Klimapolitik im 2020: Tanz auf dem Vulkan Erde!

Die Zeit läuft ab: In den nächsten zehn Jahren müssen die immer weiter steigenden CO2-Emissionen halbiert werden, sonst lässt sich vermutlich der Klimawandel nicht mehr im Zaum halten. Währenddessen kapituliert die internationale Klimapolitik vor der Macht der Energie- und Agrarindustrie, und einige Länder frönen weiterhin der Verbrennung von Braunkohle!


Schauen wir dabei doch kurz zurück in längst vergangene Zeiten mit Annäherung an die Gegenwart und versuchen unsere zukünftige Überlebenschance auf unserem derzeit noch wunderschönen Blue Planet einzuschätzen! 
Wenn auch in den Köpfen der heutigen Macht&Elite vermutlich immer noch die Überzeugung vorhanden ist, dass die die Erde vielleicht doch eine Scheibe wäre…!?  Aber es reicht langsam, wie offensichtlich verrückte, skrupellose, rechtspopulistische und psychopathische Staatslenker sowie Firmenbosse aus Profitgier den Klimawandel leugnen und unseren Planeten, so wie wir ihn kennen, an den Rand des Abgrundes manövrieren!

Auch ich werde mich weiterhin für den Klimaschutz einsetzen und ich habe zu dieser Thematik, wie man das zwischenzeitlich gar von mir erwartet, wieder einige holprige Stunden - dies vor allem wegen den hier in der Südsee lausigen Zugriffsmöglichkeiten - im WiFi/Internet verbracht. Nun kann ich auch diese neuen Recherchen in einem ergänzenden  Blog-Beitrag meinen Leserinnen und Lesern präsentieren. Dabei finde ich, dass auch wir Grufti-Generation die mutige protestierende Jugend um Greta Thunberg unterstützen sollten, damit dann später auch diese Generation sich noch an einer funktionierenden Natur erfreuen und staunen kann!

In unserem Zeitalter, dem sogenannten Anthropozän - jener Epoche, in der der Mensch zu einem der wichtigsten Einflussfaktoren für die biologischen und klimatischen Prozesse der Erde geworden ist -, sind drei von neun planeta-rischen Grenzen bereits irreversibel überschritten: Die des Klimawandels, die des Verlustes der biologischen Vielfalt und die des Stickstoffbeitrages in die Biosphäre. Bald erreicht sind die Grenzen ebenso bei der Versäuerung der Ozeane, beim Phosphoreintrag und bei der Veränderung der Landnutzung. In den Bereichen globale Süsswassernutzung und Abbau der stratosphärischen Ozonschicht wird es auch nicht mehr allzu lange dauern.
 
