Im Süden von Fakarava schippern wir während einigen Tagen zwischen Hirifa und dem Südpass hin und her bevor wir wieder gegen Norden ziehen.

Und so gehen wir diesen Freitag 12. April um 1335 problemlos Anker auf und erreichen nach gut einer Stunde Motorfahrt das Ankergebiet beim S-Pass. Da bei 15 anwesenden Yachten keine der 6 Moorings frei ist lassen wir unter Floating Chain von 50m den Anker auf 15m fallen. Um uns rum erblicken wir ua die Allora von Marcus&Diana an einer Mooring, wobei sich die abwesende Crew sicher auf einem Tauchgang im S-Pass befindet. Den restlichen Nachmittag verbringen wir auf der KYORY und gegen 1730 wird uns ein weiterer romantischer Sunset geboten. Anschliessend bereitet Sandra noch ein Pasta-z’Nacht zu und beim Dessert mit Vanillecreme/Lychees ziehen wir uns noch einen Movie rein. Bevor wir uns in die Kojen verziehen vereinbaren wir noch, dass wir morgen früh bereits um 0730 für einen Schnorchelgang mit dem Dingi zum S-Pass rüber tuckern.
Also wecke ich am 13. April Sandra um 0700 mal eine Stunde früher und lassen bald das Dingi zu Wasser. Wir entscheiden uns, dass wir erst nach unserer Rückkehr gemütlich unser z’Morge einnehmen werden. So fahren wir bei Slacktide auf den S-Pass zu und um 0800 springt Sandra als erste ins Wasser und ich folge ihr, mit dem am rechten Arm mittels der Leine befestigten Dingi,  hinten drein. Es ist für uns einfach immer wieder ein spannendes und beglückendes Erlebnis hier mit den friedlichen und verschiedenst farbigen Fischen, wie den Napoleons, Parrots, Triggers, Butterflies, Flutemouths, Groupers und Haien dem Riff entlang schnorcheln zu können. Dabei hat Sandra immer unsere Kleinbildkamera dabei und knipst auch bei diesem Schnorchelgang wieder weitere eindrückliche Aufnahmen aus dieser Unterwasserwelt. Heute habe ich im Vergleich zu Sandra, sie ist auch eindeutig die bessere Schwimmerin, es betzeli Mühe mich mit dem Dingi durch den Pass treiben zulassen. Ich besteige nach einer halben Stunde wieder das Dingi und fahre ein Stück weiter in das Pass-Innere und lasse mich dann wieder ins Wasser fallen. So, nun zieht auch mich die Strömung schön auf Tetamanu mit dem Diving-Center, Restaurant und den paar wenigen Hütten für die Tauchergäste zu. Etwas hinter dem Passende steige ich wieder ins Dingi und 15 Min. später kommt auch Sandra wieder an Bord. Da sie aber einen weiteren Schnorchelgang unternehmen will, tuckere ich mit ihr nochmals  bis zum Passeingang zurück. Und ich suche das Tetamanu-Restaurant auf, latsche das Dingi am Steg fest und trinke auf der Terrasse ein Coke. Gegen 0930 taucht auch Sandra im seichten Wasser hinter der Terrasse auf und steht bald hinter dem Restaurant, wo die Küchengehilfen ihre Fischresten durchs Fenster schmeissen, zusammen mit einem anderen Segler mitten unter den „gefrässigen“ Blacktip-Haien! Auf ihrem dabei gedrehten 2Min.-Video erblickt man die Haien die nur so um Sandra und ihren Segler-Kollegen wild rum und durcheinander schwirren, um auch etwas von diesem täglichen Futtern abzukriegen. Dabei ist hier übrigens kein Vorfall bekannt, dass ein Hai - auch nur versehentlich - in einen Schnorchler rein geschwommen wäre oder ihn gar verletzt hätte. Auf diesem Video ist auch schön zu sehen wie die Remoras sich ein den Haien festsaugen, damit sie ohne Anstrengung rum kutschiert werden. Dabei bedanken sich dann die Remoras indem sie die Haie von Parasiten auf deren Haut befreien. Dabei verstehe ich die wenigen hier anwesenden Touristen, die dabei nur staunend und kopfschüttelnden den beiden im etwas „kochenden“ Wasser stehenden Filmamateuren zuschauen! Mit einem Lächeln erinnere ich mich noch zurück an den Mai 2017, anlässlich unseres ersten Südpass-Aufenthaltes. Damals hatten wir unser erstes Rendéz-vous mit Haien und im Vergleich zu mir, hatte Sandra doch etwas Angst vor diesen eigentlich doch friedlichen Geschöpfen. Aber schon nach ihrem ersten Driftschnorcheln wich ihre Angst gesundem Respekt und auch sie war immer wieder von neuem fasziniert von den verschiedensten hier lebenden Haiarten. Und während dem ich mich jeweils bereits nach einem Schnorchelgang frühzeitig ins Restaurant verabschiede, absolvierte dann Sandra noch einen zweiten und vielfach auch dritten Schnorchelgang!
           
