Teil 1 unseres Segeltörns durch die Tuamotus: Vom 7. 5. - 6.7.2019 entdeckten wir mit Tahanea, Makemo - und nach einem Fakarava-Boxenstopp das erste Mal Rangir

Gegen den Abend des 7. Mai lösten wir um 1730 vor Rotoava im Fakarava Atoll die Mooringleinen und steuerten nach der Passage des Nordpasses Garuae die KYORY auf einem Kurs von 130° durch die etwas ruppige See in die bald einbrechende Nacht hinein. Dabei machte es uns keinen Spass, bei 2m-Wellen und nur 10Kn Wind aus dem SE auf die Schnauze, aufzukreuzen. So erreichten wir am Tag drauf, mehrheitlich unter Motor, kurz nach dem Lunch das im SE gelegene Nachbar-Atoll von Tahanea! Nach einer bockigen Einfahrt durch den Mittelpass Teavatapu ankerten wir bald sicher hinter dem Hotupae Riff, auf diesem nur von wenigen Kleinfamilien bewohnten Atoll, die hier ihre kleinen Copra-Farmen betreiben. Wir verbrachten dann bei schönstem Südsee-Wetter mal wieder einige Faulenzertage mit Lesen, Filme gucken sowie viel Schnorcheln und dem Riff entlang wandern! Wir lernten hier aber auch neue Langfahrten-Freunde kennen und trafen wieder auf alte Bekannte, wie den vor drei Jahren erstmals in den Marquesas angetroffenen Münchner Sven mit seiner Sylvaine auf der Ethereal sowie die Brasilianer Alberto&Lucia der Arthi. Neu lernten wir in diesem Atoll Francois&Rosemary von der ZigZag aus Südafrika und leider nur kurz die Schweizer SailMore-Crew von Peter&Nicki kennen. Und wie immer kam es abwechselnd zu fröhlichen Treffen mit interessanten Gesprächen in den Cockpits unserer neuen und alten Freunde.

Begleitend mussten wir in diesen Tagen aber auch definitiv akzeptieren, dass die KYORY aufgrund des Wasserstag-Chlapfs von Ende 12.2018, nun doch definitiv eine neue Genua-Rollreffanlage benötigt. Immerhin kommen wir mit dem Reservesegel unserer Fock1 an einem dazu vorgesehenen Reserve-Stag auch so gut vorwärts. Dann hat vor einigen Tagen noch unsere nicht überlebens-wichtige WC-Seewasserpumpe ihren Geist aufgegeben und auch der aus Gummi bestehende Abgas-Borddurchlass unseres Dieselmotors lässt Seewasser in die Bilge tröpfeln - dies konnte ich aber mit speziellem Abdichtklebeband notdürftig beheben! Nun, auch solche Begleiterscheinungen können wir Seebären zwischenzeitlich gut akzeptieren, dies im Wissen, dass es nach unserer Rückkehr per Ende Juli in Tahiti wieder einiges zu werkeln gibt!