Der Mensch ist durch die Verbrennung fossiler Energieträger nun einfach mal der entscheidende Verursacher der globalen Erwärmung. Diese hat insbesondere in den letzten 35 Jahren rapide zugenommen, und die Lage spitzt sich immer weiter zu. Die Jahre 2015 bis 2018 waren bisher die mit Abstand wärmsten seit Beginn der Temperaturaufzeichnung im 19. Jahrhundert. Für alle spürbar kommt es immer häufiger zu extremen Wetterereignissen wie Starkniederschlägen, heftigen Stürmen, Hochwasser, massiven Vulkanausbrüchen, Dürren und aussergewöhnlich langen Hitzeperioden mit Spitzentemperaturen von bis zu 50 Grad, wie zuletzt in Australien.
Gebirgsgletscher ziehen sich zurück, das Meereis der Arktis und die nordpolare Schneedecke schmelzen in bislang nicht für möglich gehaltenem Tempo. Der Meeresspiegel steigt durchschnittlich um drei Millimeter pro Jahr, das Wasser der Ozeane erwärmt sich und versauert, da die Meere zu einem Teil das emittierte Kohlendioxid wieder aufnehmen. Die Konzentration der Klimagase Kohlendioxid (CO2), Methan (CH4) und Distickstoffmonoxid (N2O, Lachgas) in unserer Atmosphäre ist so hoch wie seit Hunderten von Jahren nicht mehr. Da diese Gase unterschiedlich stark auf den Treibhauseffekt wirken, aber auch in ganz unterschiedlichen Mengen emittiert werden, spricht man (in Relation) zusammengefasst von Gigatonnen CO2-Äquivalenten. Im Jahr 2010 wurden beispielsweise weltweit 49 000 000 000 (49 Milliarden) Tonnen CO2-eq freige-setzt, die sich folgendermaßen auf die verschiedenen Wirtschaftssektoren verteilten:
32 Prozent Industrie, 24,9 Prozent Landwirtschaft und Forst, 18,4 Prozent Gebäude, 14,3 Prozent Verkehr und 11 Prozent auf weitere Formen der Energienutzung!
In den zurückliegenden 500 Millionen Jahren gab es bereits vier Warmphasen mit sehr stark erhöhten CO2-Konzentrationen in der Atmosphäre - das weiß man aus Bohrkernanalysen im Polareis. Aber niemals ist der Treibhauseffekt so schnell vorangeschritten wie jetzt. Die Vulkanausbrüche des Perm, also vor etwa 300 bis 250 Millionen Jahren, führten zwar zu gigantischen CO2-Einträgen und zu einem großen Artensterben, aber der atmosphärische Konzentrationsanstieg lag bei einem Zehntel des gegenwärtigen Tempos. Der Anteil von CO2 belief sich vor zweihundert Jahren auf 275 pro Million (ppm - Parts per Million), heute sind es bereits 405 ppm. Jedes Jahr kommen nun weitere 2 ppm hinzu, wobei eine Konzentration von 350 ppm als gerade noch verträgliche Höchstgrenze gilt.

Eine notwendige Begrenzung der weiteren Erwärmung auf maximal 2 Grad in den nächsten achtzig Jahren kann mit fünfzigprozentiger Wahrscheinlichkeit nur noch erreicht werden, wenn bis zum Jahr 2050 insgesamt ein Drittel des noch vorhandenen Öls, die Hälfte des Erdgases und mehr als 80 Prozent der Kohle im Boden bleiben! Ab dann muss vollständig Schluss sein mit diesen Emissionen, und die benötigte Energie darf nur noch aus Sonne, Wind und Wasser erzeugt werden! Werden die fossilen Ressourcen allerdings weiterhin in dem bisherigen Trend verfeuert, wird das Erdklima bis zum Jahr 2100 um 4 Grad steigen.
Aber dies kann kein Mensch ernsthaft wollen, denn dies würden 80 bis 90 Prozent der Weltbevölkerung ebenso wie die uns bekannte Flora und Fauna nicht überleben! Somit ist mehr als nur verständlich, dass weltweit die Klimaforscher Alarm schlagen!

Der Trend weiter steigender Emissionen macht sich weltweit bemerkbar: So nahm im 2019 der weltweite Anstieg der Emissionen bei 37 Mia. Tonnen um weitere 0.6% zu. Die Klimaforscher machen sich dabei weiterhin grosse Sorgen und zweifeln an der Wirksamkeit der 24 zurückliegenden internationalen Klimakonferenzen. Dabei mahnen sie: „Wir alle müssen jetzt aufhören herumzutrippeln; wir müssen unsere Schritte beschleunigen!“ Das wäre auch dringend nötig, da sich das Zeitfenster für einen kalkulierbaren und noch beherrschbaren Klimawandel in den nächsten zehn Jahren immer weiter schliesst. Im weiteren halten sie fest: „Wie auch immer wir die Daten hin und her schieben, wir haben vermutlich nur ein Jahrzehnt, um die CO2-Wende zu schaffen und die Menschen noch vor den grössten Risiken des Klimawandels zu schützen!“
Es ist nach Ansicht der meisten Klimaforscher eben nicht so, dass Temperatur-erhöhungen und der Anstieg des Meeresspiegels schrittweise eintreten werden. Es wird keinen sanften und allmählichen Übergang zu einer angenehm wärmeren Welt geben! Im Gegenteil: Auch geringfügige Veränderungen von nur eines Klimaelements und das Überschreiten von Schwellenwerten können abrupt völlig unvorhersehbare und irreversible Folgen nach sich ziehen. Wo diese „Kipppunkte“ genau liegen, kann heute kein Mensch sagen, nur vermuten.
Klar ist aber, dass sich dann eine Eigendynamik in Gang setzt, die nicht mehr zu stoppen sein wird, auch wenn wir unsere Emissionen sofort auf null senken würden. Die American Association for the Advancement of Science fasste diese Erkenntnis bereits im Jahr 2014 in folgendem Bild zusammen:  
„Das wäre so, als würde eine Bremse einrasten und die Lenkung blockieren, so dass wir das Problem und seine Folgen nicht mehr unter Kontrolle haben.“ Daher ist das Ringen um ein paar Prozentpunkte so entscheidend wichtig: Ob sich die Atmosphäre um 1,5 Grad, um 2 Grad oder sogar um 3 bis 4 oder noch mehr Grad erwärmt, ist ein himmelweiter Unterschied!

