Tahiti Teil 4: Weiterhin Action auf Tahiti mit Stadtrundgang durch Papeete und verschieden „Hello again“-Treffen mit Langfahrten-Freunden!

Den 20.September verbrachten wir ein erstes Mal seit Sandras Rückkehr nach Tahiti wieder in Papeete. Und am Abend gegen 20:00 fuhr Kurt von der Casa Bianca die Modesta- und KYORY-Crew in zwei Autofahrten zum etwa 10 Fahrminuten entfernten Intercontinental Hotel. Dort bestaunten wir, während einem kleinen Dinner mit Thomas&Maria sowie Kurt&Brigitte, in der luxuriösen Hotel-Gartenanlage eine ausdrucksstarke Tanzgruppe bei ihrer Vorführung von marquesischen Traditionstänzen. Sandra lernte dann mit Franz&Dagmar noch eine weitere sympathische Österreicher Seglercrew des Catamarans Cinderella näher kennen, die auch diesen abendlichen Tanzvorführungen beiwohnten.

Für die weiteren Tage bis zum 4.Oktober halte ich mal nur unsere diesbezüglichen Highlights detaillierter fest. So besuchten wir am 22.9. in Papeete, bei einem schon lange fälligen Stadtrundgang, deren geschichtsträchtigsten Plätze und durchstreiften die verschieden Parks. Zum Einstieg zu dieser heutigen kleinen Stadt-Wanderung durch Papeete vorerst noch ein wenig Geschichte zum Mythos Tahiti!

Im 1766 wurde Graf Louis-Antoine Bourgainville (1729-1811) als erster Franzose von König Ludwig XV beauftragt die Welt zu umsegeln. Am 15.12.1766 verliess er mit der Fregatte La Boudeuse Brest und erreichten nach einer abenteuerlichen Fahrt um das Cap Hoorn anfangs 1768 den Pazifik. Als er am 6. April 1768 mit seiner Mannschaft in Hitiaa, an der Ostküste von Tahiti an Land ging, lag eine monatelange, entbehrungsreiche Seereise hinter ihnen. Die Tahitianer bereiteten ihnen einen überwältigenden Empfang. Sie schenkten ihnen Lebensmittel mit noch nie gesehenen Früchten und, so jedenfalls hatten die Franzosen das verstanden, auch ihre äusserst spärlich bekleideten Mädchen. Bourgainville notierte in seinem Tagebuch: „Es war sehr schwierig bei solch einem Anblick vierhundert französische Seeleute, die für sechs Monate keine Frau mehr gesehen hatten, bei der Arbeit zu halten!“ Man(n) kann sich die Situation gut vorstellen, denn die Seeleute wähnten sich am Ziel ihrer Träume und Sehnsüchte. Den sagenumworbenen Südkontinent Terra Australis Incognita, den auch viele andere Seefahrer jener Zeit in den Weiten des Pazifiks suchten, hatten sie zwar nicht entdeckt, dafür aber das mehr als sinnliche Utopia!

Ist nun Tahiti - ihr Name bedeutet „Insel der Liebe“ - und ihre weiteren Inseln in Französisch Polynesien ein Paradies auf Erden? Viele beantworten diese Frage - wie auch ich -  mit ja. Dies im Wissen, dass die Alltagsrealität auch der hier lebenden Menschen, eher irdisch ist! Aber warum Tahiti, der Hauptinsel des 118 Inseln umfassenden Society Island Archipels, warum Französisch Polynesien? Und was hat denn neben den ersten hier angekommenen Entdeckern mit ihren Aufzeichnungen sowie den abenteuerlichen Geschichten der über Jahre ihrer Lebenszeit hier verbrachten Romanautoren, sonst noch zu diesem Bild vom legendären Tahiti beigetragen? Warum übt seit bald drei Jahrhunderten Tahiti eine solche magische Anziehungskraft auf uns aus? Was genau macht diese Faszination aus? Warum wurde Tahiti zum eigentlichen Ursprung des Südsee-Mythos?