Und inzwischen ist am 13. April 2019 gegen 1030 das Spektakel hinter dem Südpass-Restaurant von Tetamanu vorbei und wir fahren im Dingi wieder in Richtung KYORY, wo wir unterwegs noch bei der Allora einen Stopp einschalten. Nach einem kurzen Schwatz laden wir Marcus&Diana auf morgen Abend zum z’Nacht auf die KYORY ein. Dies, da es am 4th of July (US-Nationalfeiertag) des letzten Jahres leider nicht geklappt hat. Nach unserer Rückkehr gibt es eine Dusche und bald sitzen wir beim heute etwas verspäteten z’Morge in unserem Cockpit. Anschliessend liest Sandra im Kindle und ich bearbeite ihre heutigen geknipsten Fotis und schreibe mal wieder etwas an Blog-Texten. Etwas nach 1700 serviert Sandra unser z’Nacht, wie stets bei diesem herrlichen Südseewetter im Cockpit, und wir plaudern noch eine Weile über unsere weitere geplante Segelroute. Dabei entscheiden wir uns: 1. aus Freundschaft zu den Langfahrten-Crews der Jacaranda und Barbarossa, die in einigen Tagen oben in Rotoava einlaufen werden, uns mit den beiden Crews nach Monaten hier wieder mal zu treffen und 2. Ist für uns Segler die Etappe nach Tahanea mit dem Verlassen durch den Nordpass und einer anschliessenden Nachtfahrt zeitlich etwas einfacher um dann bei Slacktide ins Tahanea Atoll einzufahren!

Am Sonntag, 14. April sucht Sandra bei etwas Bewölkung etwas spät gegen 0900 nochmals mit dem Dingi alleine den S-Pass für einen Schnorchelgang auf. Dabei müssen wir beide aber scho au es betzeli schmunzeln, denn vor einem Jahr hätte ich sie noch aus Sicherheitsgründen bzw. aus Angst sicher als „Buddy“ im Dingi begleitet! Aber inzwischen bin ich überzeugt, dass ihr bei solchen kleinen Abenteuern nichts passieren wird und sie sich einfach freut, eben auch mal alleine mit den Haien und all den anderen Meeresbewohnern in deren Umgebung zu bewegen! Wobei ich weiss, dass sie erst noch eine ausgezeichnete Schwimmerin ist und bei etwaigen technischen Problemen mit dem Outboarder nicht gleich in Panik kommen würde! Während Sandra auf zu ihrer Schnorchelrunde geht schreibe ich an Bord weiter an meinen Blog-Texten. Sandra kommt dann aber bereits um 1030 wieder zur KYORY zurück, da sie mit der Sicht unter Wasser infolge einer starken Incoming Current mit gleichzeitig zunehmender Bewölkung nicht so zufrieden war. Immerhin kann sie berichten, dass sie einige Grauhaie und einen Spotted Eagle Ray geknipst hat. Nach einer Dusche setzt sie sich zu mir ins Cockpit und wir schicken noch zwei Sailmails an die Jacaranda und Barbarossa mit der Info, dass wir vermutlich so ab dem 16.4. wieder in Rotoava auftauchen sollten.
Abends trafen dann um 1730 Marcus&Diana bei uns zum Apéro Riche ein. Beim Essen unserer kalten Mix-Pättlis mit diversen Gemüsen und Saucen verbrachten wir einen wirklich lustigen Cockpit-Abend, informierten uns gegenseitig über die weiteren Langfahrtenpläne und Sandra gab ihnen noch ihre 4TB-Festplatte mit, damit sie noch einige ihrer US-Lieblings-Serien und Movies runter laden können.