In seinem Sonderbericht vom Oktober 2018 schreibt der IPCC (Intergovern-mental Panel on Climate Change, im Deutschen besser bekannt als Weltklimarat), dass jedes Zehntel Grad zählt und eine Begrenzung auf 2 Grad viel gefährlicher sei, als noch bei der Unterzeichnung des Pariser Klima-abkommens angenommen. Wenn sich die Atmosphäre „nur“ um 1,5 Grad statt um 2 Grad erwärmen würde, so prophezeit der IPCC, würden nur halb so viele Menschen unter Wassermangel leiden, nur halb so viele Wirbeltiere und Pflanzen den Großteil ihres Lebensraumes verlieren und deutlich weniger Menschen an Hitze, Smog und Infektionskrankheiten sterben. Es könnte dann noch verhindert werden, dass die Eisdecke der Polkappen in eine unaufhaltsame Schmelze gerät, und die Korallenriffe könnten vor dem endgültigen Absterben bewahrt werden. Auch gäbe es auf der Welt wohl 2 Millionen Klimaflüchtige weniger.
Der IPCC forderte daher „schnelle, weitreichende und beispiellose Änderungen in allen gesellschaftlichen Bereichen!“ Auf dem Klimagipfel in Katowice im 12.2018 führte dieser Appell übrigens zu hitzigen Diskussionen. Die Länder USA, Russland, Saudi-Arabien und Kuwait hatten es im Abschlussdokument abgelehnt, dass der Gipfel den IPCC-Report als „begrüsst“ umschreibt! Stattdessen wurde er in dem Kommuniqué lediglich „zur Kenntnis genommen“.
- Dies ist doch einfach nur traurig, traurig!

Der Klimaforscher Mojib Latif vom GEOMAR-Zentrum für Ozeanforschung kommentierte die eindringliche Warnung des Weltklimarates mit Besorgnis: „Der Bericht heisst übersetzt, dass es bisher de facto gar keinen Klimaschutz gegeben hat. Das kann man auch daran ablesen: Seit sich die Weltpolitik dem Thema Klima widmet - seit Beginn der 1990er Jahre -, sind die weltweiten CO2-Emissionen förmlich explodiert. Sie sind um über 60 Prozent gestiegen.“ Auf die Frage, ob wir das 1,5-Grad-Ziel noch halten können, meint Latif nüchtern: „Im Moment sind wir selbst bei optimistischer Bewertung der gegenwärtigen politischen Maßnahmen auf dem Weg in eine ‚Über-drei-Grad-Welt‘!“

Wer sind nun aber die eigentlichen Hauptverursacher?
Ein in der Klimapolitik oft zitiertes Paradigma besagt, dass sich der CO2-Fussab-druck aus Asiens Industrie und weiteren Schwellenländern im letzten Jahrzehnt so stark erhöht habe, dass die alten Industrieländer prozentual gesehen gar nicht mehr entscheidend zum Klimawandel beitragen könnten.

