Das monatelange Werkeln auf der KYORY wird durch deren ‘Papeetisation‘ und auch anderen Geschichten immer mal wieder unterbrochen!

Die KYORY wird „Papeetisiert“ (Verzollt)!
So bringt mich also heute diese „Papeetisation“ der KYORY dazu, nun doch endlich mal wieder aktuelle News in einem Reisebericht festzuhalten. Hier nun zum Einstieg in diesen Reisebericht gleich die Hintergründe, die zu diesem Vorgehen der „Papeetisation“ geführt haben:

Bei Aufenthalten mit einer Segelyacht in Französisch Polynesien (FP) erhielten EU/Schengen-Bürger bis anhin als Person einen unbeschränkten Verbleib in FP. Dies im Gegensatz zu den Yachten, die dabei eine beschränkte Fahrtenbewilligung über drei Jahre zugesprochen bekamen. Wobei aber nach dem Ablauf dieser drei Jahre mit dem Aufsuchen eines der Nachbar-Inselstaaten, zB den Cooks oder Pitcairn, bereits nach zwei Tagen Abwesenheit wieder in FP einklariert werden konnte. Dies war doch alles in allem eine sehr grosszügige Geste uns Seglern, vor allem den EU/Schengen-Bürgern, gegenüber.
So wurden auch der KYORY bei meinem ersten Landfall im 2015 in FP eine Fahrtenbewilligung von drei Jahren eingeräumt. Und aufgrund dieser 3-Jahres-Auflage musste ich erstmals im 4.2018 für ein paar Tage FP verlassen und dazu steuerte ich von den Gambiers aus mit meiner Tochter Sandra für vier Tage die Bounty-Insel Pitcairn/GB an. Nach diesem unvergesslichen Kurzaufenthalt auf Pitcairn segelten wir zurück in die Gambiers/FP, wo wir die KYORY wieder für weitere drei Jahre bis 4.2021 einklarierten. So konnten wir also weitere drei Jahre durch diese paradiesische Inselwelt von FP schippern! 
Nun laufen aber, Sandra kehrte ja am 23.8.2020 in die Schweiz zurück, zum zweiten Male diese drei Jahre am kommenden 17. April für die KYORY wieder aus und ich müsste FP also wieder verlassen und später neu einklarieren. Aber infolge der Corona-Krise hat die Regierung von FP im Verlaufe des vergangenen Jahres für uns Segler einige härtere Massnahmen ergriffen und unter anderem die Einklarierungs-Vorschriften verschärft. So erhielten die ab letztem Jahr hier in FP eintreffenden Segler für Ihre Yachten nur noch eine verkürzte Fahrtenbewilligung von zwei Jahren und anschliessend, vor einer weiteren Einklarierung in FP, muss nun eine Mindest-Aufenthaltsdauer von sechs Monaten in einem benachbarten Inselstaat nachgewiesen werden. Das waren natürlich für die meisten von uns Seglern wirklich sehr traurige News, ist doch jedes Seglers grösster Traum, mal über mehrere Jahre in Französisch Polynesien, in dem für uns wirklich schönsten Fahrtengebiet auf dem Blue Planet zu segeln!

Aber zum Glück gibt es in FP gemäss Gesetz doch noch eine Möglichkeit, sich mit einer Yacht gar unbefristet in FP aufzuhalten. Dabei geht es um die zolltechnische „Papeetisation“, das heisst wir müssen hier unsere Yachten zum aktuellen Marktwert verzollen und dies ist natürlich mit Kosten verbunden. Dies hatte ich für die KYORY, va auch im Zusammenhang mit meinen Verkaufsabsichten, aber schon länger so eingeplant. Nun konnte ich eine solche "Papeetisation", anlässlich eines letzte Woche bei einem Gondrand-Agenten in Papeete erfolgten Treffens, erfreulicherweise auch für die KYORY abschliessen. Der Agent konnte für mich mit den FP-Zollbehörden eine wirklich zufriedenstellende Einigung aushandeln, was mich total ca. 3.600 CHF kosten wird.
Somit konnte ich also einen weiteren wichtigen Pflock setzen, um den eingeplanten Verkauf der KYORY mit meiner begleitenden Sesshaftigkeit hier in Französisch Polynesien weiter vorantreiben und auch vereinfachen.

Dabei möchte ich an dieser Stelle noch festhalten, dass ich trotz der monatelangen Werkelei auf der KYORY einfach Glücklich bin, meinen weiteren Lebensabend wie geplant in meinem geliebten Französisch Polynesien zu verbringen. Dabei muss ich gestehen, dass ich mich eigentlich schon seit über einem Jahr als Resident von Polynesien fühle, auch wenn ich mich noch für einige weitere Werkel-Wochen auf Wasser auf meinem „My home is my castle“ der KYORY verbringen werde. Ob nun noch einige Zeit auf der KYORY, oder dann bald von einer Wohlfühloase auf einer der FP-Inseln aus, wobei vielleicht meine Wunsch mit Moorea in Erfüllung gehen wird: Es ist die mich einfach tagtäglich unvergleichliche Natur mit ihren lieblichen Inselbewohnern und deren Kultur, die mich stets von neuem aufs tiefste beeindruckt und fasziniert!
Wenn ich Romantiker dann noch jeweils abends wieder alleine im Cockpit sitze und mich von den sich stets in den verschiedensten Farborgien verändernden Sonnenuntergängen verzaubern lasse, bin ich mir dabei stets bewusst, dass dies alles keine Selbstverständlichkeit ist! - Und nein, ich träume nicht, denn ich klemme mich dann schon wieder hie und da mit den Fingern in den Arm und ja es tut weh - also bin ich!