Sicher das angenehme Klima, die traumhaft und unvergleichlich schöne Landschaft, das glasklare Wasser der Lagunen, die in allen Farbnuancen zwischen Blau und Grün leuchten sowie die betörenden Blütendüfte? Oder die sonnenüberflutete Sandstrände mit den sich im Winde wiegenden Palmen. Aber auch tiefe Täler und Berge von über 2.000m hohen Gipfeln, spektakuläre Wasserfälle die an Felswänden herunter donnern prägen inmitten stetig satten Tropengrüns das nahezu unbewohnte Inselinnere. Aber was war da noch? Genau, die jederzeit unglaublich freundlichen Menschen und vor allem die vahine, die Frauen! Denn schon damals, wie auch heute noch, machen diese Inselschönheiten, mit einem Mix aus Asien, Europa und Maori, den besonderen Zauber dieser Insel aus! - Und zu berücksichtigen ist vielleicht dabei noch die Tatsache, dass Bourgainville, einer der ersten der den Grundstein zu diesem Klischee legte, ein „Franzose“ war! - Schmunzel, schmunzel!

Nun aber wieder zurück in die Gegenwart zur heutigen Wanderung von Sandra und mir durch Papeete - der Name bedeutet übrigens „Wasser aus dem Korb“! Diese kleine Hauptstadt Französisch-Polynesiens hat aus vergangenen Fehlern gelernt und über die letzten Jahren viel unternommen um ein bisschen mehr Charme und Flair in diese allzu schnell gewachsene Stadt mit ein zu bringen. Es entstanden Parkanlagen mit viel tropischem Grün und farbenprächtigen Gärten. Es entstanden Orte, die der Erholung dienen, aber auch kleine Strassencafés, Bars, Restaurants und Fussgängerzonen verleihen mittlerweile Papeete ein mediterranes Ambiente!
Unsere kleine Wanderung beginnen wir an der Uferpromenade entlang auf dem Boulevard Pomare, der Einkaufstrasse von Papeete. Wir passieren die Anlegestellen der Kreuzfahrtschiffe, der Frachter und Fähren. Wir schlendern die Rue Paul Gauguin hinauf zum Rathaus (Mairie), für die Franzosen ist es das „Hotel de Ville“, das übrigens im 1990 von Francois Mitterrand eröffnet wurde. Eine Querstrasse weiter befindet sich die im 1987 wieder aufgebaute Markthalle, die mit 7.000m2 eine der grössten im pazifischen Raum ist. Rund um das Gebäude bieten Dutzende von Strassenverkäufern, auf wirklich unverfänglicher Weise, an ihren kleinen Ständen den Touristen verschiedenste mit Perlen versetzte Schmuckstücke und Textilien wie Pareos an. Derweil wird im Parterre frisches Obst, Gemüse sowie Fisch und Fleisch angeboten, während in der ersten Etage handwerkliche Produkte und Textilien erstanden werden können. Im unweit von hier liegende grosse Geschäfts- und Einkaufszentrum Vaima ist angrenzend das Musée de la Perle von Robert Wan untergebracht. In dieser einzigartige Ausstellung, beim Pionier bei der Zucht von schwarzen Perlen, werden wir über die verschiedensten Qualitätskriterien, Zucht und deren Geschichte informiert. Dabei bestaunen wir auch einige ausgewählte Exemplare der Wanschen Privatsammlung. Die Rue du General de Gaulle hinunter gelangen wir in die grüne Oase Papeetes, dem grossen Bougainville Park mit seinen schattenspendenden Banyanbäumen. Benannt nach dem schon Vorgangs erwähnten französischen Seefahrer und Entdecker Louis Antoine de Bougainville, der mit seinen romantischen Aufzeichnungen über die Sitten und Gebräuche der tahitianischen Bevölkerung massgeblich zum Insel-Mythos von Tahiti beigetragen hat.
Vor dem Eingangstor zum Gebäude der Territorial-Versammlung steht das Denkmal Pouvanaa a Oopa (1895-1977). Dies zu ehren dieses couragierten Freiheitskämpfers, Politikers und entschiedenen Atomgegners. Er wurde mehrfach von den Franzosen inhaftiert und verbannt. Vorbei an der City Marina, mit dicht gedrängt aneinander liegenden Segelyachten aus aller Herren Länder, vor allem zwischen April bis September, gelangen wir in den im Jahre 2000 eröffneten 2.5ha grossen Tahua To’ata Freizeitpark. Hier kann man die vielfältige Pflanzenwelt Polynesiens bewundern, in einem der kleinen Restaurants sitzen und dabei ein Glace schlecken oder den Kanuten beim Training zuschauen. Auch finden hier das ganze Jahr über Konzertveranstaltungen statt und im Juli, beim grössten Fest des Jahres, ist dieser Ort Schauplatz des unvergleichlichen Gesangs- und Tanzfestivals „Tahiti Heiva“! Dabei treten auf der grossen Festival-Bühne allabendlich lokale Sänger und Tänzer vor gegen 2.500 jeweils begeisternden Besuchern auf. Auf dieses von mir im vergangenen Juli dieses Jahres an drei Abenden besuchte Festival ging ich bereits im Reise-Bericht „Yin- und Yang-Erlebnisse im...“ mit ergänzenden Festival-Infos und einer Foto-Serie ein.
So, nun sind wir es betzeli Müde von dieser kleinen Wanderung durch das kleine Städtchen Papeete und gönnen uns im Restaurant „La Festival des Glaces“ - je einen Eiscreme-Coup zu einem Café und Wasser! 