Betrachtet man nur eine Momentaufnahme, scheint das auch durchaus schlüssig: Im Jahr 2012 waren die USA nur noch für 13,9 Prozent der weltweiten jährlichen Treibhausgasemissionen verantwortlich, die 28 Staaten der EU zu 9,7 Prozent. Den höchsten Anteil hatte China mit 25,3 Prozent, gefolgt von Indien, Russland, Indonesien, Japan und Brasilien. Die am wenigsten entwickelten Länder (Least Developed Countries, LDCs) trugen derweil nur knapp 3,6 Prozent zu den Emissionen bei.

Eine solche Betrachtungsweise ist aber täuschend und lenkt bewusst von den wahren Ursachen und Verursachern ab. Zunächst ist Kohlendioxid ein extrem lang wirkendes Klimagas - es hält über Hunderte von Jahren an. Eine seriöse Einschätzung der Wirkung auf die heutige und zukünftige Klimakrise kann man daher nur treffen, wenn man alle menschengemachten Treibhausgase seit der Industriealisierung kumuliert und zusammenrechnet.
Die historischen Emissionen aus den Jahren 1850 bis 2012 gingen demnach zu rund 27 Prozent auf das Konto der USA und zu 11 Prozent auf das von China. Ähnliche Ergebnisse zeigen sich, wenn man statt abstrakter Staatsvergleiche die Pro-Kopf-Emissionen heranzieht. Sie verdeutlichen die unterschiedlichen Auswirkungen der verschiedenen Lebensstile: Hier liegen die USA (2012) mit 16,2 Tonnen pro Kopf nach wie vor weit vorne, der Verbrauch ist mehr als doppelt so hoch wie in der EU und im bevölkerungsreichen China, das allerdings spätestens seit 2002 rapide aufholt.

Doch eine Betrachtung der durchschnittlichen individuellen Emissionen verschleiert die enormen Unterschiede zwischen Arm und Reich. Es gibt eben nicht nur deutliche Ungleichgewichte zwischen Industrienationen, Schwellen-ländern und LDCs, sondern auch zwischen den individuellen CO2-Fußab-drücken der Menschen in den Staaten selbst. Eine Studie von Oxfam aus dem Jahre 2015 besagt, dass letztlich rund 64 Prozent der weltweiten Treibhausgas-emissionen auf den persönlichen Konsum zurückgehen. Die restlichen 36 Prozent sind Konsumprozesse von Regierungen in den Bereichen Bauwesen, Infrastruktur, internationaler Verkehr und Militär.
                                              
Der Grossteil aller gekauften Produkte wird mithilfe fossiler Energieträger hergestellt und in Umlauf gebracht und müssen früher oder später auch wieder entsorgt werden. Damit ist nahezu jeder Einsatz von Arbeitskraft in irgendeiner Form mit der Produktion von Treibhausgasen verbunden.

Ausgehend davon unterscheiden die Autoren des hervorragenden Hinter-grundpapiers „Globale Klimakrise“ von Germanwatch, zwischen der Befriedigung menschlicher Bedürfnisse für ein gutes Leben und einer ausgeprägten Konsumkultur. Es sei zu differenzieren und unterschiedlich zu werten zwischen „Luxusemissionen“ und „Überlebensemissionen“, beispielsweise von asiatischen Reisbauern.
Sie kommen zu dem Schluss, dass die reichsten mit 10 Prozent für fast die Hälfte aller konsumbezogenen Treibhausgasemissionen verantwortlich sind. Weitere 40 Prozent von einer wachsenden globalen Mittelschicht verursacht werden und die ärmsten 50 Prozent der Weltbevölkerung lediglich etwa 10 Prozent beisteuern! Letztere leben vor allem in den unter dem Klimawandel besonders leidenden Regionen Afrikas und Asiens!

Das Fazit daraus: Die Superreichen und die auf der Gewinnerseite der Globali-sierung - die uns weder Frieden, Sicherheit noch Glück brachte - stehende Hälfte der Weltbevölkerung verfeuern die fossilen Ressourcen unseres Planeten auf Kosten der armen Hälfte und unser aller Zukunft! Zur Ehrenrettung eines überwiegenden Teils der globalen Mittelklasse sollte aber auch hier differenziert werden, denn es herrschen erhebliche Reichtumsunterschiede: Die Vereinten Nationen subsumieren unter „Mittelklasse“ alle Menschen, die ein tägliches Einkommen oder tägliche Ausgaben zwischen zehn und einhundert US-Dollar haben!

