trommler und Muschelbläser zu Hochform auf, denn bald ging diese Pirog (polynesisches Boot) wenige Meter vor dem Strand vor Anker. Unter den Zuschauern trafen wir dann noch auf Thomas&Anja mit denen wir dann dem kommenden Spektakel beiwohnten.
Bevor ich aber nun weiter von diesem festlichen Empfang schreibe, hier die wichtigsten Daten&Fakten zur Langfahrt der Pirog Hokule’a: Im 2013 startete die Hokule’a ihre 4jährige Langfahrt Rund-um-die-Welt in Hawaii und wurde dabei noch von Dalai Lama für ihre grosse Reise gesegnet. Sie wird nun am 17.6.2017 auch wieder in Hawaii zurück erwartet. Sie hat nun mit ihren 26‘000sm über 2/3 ihrer Weltumrundung absolviert. Dabei verlief ihre abgesegelte Route wie folgt: Hawaii – Tahiti – Rarotonga – Samoa – Tonga – New Zealand – Australien – Bali – Thailand – Mauritius – Cap of Good Hope – Brasilien – Florida – Washington DC – New York – Montreal – Panama – Galapagos – Rapa Nui – Pitcairn und nun die Marquesas. Von hier aus geht es noch über Tahiti zurück nach Hawaii! Diesem mehrjährigen Projekt steht folgende Idee dahinter: Man möchte den jungen Polynesiern unter „Back to the roots“ aufzeigen was für eine beeindruckende 2‘000jährige Vergangenheit ihre Kultur hat und sie vor allem nicht verloren gehen darf. Wie eben mit welch einfachen Mitteln, wie zB mit der einer Pirog wie der Hokule’a, mittels Navigation nach den Sternen und der Natur von Wind, Wellen und Strömungen unvorstellbare Distanzen zurück gelegt werden konnten. Aber auf dieser Langfahrt wollte man auch die restliche Welt sensibilisieren, dass der Klimawandel nun doch endlich ernst genommen wird und nachhaltig mit den uns allen zur Verfügung stehenden Ressourcen umgegangen wird. Die Hokule’a ist ein 61ft-2Mast-Katamaran, mit einem langen Paddel als Ruder und zwei Steckkielen.
Nun wieder zurück zum Empfang der Hokule’a-Crew: Gegen 09:00 wurden die Besucher auf der Hokule’a von einheimischen Auslegerbooten abgeholt und an die Beach gefahren. Dort wurden sie den alten Sitten entsprechend auf Nuku Hiva willkommen geheissen und gleich zur nahen Archeological site begleitet. Dort fanden die offiziellen Ansprachen, natürlich in marquesisch, statt und es wurden unter Begleitung von Musik und Tanz gegenseitige Geschenke ausgetauscht. Kurz nach 10:00 war die Show vorbei und ich schlenderte dem Strand entlang zum Pier zurück und fuhr mit dem Dingi zur KYORY. Sandra verblieb noch bei Thomas&Anja, die dann einiges später gemeinsam zum Pier zurück kehrten und bei Henry einkehrten. Auf der Dingi-Rückfahrt wurden die drei zu einem Drink auf die Scallywag eingeladen und gegen 16:00 enterte Sandra wieder die KYORY. Sie unternahm dann noch einen Dingi-Ausflug zur Footloose von Raymond&Lydia um noch einen USB-Stick mit den am Abend vorher geknipsten Fotos zu überbringen, da die beiden morgen Vormittag in Richtung Hawaii aufbrechen werden. Als Geschenk brachte dann Sandra je eine Flasche Tequila und Controy (Orangenschnaps) mit zurück. Nun können auch wir auf der KYORY richtigen Margharita mixen! - Na dann Proscht!

