Und hier noch einige Gedanken zu meinen im Juni erreichten 70zig Lebensjahren voll von Abenteuern!

Nun bin ich also 70zig geworden! Für mich war das auch hier in Tahiti, wie in den letzten paar Jahrzehnten in der Schweiz, kein spezieller Tag. Vielleicht das einzige wo mich nun vermehrt bei solch vorbeiziehenden Tagen erfreut, ist meine soweit noch gute Gesundheit, zu der ich auch weiterhin Sorge tragen werde!
Und ja, ich hatte vor Jahren mal so eine Idee über gewisse Stationen aus meinem Leben, in einem Buch „Eine rüüdig verrockte Lebensgeschichte!“ zu erzählen. Als idealen Zeitpunkt um ein solch doch zeitintensives Schreibprojekt in Angriff zu nehmen peilte ich meine Pensionierung im 2008 an. Denn so stellte ich mir vor, mal irgendwo in der Innerschweiz im stillen Stübchen zu sitzen und im Laptop nochmals mein Leben Revue passieren und auch aufleben zu lassen. Aber eben, meine Blog-Leserinnen und Leser ahnen es, denn mit dieser nahenden Pensionierung infizierte ich mich damals als 61jähriger noch mit dem Virus der weiten See. Also wieder einmal mehr in meinem Leben entschied ich mich kurzfristig, mal den Lebensabend nicht ruhig in der Schweiz anzugehen sondern auf abenteuerliche Weise über Ozeane zu schippern! Also trat verständlicherweise auch das Schreiben meiner Lebensgeschichte mehr als nur in den Hintergrund. Und ob ich nun in den kommenden Jahren, irgendwo auf diesem einfach traumhaften Blue Planet, noch die Kraft finde dieses Buchvorhaben in dir Tat umzusetzen steht derzeit in den Sternen. Dabei hätte ich, auch was den Buchinhalt betreffen würde, über welche Themen ich offen schreiben würde, eine klare Vorstellung. Beginnend mit einem kurzen Prolog über die aktuelle Langfahrt mit der KYORY, würde auf den nachfolgenden Seiten vor allem meine unvergesslichen Kinder- und Jugendjahren, die ich auf unserem kleinen Bauernhof, in einem kleinen Dorf mit 150 Einwohnern, auf etwas über 700m im Schweizer Mittelland durchlebt, viel Platz einnehmen. Denn dieses heranwachsen während den Nachkriegsjahren in unserer 5köpfigen Familie, mit zwei älteren Brüdern und geprägt von lieben und verständnisvollen Eltern - war vielfach für alle Beteiligte, mit mir als Nachzügler, schon an und für sich ein kleines Abenteuer! Aber Rückblickend darf ich festhalten, dass mich zu dem was aus mir wurde, vor allem diese Jugendjahre, mit einem Familienleben in einfachsten und ärmsten Verhältnissen in grossem Masse beeinflusst haben! In weiteren Kapiteln würde ich unvergesslich erlebte Geschichten mit meinen Luzerner Jugendfreunden erzählen, gefolgt von ersten Annäherungen an die weiblichen Geschöpfe und was dann bei weiteren Versuchen eine eigene Familie zu gründen, so draus wurde. Dabei bin ich stolz und glücklich, dass mich aus diesen bewegenden Jahren nun gar meine Tochter Sandra auf meinem Segelabenteuer begleitet! Natürlich würde ich auch einiges über meine eh immer etwas abenteuerlich ausgewählten Freizeitbeschäftigungen und meinen Fernreisen zu vielen archäologischen Stätten auf Papier bringen. Viel Raum würden auch meine vielfach kreativen Jahre in über 12 Stationen der verschiedensten Berufszweige, mit späterer längerer Bankenlaufbahn, einnehmen. Und was ich dann abschliessend noch in einem Epilog erfassen würde lasse ich per dato noch offen! - Schmunzel, schmunzel!
 
