Hier leider einige traurige Geschichten, die in den vergangenen Monaten Segler-Crews und ihren Yachten aus unserer weltumspannenden Langfahrtenfamilie passiert

Dabei verzichte ich aus ethischen Gründen in diesem Beitrag auf die Nennung der betroffenen Yachten und ihrer Crews! Wohl gab es bei diesen Unfällen Totalverluste an Yachten aber immerhin waren unter den Crews, neben kleineren Verletzungen, keine Todesfälle zu verzeichnen!
Da alle jeweils auf einer Yacht befindlichen Crew-Mitglieder von einer solchen Situation betroffen werden könnten, habe ich am Ende dieses Blog-Beitrages ein wirklich sehens- und lernenswertes Youtube Video unserer Seglerfreunde Ryan&Nicole der Kiapa Nui aufgeführt!

Eine englische 46ft-Ketch wurde beim Segeln vor den Salomon Islands vom Blitz getroffen und sank.
Diese uns bestens bekannte Crew eines jüngeren Ehepaares mit ihrem stolzen Husky Sophie an Bord ihrer Ketch waren Ende Juli 2018 in Richtung der Salomonen unterwegs. In einem Gewitter schlug ein Blitz in ihren Mast ein und schleuderte nach seinem Weg nach unten in die Bilge explosionsartig die auf dieser Yacht geerdeten Seeventile rau in die See. Die mehreren daraus resultierenden Rumpflöcher konnten so schnell nicht eruiert und gestopft werden wobei dann die Ketch innert 30 Minuten in der Tiefe der See versank. Das unverletzte Ehepaar konnte sich noch ins Liferaft retten, wogegen ihr Husky es leider nicht mehr schaffte. Nach drei ungemütlichen im Liferaft verbrachten Tage und Nächte wurden die beiden von einem Frachter aufgegriffen und gerettet.


Eine deutsche 40ft-Alu-Yacht segelte vor Fiji in ein unbekanntes Objekt und versank kurze Zeit später in einer Lagune.
Auch diese uns bestens bekannte junge 4köpfige Familie segelte Mitte September 2018 in tiefem Wasser auf eine der Fiji-Inseln zu und wurden auf einmal mehr als nur durchgeschüttelt. Sprachlos mussten sie akzeptieren, dass ihnen ein unter der Wasseroberfläche schwimmendes unbekanntes Objekt ihren Schwenkkiel wegriss. Der Skipper beorderte dann vor der Einfahrt in eine nahe Lagune seine Frau mit den zwei Kids ins Dingi und er versuchte noch seine Yacht in die Lagune hinein zu steuern, um sie auf eine Sandbank zu legen. Aber kurz bevor er dies schaffte, drückte es im Bootsinnern noch den Schwenkkiel-Schaukasten auf und diesen Wassereinfluss konnte er nicht mehr stoppen. Er und seine Familie konnten unverletzt im Dingi sitzend nur noch zuschauen wie ihre Yacht bald in der Tiefe der Lagune versank.

Strandung einer Schweizer Yacht im S von Marutea, Tuamotus Archipel-FP.
Ende Mai 2019 segelte eine Schweizer Langfahrten-Yacht unter Windfahnensteuerung durch die Nacht des stets viel Aufmerksamkeit erfordernden Tuamotus Archipels. Unterhalb von Marutea realisierte niemand auf dieser Yacht, dass der Wind sich um einige Grade gedreht hatte und die sich nach dem jeweils aktuellen Windeinfall ausrichtende Windfahne, steuerte die Yacht auf das Marutea südlich vorgelagerte Aussenriff zu. Ob auf dieser Yacht zu diesem verhängnisvollen Zeitpunkt überhaupt jemand auf Wache war entzieht sich unserer Kenntnis. Die Crew konnte dann gegen morgen des Folgetages unverletzt abgeborgen werden, aber die Yacht erlitt Totalschaden! 

Strandung einer französischen Yacht im SW des Makemo Atolls, Tuamotus-FP. Von dieser anfangs Juni 2019 auf dem Aussenriff von Makemo aufgelaufenen Yacht, die auch bis zum heutigen Zeitpunkt noch nicht abgeborgen wurde, sind uns bis dato keine näheren Details bekannt.