Nach den friedlichen Tahanea-Tagen ging es gegen Ende Mai durch den wieder sehr bockigen Teavatapu-Pass raus auf die See und unter Segel, diesmal mit 1.5m Wellen und immerhin so 17Kn Wind aus NE, erreichten wir auf einem Kurs von 90° kurz nach Mittag des Folgetages das noch weiter östlich gelegene Makemo Atoll. Und um den dann doch anforderungsreichen Arikitamiro-Pass bei Pouheva zu meistern war dann - mit etwas erhöhtem Puls - wirklich ein speziell wildes Rodeo. Dabei hatten wir stets die etwas vor uns schaukelnde US-Yacht Tabu Soro im Blickfeld, die hie und da in dieser Strömung fast keinen Speed mehr hatte und in dieser Waschküche zweimal durch Wellen fast ganz auf die Seite gedrückt wurde! So konnten ich mit Sandras Handzeichen, auf ihrem Ausguck vom Vordeck aus, und aufgrund von Tabu Soro‘s wilden Eskapaden unseren Kurs stets frühzeitig anpassen wobei ich - erstmals in meiner nun 10jährigen Segler-Karriere - unseren Kubota-Diesel auf 2.200 U/Min. puschen musste, um noch mit knapp 2Kn diesen längeren Pass soweit doch problemlos durchfahren zu können. Aber bald lagen wir hinter dem Dorf Pouheva bei 10m Tiefe und Floating Chain ruhig vor Anker. Auch auf diesem von etwas über 500 Polynesiern bevölkerten Atoll unternahmen wir mit anderen Segler-Crews wieder einige eindrückliche Schnorchelgänge und Riff-Wanderungen. Und dann ergaben sich hier - wie zum Voraus vereinbart - Wiedersehens-Treffen mit den OE-Crew von Robert&Veronika der Seven Seas und mit Jon&Kristi von der US-Caesura. So wechselten sich auch an diesem Ankerplatz verständlicherweise wieder einige gegenseitige feuchtfröhliche Cockpit-Besuche ab.
Am 25. Mai waren wir ua mit der Caesura-Crew auf der Seven Seas zur Geburi-Feier von Veronika eingeladen. Dann lernten wir anfangs Juni noch die aufgestellte Crew des Schweizer Katamarans Coral Trekker mit Robi&Sumi sowie ihrer Tochter Jina kennen. Mit der 28jährigen Jina ergab sich dann für Sandra bald eine engere Freundschaft. Jina war es dann auch, die auf den 2. Juni für alle hier anwesenden Seglercrews eine abendliche Dingi-Party vor Pouheva organisierte, wobei neben dem Essen auch der Spass wieder nicht zu kurz kam! Mit dabei waren auch die neu hier eingetroffenen Schweizer Yachten Sawadiva von Erwin&Bettina sowie die Sauvage von Marc&Christine, sowie Eric&Morgan von der Zephyr und Brian&Liza von der Magic aus den USA. Und was für uns immer wieder ein spezielles Erlebnis darstellt ist eine Einladung zu einer polynesischen Familie. So wurden wir zusammen mit der Ceasura-Crew auf den Abend des 5. Juni von einem polynesischen Fischer-Ehepaar zu einem reichhaltigen Fisch-Dinner eingeladen. Wie immer sind die Polynesier interessiert zu erfahren woher wir kommen, was wir so für Berufe hatten, wie wir auf die Idee kamen mit einem Segelboot über die Ozeane zu kreuzen etc. - und leider gehen dann solche Abende einfach viel zu schnell vorbei!

Aber dann trennten sich auch hier wieder mal die Wege der verschiedenen Yachten und so segelten wir am 6. Juni zusammen mit der Seven Seas - dies nach einem Grill-Stopp mit der Zephyr vor dem Vaivaha Riff bei Punaruku - am Tag drauf durch den Westpass Tapuhirta in Richtung Kauehi. Eigentlich wollten wir gemeinsam mit der Seven Seas das Kauehi Atoll erkunden, um einige Tage später für einen Verpflegungsstopp nach Fakarava zurückzukehren. Aber „Zweitens anders als man denkt“! Denn als wir nach herrlichen Segelstunden gegen 0400 im NW von Kauehi, dies in noch dunkler Nacht und ruppiger See, zur auf etwa 0800 geplanten und im SW gelegenen Arikitamiro-Passeinfahrt wieder die Maschine starten wollten - gab unser Motor nur ein kurzes Kräcktzen von sich! Die Störung war bald gefunden und ich hatte den defekten Impeller der Motor-Seewasserpumpe zu wechseln. Dies schon zu meiner grossen Verwun-derung, hatte ich ihn doch erst vor sechs Monaten gewechselt. Okay es ist nun mal so und bei den draussen vorherrschenden Seebedingungen mit 2m Seegang und 20Kn E-Wind, war dies für mich in der Bilge neben dem Motor - auch wenn ich sehr guten Zugang habe - kein Zucker schlecken! Aber irgendwann hatten wir es geschafft und wurden aber zwischenzeitlich leider von Kauehi weg in Richtung Fakarava abgetrieben. So entschieden dann Sandra und ich kurzfristig auf das Erkunden von Kauehi zu verzichten und gleich Fakarava anzusteuern. Und so ankerten wir mit der KYORY am 9. Juni wieder an unserem dortigen „Heim“- Ankerplatz vor Rotoava. Hier verbrachten wir dann die folgenden zwei Wochen, die wie immer mit Instandhaltungsarbeiten auf der KYORY sowie diversen Segler-Treffen, schon bald wieder mehr als nur ausgelastet waren. Anlässlich einem Spaziergang vom 20. Juni mit den inzwischen auch hier aus Kauehi eingetroffenen Seven Seas’lern Veronika&Robert schlenderten wir zum Pier, an der gestern das französische Navi-Schiff ARAGO festgemacht hatte. Dort angekommen erkundigten wir uns, ob auch unser Freund Nico mit an Bord sei. Und kurz darauf kam er schon die Gangway runter um uns vier herzlich zu begrüssen. Unser letztes Zusammentreffen fand übrigens bei ihm und seiner Familie in Papeete statt. Und da es sich nun halt auch noch schnell „herumge-sprochen“ hatte, dass ich heute Geburi habe, lud uns Nico zu einem ausführlichen Rundgang auf „sein“ Navy-Patrouillenschiff ARAGO ein. Zum Ende dieser von ihm spannend kommentierten Besichtigungstour, wobei der Spass beim Fötele nicht zu kurz kam, spendierte uns Nico in der Mannschaftsmesse noch ein kühles Hinano! Abends waren dann Veronika&Robert unsere Gäste zu meinem Geburi-z’Nacht im KYORY-Cockpit! Über die Folgetage trafen sukzessive weitere uns bekannte Segler-Crews mit ihren Yachten vor Rotoava ein. So organisierten wir kurzer Hand für alle hier anwesenden Schweizer Segler-Crews, zusätzlich mit den „OE-Nachbarn“ Robert&Veronika, auf den 23. Juni einen mal reinen Schwiizer Dütsch-Obig bei einem spassigen z’Nacht im Rotoava-Grill! Mit dabei waren aus der Schweiz die Coral Trecker, die Sauvage, die Sawadiva und wir von der KYORY. Die weitere Schweizer Yacht SailMore konnte nicht dabei sein, da sie sich zu diesem Zeitpunkt noch im Makemo Atoll aufhielt. Ergänzend lernten wir nun, nach unserer ersten kurzen Begegnung vor einigen Wochen in Rotoava/Fakarava, zum Ende dieses Rotoava-Aufenthaltes noch kurz die Voralbergische Isis mit Günter&Judy näher kennen. Wir vereinbarten an diesem Abend, uns mit der Coral Trekker und der Isis in wenigen Tagen in Rangiroa zu treffen, um dann dort gemeinsam den eindrücklichen Südwesten dieses Atolls abzusegeln. 