Bei der abendlichen Rückfahrt in die Marina Taina stieg noch unsere kambodschanische Freundin Marail, Mitarbeiterin im Papeeter Afflelou-Optikergeschäft ihres Lebenspatrtners, in den Bus ein. Wir versuchten sie eigentlich schon in den vergangenen Tagen im Optikergeschäft mal wieder zu einem chit-chat zu treffen, aber immer war sie abwesend. Wie wir von ihr aber nun hören mussten, aus einem leider sehr traurigen Grund. Denn gleich erzählte uns Marail eine traurige Geschichte, die uns dann mehr als nur kurz schockte! Vor drei Wochen stürzte ihr Lebenspartner und Inhaber von zwei Papeeter Optikergeschäften schwer mit seinem Motorrad und wurde dabei neben einigen Knochenbrüchen zum Tetraplegiker! Nun liegt er seit diesen Tagen im Spital von Papeete und seine Brüche konnten wohl operiert werden aber hier im südpazifischen Raum gibt es natürlich keine Spezialisten im Paraplegiebereich. Die beiden fliegen nun am 3. Oktober zusammen nach Frankreich in eine Rehabilitations-Klinik in der Bretagne. Nebenbei kommt nun bei diesem Unglück vor allem für sie noch erschwerend hinzu, dass die beiden seit 19 Jahren nur eine partnerschaftliche Beziehung unterhalten und nicht verheiratet sind. Wir wünschten ihr für die weitere ungewisse Zukunft einfach viel Kraft und ein kleines Wunder für ihren Freund! - Liebe Marail, wir tragen dich in unseren Herzen!

Verständlicherweise verliessen wir gegen Abend traurig den Bus und kauften bei einem Zwischenstopp im Carrefour vor der Marina Taina noch einiges an Food ein. Nach kurzem Fussweg erreichten wir die Marina und wir schauten noch schnell bei der Scallywag vorbei, die gestern Nachmittag, nach ihrem Kurztörn nach Moorea, wieder an ihrem Platz in der Marina fest machte. Bei einem Gläschen konnte auch Sandra mit Roland&Angela ein kleines Wiedersehen feiern! Aber bald tuckerten wir mit unserem Dingi hinüber zur KYORY und kaum an Bord stillten wir mit einem kalten Plättli unseren Hunger und zogen uns bereits nach 20:00 in die Kojen zurück.