Leider mussten uns die beiden noch eine tragische Taucher-Geschichte, die sich vor ein paar Tagen hier am Südpass ereignete, erzählen. Der 23jährige Tauchinstruktor Charly befand sich alleine, ohne Buddy, auf einem 70m-Tauchgang, wobei ihn nur seine Freundin vom Tauchboot aus überwachte.  Dabei geschah das folgende tragische Unglück: Charly hatte vor auf 70m zu tauchen wurde dann bei ca. 60m Ohnmächtig. Als ihn ein Adrenalinschub wieder weckte, stellte er beim Blick auf den Tauchcomputer fest, dass dieser bei 150m stehen geblieben war. Da der Computer keine grösseren Tiefen anzeigte konnte er auch seine momentane Tiefe - die vielleicht noch einige Meter tiefer war - nicht genau eruieren. Gleichzeitig musste er feststellen, dass seine Pressluftflasche keine Atemluft mehr enthielt. Somit katapultierte er sich mittels der Tarierwesten-Luft in Richtung Wasseroberfläche. In diesen Sekunden reagierte oben im Boot seine Freundin richtig, als die Taucherleine lose wurde. Schnell bereitete sie eine Reserve-Pressluftflasche mit 100%-Sauerstoff vor, da nun der Taucher beim nun folgenden Flaschen-Wechsel an der Wasseroberfläche nur 3Min. zur Verfügung hatte, ansonsten er gleich wieder Ohnmächtig würde. Nach dieser Zeit musste er sofort wieder um mindestens die Hälfte der 150m abtauchen, damit er dann beim langsamen Auftauchen die Aufstiegsstopps von 10m pro Minute einhalten konnte. Aber beim Abtauchen musste Charly leider feststellen, dass der Luftinhalt der Flasche für das Aufstiegstopp-Verfahren nur für eine maximale Tiefe von 60m reichte - er aber bis mindestens 75m hätte abtauchen müssen. Also ging er nur auf 60m runter und tauchte step-by-step vorschriftsmässig stetig auf. Bei 10m unter der Wasseroberfläche realisierte er, dass seine Haut zu kribbeln anfing, ein Alarmzeichen für Taucher, was auf schlechte Blutzirkulation hindeutete - und er nach dem Auftauchen so schnell wie möglich eine Dekompressions-kammer aufsuchen muss. Wobei die Taucher hier in der SE-Ecke von Fakarava die Taucher dem Risiko bewusst sind, dass bei einem solchen Tauchunfall, einzig die sich im Spital von Papeete - 280sm von Fakarava entfernt - befindliche Deko-Kammer aufgesucht werden kann! Und als Charly den letzten Stopp bei 5m von 5Min. einlegen wollte, musste er feststellen, dass er bald wieder in Ohnmacht fallen würde. So tauchte er schnellstens auf zur Wasseroberfläche und schaffte es mit Unterstützung seiner Freundin ins Boot rein zu krabbeln. Sie schlug sofort Alarm und organisierte erste Hilfe beim Südpass-Taucherteam mit einer neuen Taucherflasche von reinem Sauerstoff sowie ein Flugzeug in Rotoava für einen schnellen Überflug in die Deko-Kammer von Papeete. Charly wurde im Südpass dann umgehend in ein Motorboot verfrachtet, das ihn unter Full-Speed in zwei Stunden zum kleinen Airport nach Rotoava rauf brachte. Leider gab es eine gewichtige Verzögerung beim Organisieren eines Flugzeuges. In Papeete stand keine schnelle Propellermaschine zur Verfügung, die in 45Min. rauf nach Rotoava und in etwa der gleichen Zeit mit dem Patienten - bei einer in solchen Situationen übrigens vorgegebener minimalem Flughöhe von wenigen Metern direkt über dem Ozean - wieder nach Papeete hätte zurück fliegen können. So startete dann wohl in Papeete umgehend ein Helikopter, der aber für die gleiche Strecke nach Rotoava 2.5 Stunden benötigte. Als der Heli kurz nach dem Eintreffen des verunfallten Tauchers in Rotoava aufsetzte, musste er noch aufgetankt werden. Und nun gingen in dieser Phase, va infolge der langen Flugzeit des Helis für den verunfallten Taucher überlebenswichtige Stunden verloren. Nach der Ankunft im Spital in Papeete wurde er sofort in die Deko-Kammer verlegt und Charly überlebte diesen Tauchunfall. Aber wenn auch seine Gehirn-, Lungen- und weitere Körperfunktionen keinen Schaden nahmen - mussten ihm tragischerweise beide Beine amputiert werden! Zwischenzeitlich haben wir von seinen Tauchfreunden gehört, dass sich Charly entschieden hat aus dem Leben zu scheiden, da er mit diesem Handycap - ohne seine beiden Beine - nicht mehr weiter Leben möchte! Bei all dieser Tragik wünschen wir Charly viel Kraft und Geduld, dass er vielleicht doch noch - mittels begleitend psychologischer Hilfe - einen Sinn für sein weiteres Leben findet und so noch viele weitere Lebensjahre geschenkt bekommt! 

Gegen 2100 kehrten die Allora’s wieder zu ihrem Boot zurück und da Sandra und ich morgen Vormittag wieder Anker auf gingen, verzogen wir uns nach dem Abwasch gleich in unsere Kojen. Verständlich, dass uns die tragische Geschichte um Charly nicht so schnell in den Schlaf entliess!