Am 25. Juni verliessen wir dann ein weiteres Mal Rotoava durch den Nordpass Garuae und erreichten nach dieser gut zwei Tage dauernden Etappe das Rangiroa Atoll. Gesamthaft war es eine soweit ruhige Segeletappe mit der Nord-Umrundung des Atolls von Apataki und am 26. Juni gingen wir nach dem Passieren des bockigen Tiputa-Passes gleich vor der kleinen Kia Ora-Hotel-anlage hinter dem Dorf vor Anker. Wir hatten uns ja, wie Vorgangs erwähnt, mit den zwei anderen Yachten noch in Rotoava abgesprochen uns hier in diesen Tagen auf diesem Ankerfeld zu treffen. Auf den 30. Juni wurde nun aber eine stärkere Depression angesagt, die die Tuamotus und die östlichen Society Islands über Tage unsicher machen sollte. So entschieden uns Sandra und ich innerhalb des Atolls, hinter dem im Süden von Rangiroa liegenden Terereamanu Riff, Schutz vor diesem Mara’amu zu suchen. So steuerten wir bereits am 28. Juni mit der KYORY dieses gut 25sm entfernte Riff an. Und der von Sandra ausgewählte Ankerplatz vor dem Terereamanu Riff - wir ankerten bei 6m Tiefe mit Floating Chain über einer Sandbank mit einigen Bommies vor uns - war wie sich die folgenden Tage herausstellte eine wirklich gute und sichere Wahl! Währendem in den kommenden Tagen der Mara’amu über uns hinweg brauste fühlten wir uns hier - neben der etwas westlicher von uns liegenden Tabu Soro aus den USA, wobei wir zwischenzeitlich auch deren Crew John&Diane näher kennenlernten - hinter dem Riff mit seinem hohen Palmenbewuchs sehr gut aufgehoben. Nur einmal stieg der Swell auf 1m an, dies begleitend mit Böen von um die 35Kn. Im Gegensatz zu uns wurden die vor Anker oder an Moorings liegenden Yachten im Norden von Rangiroa doch arg - aber immerhin ohne Schäden - durch geschüttelt. Wobei über diese Mara’amu-Tage in Bora Bora, Moorea und Tahiti einige Yachten auf Slip gingen und sich auch von Moorings los rissen, aber neben kleineren und auch gröberen Boots-Schäden wurden wenigstens keine Segler verletzt.