Die weiteren April-Tage begannen für mich dummerweise sehr „heiss“ und schmerzhaft!? Beim Zubereiten für unser z’Morge hatte ich gerade meine Spezial-Spiegeleier auf gebratenem Speck mit Emmentaler darüber auf die Teller verteilt. Ich ging dann mit der Bratpfanne ins Cockpit, um das viele sich darin noch befindlichen heisse Öl, vom fettigen Speck, ins Meer zu schütten! Ach du verflixte Scheisse, denn beim Ausholen mit der Pfanne schüttete ich dummerweise einiges von diesem blöden Öl über die rechte Hand! Okay, ich schüttete dann gleich zwei Flaschen kaltes Wasser über die Hand. Dann rief ich Sandra zum Frühstück und nun schaute auch sie sich die Bescherung an. Kopfschüttelnd meinte sie noch vor dem verbinden der Hand: Ähm, warum hast du das Öl nicht wie immer in das dafür vorgesehene Einmachglas geleert? - Ja, ja, wer den Schaden oder eben die Schmerzen hat…! Aber kurze Zeit später waren meine Bobochen gut verpackt in Fucidin/Antibiotika-Gaze. Somit war ich dann tagsüber nicht so aktiv und abends hatten wir noch Thomas&Anja zu einem Apéro riche auf der KYORY. Am Folgetag schauten wir nach dem Einkaufen bei Larson noch im Henrys Snack vorbei und natürlich trafen wir auf einige unserer Seglerkollegen. Also wurde noch aktuelle News und sonstiger chit-chat ausgetauscht. Und natürlich genehmigten wir auch gleich noch den Lunch bei Henry. Für Sandra ein Sashimi und für mich Poulet mit Reis. Nach dem Lunch bestiegen wir unser Dingi und knipsten auf der Rückfahrt bei sonnigem Wetter noch einige Fotos von der Hokule’a und der Ethereal. Am späteren Nachmittag suchten wir noch die Scallywag auf, damit Roland noch wie vereinbart das Tuamotus-Tiden-Programm und die diversen Revierführer abspeichern konnte. Und kaum waren wir zurück auf der KYORY fuhr die Scallywag mit zwei anderen ARC-Segelbooten aus der Bay hinaus um ihr gemeinsames Ziel Fakarava in den Tuamotus anzusteuern. Am 4.4.2017 kam Andreas mit seiner KAMA zurück von Hiva Oa, nachdem dort Maria die Flugreise über Papeete zurück nach Zürich angetreten hatte. Er kam gerade richtig zum z’Mittag und so gab es auch für ihn einen Mixt-salad. Später kamen noch Thomas&Anja von der Robusta dazu und beim Quatschen flog die Zeit einmal mehr nur so dahin. Gegen Abend waren wir noch bei Andreas zu einem Gläschen Gin Tonic und Rum auf die KAMA eingeladen. Über die Folgetage mussten wir an Land ein weiteres Mal Wasser organisieren und gleichzeitig tätigten wir bei Larson unsere Einkäufe.

Am 6.4.2017 wurde Sandra um 08:00 von Andreas abgeholt und sie suchten gemeinsam Moana auf. Denn auch Andreas will nun endlich sein Tattoo! Und da hie bei allen Tattoos eine persönliche Geschichte dahinter steht, wird ihm Sandra bei Französisch/Deutsch-Verständigungsproblemen zur Seite stehen. Ich textete währenddessen auf der KYORY am Blog weiter und hatte dazwischen noch Besuch von der Einhandseglerin Sylvaine von der Apis II. Beim Boots-Rundgang musste ich ihr als langjährige Seglerin diverse Fragen zum Diesel mit dem Antriebsstrang beantworten und ich war dabei beeindruckt von ihrem Fachwissen. Denn Sylvaine war noch vor Jahren eine gesuchte Konzertpianistin in Europa und den USA! Zum z’Mittag traf ich wieder Sandra bei Henry und gegen 17:00 machten wir uns auf den Weg zu Alana&Carla, die uns in ihrem geräumigen Miet-Bungalow (300 USD/Monat!) zum Apéro eingeladen hatten. Da aber an diesem Abend Moana, der Tätowierer von Taiohae, gerade das Nachbars-Bungalow bezog, waren wir alle zusammen mit ein paar Marquesern zu einem Grillabend in die nur etwa 50m entfernte Strandhütte eingeladen. Und es wurde dann daraus eine wirklich aufgestellte Marqueser-Fété! So um 23:00 war dann genügend gequatscht und getrunken und wir bekamen dann eine Mitfahrgelegenheit zurück zum Pier.