Aber vor allem die Strandung einer französischen Yacht beim Südpass in Fakarava, Tuamotus-FP erregte aus verschieden Gründen grosses Interesse!
Vorab möchte ich zu diesem Unfall noch folgendes festhalten: Der Südpass im Fakarava Atoll ist ein grosses unter Biosphärenschutz stehendes Gebiet um diesen weltweit einzigartigen Tauchspot. Vor allem um die Mittersommerwende  gegen Ende Juni, locken in diesem Pass die zu Tausenden hier laichenden Groupers (Zackenbarsche) und Haie Taucher aus der ganzen Welt an. Dabei sind auf der Südpass-Ostseite für diese Taucher etwas weg von der Passmitte zwei gut sichtbare an der Wasseroberfläche schwimmende weisse Bojen an Leinen in etwa 20m tiefe verankert. Die einte Boje ist bei Passausfahrt etwas nach dem Dorf Tetamanu und die zweite Boje gleich vor dem Ende des Passes querab vom Pt. Fareana platziert. Wie aber alle Taucher-Bojen sind auch diese zwei Bojen in den Charts nicht vermerkt, sind aber bei Tageslicht gut sichtbar. Auch sind diese beiden Bojen uns Seglern aufgrund unserer Tauch- oder Schnorchelgänge eigentlich bestens bekannt. 
Mitte Juni 2019 drehte nun von Hirifa her kommend noch vor der morgendlichen Dämmerung eine erst vier Monate alte 56ft-Dufour-Yacht unter Motor bei soweit normalen Bedingungen bei Tetamanu in den Südpass ein. Dann steuerte der Skipper diese Yacht beim Passende, bei einer Distanz von nur etwa 400ft (120m) zum nahen Riff - wo die Wellen auch bei vielfach ruhiger See darüber brechen - in die zweite äussere Boje hinein. Die Bojen-Leine wickelt sich gleich um den Propeller und riss entzwei, wobei der Motor abgewürgt und nicht mehr gestartet werden konnte. Die Yacht wurde umgehend von der SE-Strömung erfasst und sukzessive an das nahe NE Riff zu getrieben. Sofort liess der Skipper von der Crew die Genua ausrollen und das Gross setzen, um zu versuchen in den folgenden wenigen ihm zur Verfügung stehenden Minuten, die Yacht so vielleicht doch noch vom Legerwall frei zu segeln. Auch war die Zeit zu kurz für einen Versuch die um den Propeller gewickelte Leine eventuell durch ein Crew-Mitglied los zu schneiden. Die Crew und die Yacht kam dann schnell in den Wirkungsbereich dieser Naturgewalt mit über das Riff brechenden Wellen. Keine 10 Minuten waren seit dem Treffen der Bojenleine vorbei und die stolze Yacht lag auf der STB-Seite verloren auf dem Riff und wurde von der Brandung über die Riffspitzen hin und her geschoben. Die Crew fand keine Zeit mehr und es fehlte in dieser natürlich angespannten Situation sicher auch die Kraft, um in dieser bockigen See noch die Segel einzurollen. Der Skipper liess umgehend das Liferaft über Bord werfen, wobei die Crew bald wohlbehalten und unverletzt das Ufer beim Pt. Fareana erreichte!
Die Yacht lag dann, nachdem das Öl und einige Hundert Liter an Kraftstoff abgepumpt und die Batterien ausgebaut waren, noch einige weitere Wochen auf dem Riff bevor das Okay zum abbergen gegeben wurde. Aber dieser Unfall hätte so in diesem Biosphären-Gebiet einfach nicht passieren dürfen und wird für den Skipper und Eigner sicher noch ein entsprechend teures Nachspiel haben! Denn auch diese Yacht-Crew kannte diese beiden Bojen, hätte also speziell darauf achten sollen und nachts oder in der Dämmerung fährt ein seriöser Skipper einfach nicht durch diesen Pass in diesem so einzigartigen Biosphären-Gebiet!

Strandung einer französischen Yacht im E von Maupihaa, Society Islands-FP.
Ende Juni 2019 wurde einem ca. 80jährigen Yachteigner, der seit über 40 Jahren Unfallfrei durch die Südsee segelt und dieses Gebiet wie seine Westentasche kennt, das kleine etwas westlich von Maupiti gelegene Atoll zum Verhängnis. Nach einem längeren verbrachten Spitalaufenthalt wollte er seiner Nichte, körperlich aber noch nicht ganz erholt, mit einen Segeltörn von Raiatea nach Maupihaa und wieder zurück nach Raiatea eine Freude machen. Aber morgens kurz nach 0800, seine Nichte war am Schlafen und er hatte eben auf Wache noch mit einem Seglerkollegen KW-Funkkontakt, nickte der übermüdete Skipper ein und schlief. Zu diesem Zeitpunkt befand sich die Yacht nur noch unweit vor der Pass-Einfahrt in dieses eigentlich selten von Seglern angelaufenen Atoll! Und es kam wie es in einer solch prekären Situation kommen musste. Nur wenige Minuten später fuhr die Yacht unter Autopilot auf das dem Pass vorgelagerte Riff auf. Der Skipper und seine Nichte wurden bald nur leicht verletzt abgeborgen, aber die Yacht erlitt Totalschaden. Da Maupihaa keinen Flughafen hat, wurden die beiden erst drei Wochen später von einem anderen Langfahrtensegler aufgenommen, der mit den beiden zurück nach Raiatea segelte!