Aktuelle Corona-News und Segler-Geschichten die nicht einfach so passieren!
Wenn ich nun schon mal wieder einen Reisebericht in meinem Blog erfasse, halte ich nachfolgend, neben meinen Werkelarbeiten, doch auch noch einige weitere Südsee-News und Geschichten fest.

Hier als erstes noch die Corona-Zahlen vom 6.3.2021 aus dem 277.000 Einwohner zählenden Französisch Polynesien: Bis anhin wurden 18.500 Fälle erfasst und 140 Personen verstarben. Der aktuelle Lockdown vom 3.2.2021 läuft am 3.4.2021 aus und dann wird der FP-Präsident Fritch über das wie weiter informieren. Für Polynesien, das eigentlich nur vom Fremdenverkehr mit den Übersee-Touristen lebt, ist aber dieser sicher notwendige Lockdown ein weiteres wirtschaftliches Desaster. Auch hier gehen die Läden reihenweise ein und deren Öffnungszeiten werden eingeschrämkt! So musste nun auch das von mir schon vielfach erwähnte See-Restaurant MBC bei Maharepa/Moorea Konkurs anmelden.
Aber grundsätzlich werden hier in Polynesien durch den Lockdown die Einwohner und auch wir Segler eigentlich nicht gross einschränkt, wobei sich zB mein Leben derzeit eh zu über 95% auf der KYORY abspielt. Aber natürlich gelten auch für mich hier bei Landgängen - alle kleineren und grösseren Magasins und Shops sind übrigens offen - die sich zwischenzeitlich eingespielten Corona-Vorschriften: Wie Masken-Tragepflicht, der 1m-Abstand oder das nächtliche Ausgehverbot von 2100 - 0500 Uhr. In den kommenden Tagen werde ich mich hier noch informieren, wie ich mich dann mal an einer Impf-Runde beteiligen kann.

Im Verlaufe der vergangenen Wochen zogen hier während der aktuellen Regenzeit wieder intensivere Squall's über unser Ankerfeld hinweg. Und bei solchen nicht immer ungefährlichen Wetterbedingungen kommt es schon vor, dass die einte oder andere Yacht auf Slip oder gar verloren geht. Diesmal ging eine der hier vor Anker liegenden Yachten auf Slip, das diesmal für den Eigner aber ein gutes Ende fand. Denn nach etwa 100m grub sich der Anker selbständig wieder ein, ohne auf deren Slipweg anderen Yachten Schäden zugefügt zu haben.

Auch für meinen Seglerkollegen Tristan auf seiner DODO, sie liegt hier fest verzurrt in einem von der Marina Taina gewarteten und vermieteten Mooringfeld, verlief eine ähnliche Geschichte glücklich ab. Tristan sass am Abend des 6. Februar - als gerade
ein deftiger Squall über Punaauia hinweg fegte - gemütlich mit Freunden zusammen im Marina-Restaurant Casa Bianca,  als ihn ein Emergency-Anruf auf seinem Handy erreichte. Sein Bootsnachbar informierte ihn, dass er gerade in etwas wilder See versuche mit seinem Dingi die sich von der Mooring gelöste DODO vor weiterem abdriften aufzuhalten. Er solle doch sofort mit einem Kollegen und einem Dingi ins Mooringfeld düsen, um die DODO abzuschleppen und sie dann erstmal in der Nähe wieder vor Anker zu legen. Innert Minuten erreichte dann Tristan mit einem Kollegen seine DODO, die vom Bootsnachbarn einigermassen an Ort stabilisiert werden konnte, ohne eine der anderen auch an Moorings liegenden Yachten zu touchieren. Sie konnten dann notfallmässig die DODO an einer in der Nähe noch freien Mooring wieder festmachen. - Uff, da hat Tristan sicher ein paar Mal tief durchgeatmet!
Nun, es ist leider auch nicht das erste Mal, dass sich hier eine Yacht bei solchen Wetterkapriolen von einer Mooring löst! Im diesem Fall löste am Tag drauf ein Taucher der Marina das vorgefallene Rätsel auf. Die DODO hing nämlich nicht an einem wie sonst üblich, in der See versenktem schweren Betonblock, sondern bei diesem Mooringsystem wird ein starkes zu einer Spirale geformten Rundeisen regelrecht über einen Meter tief in den Sand rein gedreht. Aber auch nach meiner Einschätzung ist dies einfach wirklich nur ein dummes und fahrlässiges Mooringsystem! Übrigens sind natürlich alle an den Moorings vertäuten Yachten, Kosten gegen 200USD/Monat, gegen solche Unfälle und weitere entstehende Kosten vom Vermieter nicht versichert.