Aber eines ist klar: Die Grosskonzerne sind weltweit die größten Klimakiller!
Wenn von Klimasündern die Rede ist, individualisiert man gerne und zeigt auf SUV-Fahrer, Trockenschleuderer und Luxuskreuzfahrer. Diese überflüssige Lebensweise ist aber nichts im Vergleich zu den wahren Luftverpestern.
Denn das Geschäftsmodell vieler Grosskonzerne basiert gerade auf klima-schädlichen Praktiken und Produktionsprozessen, für deren Folgekosten sie aber nicht aufkommen wollen! Sie bürden den Schaden der Allgemeinheit und der ökologischen Mitwelt auf. Die Abfallprodukte werden quasi in die Atmosphäre gekippt!
 
Eine Studie von Richard Heede aus dem Jahr 2014 listet auf, wer diese neuen Dinosaurier des seinem Ende entgegentaumelnden Carbonzeitalters sind:
Es beinhaltet 50 privatwirtschaftliche Konzerne, 31 Staatskonzerne und neun zentralistische Staaten, die selbst als Produzenten auftreten oder traten! Der Leiter des Climate Accountability Institute in Colorado untersuchte dazu die „Carbon Majors“, die zwischen 1854 und 2010 für die meisten CO2- und Methanemissionen auf der Welt verantwortlich waren.

Bis auf sieben Unternehmen, die Zement herstellen, sind alle Öl-, Gas- und Kohleunternehmen dabei! Zusammen produzierten sie ungefähr zwei Drittel der anthropogenen Treibhausgasemissionen im genannten Zeitraum. In den letzten Jahren ist ihre Treibhausgasproduktion unverändert geblieben - dabei hätte sie jährlich um 3 Prozent sinken müssen, um im Einklang mit den Zielen des Pariser Klimaabkommens zu bleiben! Die dabei sechs größten Emittenten dieses Clubs der neunzig mit allein 16,72 Prozent heißen der Reihe nach:
Chevron (USA), Exxon-Mobil (USA), Saudi Aramco (Saudi-Arabien), BP (UK), Gazprom (Russland) und Royal Dutch/Shell (Niederlande)! 

Nicht zu unterschätzen ist aber auch die Agrarindustrie, die viel zu selten im Fokus der Klimabetrachtungen steht, obwohl die Vereinten Nationen davon ausgehen, dass die Viehwirtschaft für knapp 15 Prozent des Problems verant-wortlich ist. Die fünf größten Fleisch- und Milchkonzerne kommen zusammen auf einen höheren Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase als die größten Ölmultis! Allem Anschein nach haben sie auch jahrelang ihre Ökobilanzen geschönt und falsche Angaben gemacht!
Eine neue Studie der Umweltorganisation Grain und des agrarkritischen Institute for Agriculture and Trade Policy belegt dies. Die Gutachter haben nach Angaben der Zeitung taz die direkten Emissionen aus Molkereien und Schlachthöfen der 35 weltgrößten Agrarunternehmen analysiert und darüber hinaus geschätzt, welche Emissionen zusätzlich durch die Aufzucht der Tiere, Landnutzungs-änderungen, den Methanausstoß und die Gülleproduktion entstehen.

Diese meist verschwiegenen Klimaposten der Lieferkette unserer Steaks und Schnitzel machen bis zu 90 Prozent der Klimabilanz aus! Der weltweite Fleischkonsum ist damit ein wesentlicher Faktor der Klimakatastrophe und muss, nicht zuletzt auch aus gesundheitlichen Gründen, mindestens um die Hälfte reduziert werden. Statistisch wurden weltweit im 2019 pro Kopf 
44.2 Kilo Fleisch verzehrt, dabei waren die USA mit 116 kg, Deutschland mit
59.5 kg, Österreich mit 64 kg und die Schweiz mit 51 kg pro Kopf beteiligt! im Jahr 2030 sollen es weltweit 42 Kilo pro Kopf sein. - Dabei müsste eigentlich der Fleischverzehr ab sofort auf 16 Kilo sinken, wenn die Klimaziele von Paris noch erreicht werden sollten!
                                                    