Nun, irgendwie hatte ich meine Vorstellungen vom Leben, mit meinen damit zusammenhängenden Sehnsüchten, schon in frühen Jugendjahren immer sehr viel genauer gekannt als andere Menschen in meinem Umfeld. Und eines hat mich immer wieder angetrieben: Raus, raus aus diesem behüteten Leben auf dem Lande! Zuerst in eine Kleinstadt, dann in eine Grossstadt und dazwischen musste ich immer wieder raus in die weite Welt hinaus, wo es für mich doch noch so viel zu entdecken gab! Bei dieser Lebensweise hatte ich, weder im Privatbereich noch im Berufsleben, auch nie Angst irgendwelche Fehler zu machen. Ich stürzte mich immer wieder kopfüber in alles Neue - und dabei bin ich ja mehr als öfters auf die Schnauze gefallen! Also hatte ich mich entschieden nicht in Watte verpackt zu Leben mit dem Wissen, dass ich dann halt schon das einte oder andere Mal den Kopf unsanft anstossen werde. Dadurch musste ich mir auch nie Gedanken machen über etwaig verpasste Chancen, die ich verschwendet hätte! Einzig ergab sich dabei, dass ich manchmal zu viel aus dem vollen oder eben nur halbvollen Wasserglas schöpfen wollte. Nun, inzwischen habe ich wieder einiges dazu gelernt und stelle fest, mit wie wenig ich eigentlich auskommen kann. Aber am Ende fand ich immer irgendeine Lösung um wieder auf den eingeschlagenen Weg zu gelangen. Und wie schon erwähnt, packten mich damals, wie auch heute noch, keine Zweifel oder irgendwelche Ängste. Ich bin einfach der Überzeugung, dass wir alles versuchen sollten - auch noch in späten Jahren - um das Abenteuer des Lebens geniessen zu können!
Also ich bin vermutlich nicht geboren worden, damit mein Leben in geordneten und ruhigen Bahnen verläuft. Und dies auch nicht ohne die begleitenden Hoch und Tiefs, ohne Herzschmerz und Tränen. Dabei ergab sich, dass ich mich mit meinem charakterstarken „härte Lozärner Grend“ nicht immer so verhielt, wie man es von mir erwartete. Also ging und gehe ich lieber unverstanden durchs Leben, als nach dem Gusto anderer zu Leben. Aber für mich war auch stets eines immer klar, dass nur ich für mich und mein damit zusammenhängendes Leben verantwortlich bin. - Nur ich ganz alleine!

Und wenn ich nun auf meine doch schon vergangenen 70zig Lebensjahre zurück schaue? Ja, dann überkommt mich im Ganzen gesehen, eine eigentlich nur volle innere Zufriedenheit! Dies auch unter Einbezug meiner einten oder anderen Fehlentscheidung im Wissen, dass im Lebensfluss von Yin&Yang, nach dem Regen auch mal die Sonne wieder für mich scheinen wird! Ich bereue nichts und lerne immer noch aus täglich neu gemachten Fehlern! Dabei bin ich glücklich, auch heute noch mit offenen Augen sowie offenem Herzen, und soweit bei noch guter Gesundheit, während einigen zusätzliche Bonus-Jahren über Ozeane segeln zu können! Also Sorge ich mich nicht - sondern segle! Und solange ich weiterhin neugierig bin, kann mir das Alter eh noch nicht viel anhaben!

Dass mich nun dabei noch meine Tochter Sandra für längere Zeit auf der KYORY begleitet, ist für mich natürlich eine grosse Glückseligkeit! Aber auch dies ist kein Zufall oder Schicksal - Nein, denn Sandra und ich wollten dies einfach noch zusammen machen! Dabei versuchen wir auf diesem Segelabenteuer dieser eigentlich schon verloren geglaubten Vater/Tochter-Beziehung neues Leben einzuhauchen! Dass aber nach ziemlich genau 30 Jahren, das zusammen Leben eines 70jährigen Vaters mit seiner 33jährigen Tochter - einfach so von 0 auf 100 - nicht nur heile Welt bedeutet, war auch für uns beide von Anfang an klar. Aber wir arbeiten täglich daran und da Sandra doch das einte oder andere Gen von mir geerbt hat, muss in gewissen Situationen schon schmunzeln. Dabei erkenne ich mich dann selber wieder - wie wenn ich in einen Spiegel gucken würde. - Ja Sandra, du bist wohl das Beste, was ich später mal zurück lassen muss! Ich danke dir und du machst mich auf diese späten Jahre mehr als nur glücklich, da du weiterhin mit viel Mut mit mir und der KYORY durch die Wellen ziehen willst!
Das Leben ist doch wirklich ein einziges grosses Abenteuer und ich komme so langsam „Back tot the roots of my life!“ (-> auf gut Deutsch: „Zurück zu den Wurzeln meines Lebens!“)
An dieser Stelle zitiere ich ein am Anfang meines letzten Logbuches festgehaltenen Gedichtes vom japanischen Schriftsteller Daisaku Ikeda:

"Du wirst durch Stürme gehen, durch schweren Regen,
 und du wirst so manche Niederlage erleiden.
 Aber der Kern eines schöpferischen Lebens besteht darin,
 angesichts einer Niederlage nicht aufzugeben,
 sondern dem Regenbogen zu folgen,
 der sich in deinem Herzen befindet!"