Dann hatte aber hier auf der westlichen Kanalseite ein Yachteigner am 19. Februar weniger Glück, denn seine an einem mit Bommies versetzten Ankerplatz ging in einem Squall auch auf Slip. Die Yacht wurde dann durch Bommies wohl gestoppt aber gleichzeitig wurde von ihnen auch das Unterwasserschiff verletzt. Durch das entstandene Leck versank die Yacht unbemerkt in der gleichen Nacht in der dort etwa 6m tiefen See. Einige Tage schauten noch etwa 5m des Mastes aus dem Wasser und letzte Woche verschwand auch der in den Fluten. Ich bin mir zwar nicht sicher, aber ich würde eine Wette abschliessen, dass diese Yacht eine der unzähligen war, die hier vom Eigner - der eventuell gar nicht bekannt ist - vernachlässigt an einem Anker oder einer selbst gebastelten Mooring hing!?

Dann musste uns vor einem Monat unser norwegischer Skipper-Kollege Göthe, haben uns in den letzten Jahren in den verschiedensten polynesischen Buchten immer mal wieder gegenseitig zu geselligen Cockpit-Besuchen getroffen, über seine traurige Geschichte informieren. Er musste uns nämlich mitteilen, dass er seine Langfahrtenyacht ISIS II, eine 44ft-Monohull, verloren hat!
Gegen Ende 2019 verliess Göthe mit der ISIS II Französisch Polynesien und erreichte nach diversen Zwischenstopps New Caledonia um dann später wie geplant nach Asien weiter zu segeln. Anfang 2020 segelte er diese Inselgruppe ab und nach dem er bei der Hauptstadt Numea vor Anker ging, war auch er bald ein Gefangener des CV19-Virus. So verbrachte er mit seiner ISIS II also erzwungenermassen das letzte Jahr in New Caledonia, das fast alljährlich von starken Hurricans heimgesucht wird. Die Segler können sich und ihre Yachten in der Umgebung von Numea soweit in Sicherheit bringen, dass sie die Yachten an Land stellen wobei der untere Teil der Bootshülle sogar im Boden eingegraben wird. Eine weitere Möglichkeit besteht, wie in anderen Hurrican gefährdeten Gebieten der Südsee auch, die Yachten bei Hurrican-Warnungn in die jeweils aber nur etwa 1.5m tiefen Mangrovensümpfe zu verschieben und sie da jeweils gut zu verankern und mit Landleinen an den Mangroven fest zu machen. Seine ISIS II konnte er aber infolge deren Kieltiefe von 2.8m nicht in eines dieser Mangroven-Gebiete verschieben! Leider nahm Göthe auch die Möglichkeit eines Haul outs an Land nicht wahr und verblieb im Ankerfeld in der Bucht vor Numea. Nach einem schon am 2. Februar dieses Frühjahres über Numea hinweggezogenen starken Hurrikan, bei dem einige andere Yachten auf Slip gingen, hielt sein Anker noch gut.
So war Göthe eigentlich noch zuversichtlich als durch die Wetterstationen auf den 9. Februar ein weiterer Starker Hurrikan angesagt wurde und er verharrte auf seiner Yacht. Aber diesmal traf, wie schon ein paar Mal in früheren Jahren, ein fürchterlicher Hurrican mit 100Kn auf Numea und mit begleitenden über 3m hohen Wellen hielt auch der Anker seiner ISIS II nicht lange und sie ging auf Slip. Innert wenigen Minuten rutschte die Yacht auf die Hafenmauer zu, die Gendarmerie konnte Göthe noch vom Boot abbergen, und dann musste er zuschauen wie die ISIS II durch die nun peitschende See an der Hafenmauer regelrecht zermalmt wurde. Nur mit den Kleidern die er auf sich trug stand er da, im Wissen, dass er nun mit der ISIS II alles, natürlich auch all seine persönlichen Sachen verloren hatte! Die Yacht versank dann innert wenigen Minuten auf 5m Tiefe und nur ein Teil des Biminis und des Mastes schauten noch aus dem Wasser. Tags drauf konnte er von oben auf die total demoliert ISIS II runter schauen und bei einem anschliessenden Tauchgang gelang es Göthe einzig noch eine Genua, seinen Kite, die Ankerkette und zwei Tauchflaschen zu retten. Das war eine wirkliche Tragödie die sich da vor Numea abgespielt hat und Göthe fand dann bei Bekannten in Numea vorerst eine Bleibe. - Sandra und ich wünschen Göthe einfach viel Kraft, damit er diese traurige Geschichte bald mal vergessen kann, um wieder positiv in die Zukunft zu schauen!