Es läuft eine weltweit systematische Täuschung und Verschleppung!
Welchen Einfluss die Energiegiganten auf die öffentliche Meinung ausüben, beschreibt der amerikanische Klimaaktivist Bill McKibben am Beispiel des weltgrößten Ölkonzerns Exxon. McKibben wirft Exxon systematische Täuschung aus Profitgründen sowie die Blockade und Verschleppung notwendiger Veränderungen vor!                                 
Die Strategie der Vernebelung der öffentlichen Sicht auf die Klimaforschung hat sich in den USA über all die vergangenen Jahre als äußerst wirksam erwiesen: Noch im Jahr 2017 war fast 90 Prozent der US-Amerikaner nicht bekannt, dass über die Erderwärmung längst ein wissenschaftlicher Konsens bestand. Bei Presse-Recherchen im Jahr 2015 kam heraus, dass Exxon bereits seit vierzig Jahren wusste, dass seine Produkte zum Klimawandel beitragen, und das Unternehmen hierzu auch jahrelange Studien betrieben hatte! McKibben ist der Überzeugung: „Hätten Exxon und andere Ölkonzerne ihr Wissen an die Öffentlichkeit weitergegeben, würde die Erdgeschichte heute ganz anders aussehen. Der Klimawandel wäre als Problem wohl nicht gelöst, aber die Krise würde höchstwahrscheinlich schon abklingen!“
Im Oktober 1997, zwei Monate vor Beginn des Kyoto-Gipfels, trat der World Petroleum Congress in Peking zusammen. Exxon-Vorstandschef Lee Raymond, der selbst vorher die Forschungsabteilung geleitet hatte, behauptete in seiner Rede wider besseres Wissen, „dass sich die Erde faktisch abkühle und der Gedanke, die Reduktion fossiler Brennstoffabgase könne sich positiv auf das Klima auswirken, widerspreche dem gesunden Menschenverstand!“
Nachdem sich im Dezember 1997 in Kyoto die Industriestaaten dennoch auf ein erstes Klimaschutzabkommen verständigt hatten, drang die Erdöllobby in den USA jahrelang auf den politischen Boykott jeglicher Klimaverantwortung!

Und nur neun Tage nach der Amtseinführung von George W. Bush besuchte Lee Raymond Ende Januar 2001 seinen alten Freund Dick Cheney, der gerade US-Vizepräsident geworden war. Kurz zuvor war dieser noch Vorstandsvorsitzender des Öldienstleisters Halliburton gewesen! Cheney forcierte nach 9/11 den Angriffskrieg auf den Irak und sicherte seinem ehemaligen Arbeitgeber Milliardengeschäfte mit den dortigen Ölquellen! Nach dem Treffen mit Raymond brachte er Präsident Bush von seinem Wahlversprechen ab, Kohlenstoffdioxid als Luftschadstoff einzustufen. Raymonds Nachfolger bei Exxon war Rex Tillerson, der unter Trump noch kurze Zeit als Außenminister fungieren durfte. Auf seiner letzten Hauptversammlung als Exxon-Konzernchef im Jahr 2016 sagte Tillerson zynisch: „Die Welt wird weiterhin fossile Treibstoffe nutzen müssen, ob ihr das gefällt oder nicht!“
                                                 
Mitte 2017 kündigten die USA unter ihrem psychopathischen Präsidenten Trump das Pariser-Klimaabkommen per 11.2019 auf! Und dazwischen teilte im 2.2018 der US-Energieminister mit: "Die USA würden in keinem Fall daran denken, ihre Kohlenstoffemissionen bis zum Jahr 2050 zu senken!“                                           
Wenn dies wirklich so geschieht, dann brauchen die USA allein das gesamte weltweit noch verbleibende Kohlenstoffbudget auf, um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen. Nach Ansicht von McKibben steht fest: „Dass die Kampagne der Grosskonzerne eine ganze Generation um ihre Bemühungen gebracht hat, die im Kampf gegen den Klimawandel den Ausschlag hätten geben können!“

Stoppen wir endlich diese stets zu Zerstörung, Hass und Verleumdung neigende Bande der Macht- und Geldgierigen psychopathischen Politiker!