Strandung einer französischen 42ft-Bavaria Yacht vor der Passeinfahrt in Apataki, Tuamotus Archipel-FP.
Ein weiterer ca.60jähriger uns seit Jahren bestens bekannter französischer Seglerkollege ist jeweils wochenweise mit Chartergästen in „seinem“ Französisch Polynesien unterwegs. So auch anfangs August 2019 mit seiner Bavaria unter idealen Segelbedingungen und zwei weiblichen Chartergästen auf dem Weg ins Apataki Atoll. Einige Seemeilen vor der Passeinfahrt hatten die beiden Frauen Steuerwache während der Gebietserfahrene Skipper sich zum Lesen in seine Koje zurück zog. Dabei ist dann auch in diesem Fall der Skipper eingenickt und viel in einen tiefen Schlaf, während dem sich die beiden Frauen - bei dieser nach ihrer Meinung doch „problemlosen“ Segelei - entschieden, ein bisschen Schach zu spielen!? Und es kam, wie es kommen musste, alsbald wurde die Yacht mehr als nur durchgeschüttelt und die sicher spannende Schachparty fand ein bitteres Ende als die Yacht auf das Riff vor der Passeinfahrt auflief. Unverletzt wurden der aus der Koje geflogene Skipper mit den beiden Chartergästen abgeborgen. Zwei Tage später konnte die Yacht mit Unterstützung  von Fischerbooten bei Hightide vom Riff weggezogen und in die Lagune verschoben werden. Die Yacht wurde dann nach einer Woche für einen längeren Rep-Aufenthalt in die Apataki Carenage überführt. Letzte Woche trafen wir hier in Tahiti den Skipper und Yachteigner, der nun in den folgenden Tagen seine zwischenzeitlich reparierte Yacht wieder übernehmen kann.

Abschliessend noch ein kurzes Resümee zu diesen traurigen Yachtunfällen:
Von diesen sieben hier beschriebenen Unfällen finden deren fünf (davon sind vier französische Segler betroffen) eindeutig unter der Rubrik „menschliches Versagen“ platz! Beim Diskutieren über diese Unfälle mit Skipper-Kollegen sind wir alle gleicher Meinung, dass gerade in unserem Fahrtengebiet ein abwechselndes Wache stehen ein absolutes Muss ist. Dass dabei neben dem öfters zu erfolgenden Rund-um-Blick auch stets die Charts unter Berücksich-tigung des eingeplanten Tracks - erst recht wenn die Yacht unter Windfahne segelt - der Kurs und die Position der Yacht kontrolliert werden ist ein wirklich klar weiteres Muss! Und dass auf Segeletappen ein diskussionsloses Alkoholverbot besteht, ist für uns alle auch ein klares Muss! Womit ich aber in Unkenntnis der Unfall-Papiere in keiner Weise diesen betroffenen Crews dazu was vorwerfen möchte!


Aber dies alles im Wissen, dass dort wo Menschen eine Verantwortung tragen es eben auch “menschelet“ und dabei schnell,  trotz allen aufgegleisten Vorsichtsmassnahmen, ein Unglück geschehen kann! Aber um dies zu verhindern finden wir es einfach wichtig, dass nun vor allem die Skipper nicht einfach so über diese Unfall-Serie hinwegsehen, sondern sich darüber mit anderen Seglern austauschen, um eben solch dumme Yacht-Unfälle zukünftig verhindern zu können!      
So haben sich nun gerade in diesen September-Tagen auch unserer Segler-freunde Ryan&Nicole der Kiapa Nui ihre Gedanken zu diesen Unfällen gemacht und dazu ein wirklich sehenswertes Youtube Video unter  -  https://www.youtube.com/watch?v=ss-x72iCMic&pbjreload=10  -   abgedreht, das für jedes Mitglied einer Langfahrtenyacht mehr als nur - nicht unbedingt wegen der Video-Anfangssequenz - sehenswert ist!

18. August 2019
Franz X. Lang / SY KYORY / Switzerland