Am Folgetag putzte Sandra den KYORY-Wasserpass und da ich mit meinen Brandblattern derzeit noch handicapt bin, verzichtete ich auf das eingeplante Reinigen des Propellers. Später tuckerten wir mit dem Dingi an Land und mit Annabelle fuhren wir zur Apotheke um das einte und andere für unsere 1.-Hilfe-Box einzukaufen. Kaum waren wir zurück auf der KYORY kamen noch Marc&Agnes vorbei, um sich definitiv zu verabschieden, da die beiden morgen mit ihrer IETA Nuku Hiva verlassen um Fakarava in den Tuamotus anzusteuern. - Au revoir vous deux! Wir werden euch nicht vergessen und sicher in so zwei Jahren euch zuhause in New Caledonia aufsuchen! Auf 18:00 liessen wir uns das erste Mal Pizzas an den Pier ausliefern und zu unserer Überraschung schmeckten die wirklich fein!

Am 8.4.2017 wurde es für Andreas ernst, denn heute erhält er am rechten Oberarm sein Tattoo. Um 07:30 begleite ihn wieder Sandra in das Bungalow-    Studio von Moana. Okay Andreas; Augen zu und durch! Dazwischen traf sich Sandra mit Cindy, Carla und Alana sowie dem bereits tätowierten Alexey, Bruder von Alana. Und mit Unterbrechungen war es gegen 14:00 soweit, seine kleine Lebensgeschichte hat sich nun Andreas in seinen Oberarm schreiben, respektive tätowieren lassen! Am Tag drauf querte uns nach dem Lunch eine eben in die Bay eingelaufene Segelyacht. Und so langsam wachsen wir Schweizer schon zu einer grossen Segelnation heran, denn es handelt sich wörkli um eine weitere Yacht unter Schweizer Flagge. Es ist die Maya, eine 41ft-Bavaria der aufgestellten Familie Herbert&Asma mit ihren Buben Adam&Sammy ! Okay, so klein ist unsere Segelnation ja seit einigen Jahren doch auch nicht mehr, denn wir haben ja mit unserer Alinghi schon 2x den America’s Cup gewonnen! - Ha, ha!

Und hier noch zur Erinnerung der Grund, wieso wir uns überhaupt noch in Taiohae befinden: Natürlich haben wir erstens auch hier in den vergangenen Wochen viele neue Kontakte mit Seglern, aber vor allem auch mit marquesischen Familien knüpfen können. Und diese Kontakte machen unser zigeunerhaftes Langfahrtenleben doch erst so recht interessant und spannend.  Aber eigentlich hängt zweitens unser hier doch allzu langer Aufenthalt wegen der von Marc am 28.3.2017 für uns in New Caledonia bestellten Förderpumpe zu unserem Watermaker-System zusammen! Denn bereits am 29.3. wurde das Paket in Noumea/NC durch DHL dem dortigen Zoll ausgeliefert. Und da in den Folgetagen der dortige Zoll, infolge Weiterbildung der Zöllner geschlossen war, wurde das Paket erst am 6.4. nach Sydney/Australien ausgeflogen. Am 8.4. ging es weiter von Sydney nach Auckland/New Zealand und nun am 11.4.2017 von Auckland nach Papeete/Tahiti. Nun müssen wir auch noch die Ostertage an uns vorüber ziehen lassen, bis sich der Zoll bei Kevin meldet! Und sobald die Pumpe hier ankommt, bauen wir sie ein und gehen nach einem Lauf-Test mit der KYORY Anker auf in Richtung Süden!