Am Horizont erscheint ein neuer übergreifender Generationskonflikt!
Seit den letzten zwei Jahren erhebt sich überraschend ein weltweiter Jugend-protest mit regelmäßigen Schulstreiks und Demonstrationen gegen die Klimakatastrophe. Ins Leben gerufen hat die Bewegung „Fridays For Future“ die 16-jährige Schülerin Greta Thunberg aus Schweden, und Hunderttausende Schülerinnen, Schüler und Studierende machen mit!
Haben wir es mit einer neuen Jugend- und Studierendenrevolte zu tun, möglicherweise mit einer Renaissance der 68er-Bewegung? Der Politikwissen-schaftler Claus Leggewie von der Uni Gießen sieht bei aller Sympathie doch Unterschiede: „Damals waren die Ansprüche, sozusagen die gesamte Welt zu verändern. Heute sind die Ansprüche, die Welt zu retten, so wie sie ist. Damals hatte man sehr viel stärkere positive Erwartungen an die Zukunft - in dem Sinne, dass man geglaubt hat, dass man die Welt gerechter gestaltet, dass man sie gleicher macht!“
Gut, das ist nun nicht geschehen, und meistens ist der Kampf um das Bewahren eines besseren Zustandes auch der erste Schritt in Richtung möglicher Veränderungen. Leggewie sieht daher auch einen übergreifenden Generations-konflikt hinter dem Klimaprotest: „Es ist weniger das Thema Klimaschutz als die Tatsache, dass so wenig passiert ist. Es ist ein Widerstand gegen die Passi-vität der Politik und auch gegen ihre Kurzsichtigkeit, ihren Präsentismus, ihre Gegenwartsfixierung. Greta Thunberg und viele mit ihr haben verstanden, dass hier eine ältere Generation auf Kosten der jungen Leute lebt, nicht handelt und Dinge, die unbedingt zu tun wären, einfach immer wieder aufschiebt!“

Dass es heute nicht um systemüberwindende Revolten geht, sieht auch die bekannte amerikanische Kapitalismuskritikerin Naomi Klein und schlägt eine alternative Strategie vor:
„Im großen Massstab denken, ganz tief unten ansetzen und die ideologischen Pfähle weit weg vom erdrückenden Markt-Fundamentalismus einschlagen, der sich als grösster Feind für das Wohlergehen der Erde entpuppt hat. Wenn wir den kulturellen Kontext nur ein kleines bisschen verschieben können, tut sich ein winziger Spielraum für vernünftige Reformen auf, durch die sich der Kohlen-dioxidanteil in der Luft zumindest in die richtige Richtung bewegen würde!“
Stellen wir uns den sich auf uns zukommenden grossen Herausforderungen in einer sich dramatisch verändernden Welt!

Der Countdown für das Einhalten des 1,5-Grad-Zieles ist aber höchstwahr-scheinlich schon abgelaufen. Die protestierenden Jugendlichen müssen sich in ihrem späteren Arbeitsleben wohl oder übel auf eine Welt jenseits der 2-Grad-Erhöhung einstellen. Wie diese Welt dann aussehen wird, kann man zum heutigen Zeitpunkt nicht genau sagen, aber vermutlich wird es keine bunten Schmetterlinge, tirilierenden Lerchen, Blumenwiesen und idyllischen Strände mehr geben. Trotzdem: Aufgeben gilt nicht, sagt Klimaaktivist McKibben:
„Diese gigantische Schlacht ist noch nicht entschieden: Sollten wir das 2-Grad-Ziel verfehlen, werden wir gegen einen Anstieg um 3 Grad kämpfen, und dann gegen den um 4 Grad.  - Der Weg im Fahrstuhl zur Hölle ist lang!“

Und folgendes dürfen wir dabei nicht vergessen:
"Solange man Träume hat, hat man eine Zukunft! Und solange man eine Zukunft hat, lebt man!"

29. März 2020
Franz X. Lang / SY KYORY / Switzerland