Am 25. September überraschten wir mit einem Happy Birthday-Ständchen um 09:00 das Geburtstagskind Angela auf der Scallywag! Roland und Angela luden uns dann auf morgen Abend zu einem Geburi-Dinner ins Pink Coconut ein. Leider nicht heute Abend, da das Restaurant jeweils am Montagabend geschlossen ist. Wir bedankten uns für diese Einladung und fuhren ein wenig später mit dem Bus ein weiteres Mal nach Papeete hinein. Dort erledigten wir im 3Brasseurs vor allem einiges im Internet und trafen uns dort wie vereinbart um 1400 mit Dave&Kim von der Maluhia, wobei es für Sandra auch mit diesen beiden Freunden zu einem Wiedersehen nach ihrem 3monatigen Schweizer Urlaub kam! Natürlich wurde dann zwischen den beiden Frauen sehr v i e l e Neuigkeiten ausgetauscht und die Zeit flog nur so dahin. Dave&Kim flogen dann bereits am 2. Oktober für zehn Tage über LA nach Las Vegas um die Familie von Dave zu besuchen. Aber kaum kamen sie auf diesem US-Besuch in ihrem Hotel in Las Vegas an geschah diese fürchterliche Schiesserei mit 58 Toten und vielen Hundert Verletzten in einem anderen Hotel von Las Vegas. Die beiden durften dann, wie alle anderen Gäste auch, ihr Hotel für mehrere Stunden bis die entsprechende Entwarnung kam nicht verlassen. Einfach verrückt, kaum verlässt du mal für einige Tage die immer noch paradiesische Südsee und schon hat dich unsere „grossartige westliche Zivilisation“, die ja heute vermehrt von Bananrepublik-Machos wie Trump regiert werden, ultimativ wieder eingeholt!? - Übrigens komme ich langsam in Zeitnot, denn ich wettete, dass Trump Ende 2017 nicht mehr Präsident der USA ist! 

Am 26. September fuhr ich 2x zum Dingi-Anleger um unsere Wassertanks mit Trinkwasser nachzufüllen. Dabei traf ich auf Roland&Angela, die mich doch gleich zu einem Café ins Coconut einluden. Dabei vereinbarten wir noch, dass ich ihnen heute Abend eine unserer neuen TB-Festplatten übergeben darf, damit sie dann über Nacht für uns einige Dutzend deutschsprachige Filme aus aus ihrem umfangreichen Flmarchiv darauf übertragen können. Wow, Merci velmol!
Und gegen Abend trafen wir uns dann zu viert wieder im Pink Coconut um Angelas Geburi gebührend zu feiern. Wir hatten im Verlaufe des Abends, neben dem Austausch von Neuigkeiten und anstehenden Segelplänen, viel Spass miteinander. Auf alle Fälle entschieden wir uns so anfangs Oktober gemeinsamen mit unseren Yachten nach Moorea hinüber zu segeln. Am Freitag, 29. September war dann die Scallywag-Crew als Gäste auf der KYORY und Sandra verwöhnte uns mit einem gut gelungenen Raclette!
Auch produzierten wir in diesen Tagen mal wieder Trinkwasser mit unserem Watermaker und Roland&Angela legten auf einer Paddle-Board-Runde kurz an unserem Boot an und wir konnten auch gleich ihren Durst ein bisschen löschen. Bei einem weiteren Papeete-Aufenthalt vom 2. Oktober spazierte auf einmal Vincent, Shipyard-Inhaber von Atuona/Hiva Oa, an unserem 3B-WiFi-Restaurant vorbei. Da freuten wir uns natürlich herzlich über dieses zufällige Wiedersehen, nachdem wir genau vor fünf Monaten Atuona verlassen hatten. Natürlich übermittelten wir gleich ein Foti an seine Frau Maria, die ebenso überrascht war auf diesem Kanal wieder was von uns zu hören!
Und am 4. Oktober hatten wir die Kölner Vassil&Inga von der neben uns liegenden Olgalou zu einem z‘Nacht auf die KYORY eingeladen und lernten so ein weiteres sympathisches Ehepaar auf Langfahrt kennen. Bekocht wurden wir von Sandra, die uns mit Springrolls/Crevettensticks sowie einem Spaghetti/Saucen-Plausch verwöhnte. Inga, mit Kunststudium, ist - wie man an den angefügten Cartoons leicht nachvollziehen kann - eine wirklich begnadete Cartoon-Zeichnerin und Vassil, hatte sich in Europa einen Namen als Theater-Wissenschaftler gemacht. Noch vor einigen Jahren tourte er mit seinem Puppen-Theater noch erfolgreich durch Europa. Es ist einfach immer wieder spannend auf einer solchen Langfahrt neue interessante Bekanntschaften zu machen!


So, nun konnte auch Sandra mit den sich hier aufhaltenden und uns bekannten Langfahrten-Crews Wiedersehen feiern und zusammen konnten wir bereits wieder neue Segler-Freundschaften knüpfen! Und morgen werden wir, trotz bockiger See, weiter zur Nachbarinsel Moorea segeln um endlich mit den sagenumworbenen Walen und Stachelrochen zu schwimmen!