Es brauchte einige weitere Lebensjahre bis ich es realisierte: „Alleinsein bedeutet nicht Einsam sein!“

Nun ist es für mich ein Bedürfnis hier einige meiner weiteren Hintergründe festzuhalten, die verstärkt zu meiner Absicht beigetragen haben, meine weiterhin aktive Lebensabschlussphase - so benenne ich das ohne irgendwelche Hintergedanken - hier in meinem geliebten Französisch Polynesien alleine zu verbringen! Ich habe ja schon vielfach - über meinen inneren Kampf in dieser Sache - im einten oder anderen Blog-Beitrag wie auch in persönlichen Mails darüber geschrieben und meine Beweggründe zu erklären versucht.
Und die vor kurzem, nach meinem Rückenunfall vom 19.11.2022, soweit mal abgeschlossenen sechs Reha-Monate, die ich auch vollumfänglich auf der KYORY verbrachte, wiesen mir den definitiven Weg und die Bestätigung hier in „meinem“ Französisch Polynesien weiterhin alleine durchs Leben zu gehen! Wobei dieser Entscheid natürlich auch meinen bereits schon vor gut drei Jahren gefällten Entschluss, hier in der Südsee mein Langfahrten-Abenteuer zu beenden nun nur noch mehr bekräftigt! Und dieses Frühjahres kam ja noch hinzu, dass meine Ärzte mir nahegelegt haben, meiner Gesundheit zu liebe das aktive Langfahrtensegeln doch aufzugeben.
 
Somit wird nun also diese 10jährige Langfahrt für mich und meine ständige Begleiterin KYORY - wie ich davon in meinem Blog dutzende von spannenden Geschichten erzählte - sich langsam dem Ende zu neigen! Das wird nach dem abschliessenden Refit und dem Verkauf der KYORY bald mal in naher Zukunft über die Bühne gehen. Aber meine Leserinnen und Leser können in meinem Blog auch weiterhin an spannenden Geschichten aus meinem zukünftigen Leben teilhaben. Dabei werde ich dann natürlich vermehrt über persönliche an Land vorgefallenen Geschichten erzählen, aber auch weiterhin über mich beschäftigende geopolitische Themen kritisch schreiben!    

So wollte ich zum Beispiel schon vor Monaten über das Thema „Alleinsein“ einen Bericht verfassen, habe dieses Vorhaben dann immer wieder weiter hinaus geschoben. Aber einige diesbezügliche Vorkommnisse haben mich nun bewogen zu diesem Thema, das vielfach in Diskussionsrunden nicht gerne angesprochen wird, aus dem Fundus meiner persönlichen Lebensstationen das einte oder andere in einem Blog-Beitrag zu verpacken.
Denn auch ich habe in meinem etwa gleichaltrigen Freundes- und Familienkreis einige mir nahestehende Mitmenschen die nun in ihren späten Lebensjahren aus den verschiedensten Gründen mit zunehmenden physischen und psychischen zu kämpfen haben. Dabei macht es mich schon glücklich, wenn ich jeweils mit meinem Verständnis und Beispielen aus meinen eigenen Erfahrungsfundus ein wenig dazu beitragen kann, diese Mitmenschen mit meinem Mitgefühl wieder etwas Hoffnung zu vermitteln und ihnen auch etwas zusätzliche Freude in ihre Tage hinein bringe!      


Zum besseren Verständnis dieses nicht einfach so zu beschreibenden Themenkreises „Alleinsein“, muss ich nun zu Beginn dieses Beitrages einmal mehr in die Jahre meiner Kindheit zurückkehren, die ich ja auf einem kleinen Bauernhof auf dem Lindenberg im Kanton Luzern verbringen durfte. Denn nach meiner Überzeugung haben mich nämlich schon diese wegweisenden Kinderjahre mitgeprägt, was später aus mir werden sollte! Als der jüngste von drei Buben, wobei mein Bruder Edi drei Jahre und Vinz neun Jahre älter sind, musste ich mich dabei schon früh des Öfteren mal „Durchbeissen“ oder auch „Durchboxen“! Auch kristallisierte es sich schon damals bald heraus, dass ich als ein schon etwas wilder Junge vermutlich nicht zu einem leicht händelbaren Schweizer Zeitgenossen heranwachsen würde! - Schmunzel, schmunzel!
Es ergab sich in diesen frühen Jahren aber auch, dass ich mich vielfach alleine beschäftigen musste, was sich dann zusammen mit vielen anderen Geschehnissen positiv auf mein weiteres Leben auswirken sollte. Auch realisierte ich früh, dass wenn ich allzu freundlich bin, mein Leben schnell fremdbestimmt wird! So versuchte ich mich einfach höflich und respektvoll mit meinen Mitmenschen auseinanderzusetzen und war trotzdem achtsam, dass ich nicht ausgenutzt werde! Ansonsten hatte ich sowieso nie ein Problem damit - und das ist der wichtigste Punkt dabei - auch jederzeit eindeutig und klar „Nein“ zu sagen!
Auch nahm ich mir schon damals stets viel Zeit zum Nachdenken und lernte mich dadurch auch immer besser kennen! Auch verlor ich mich als grosse Leseratte schon früh in meinen Jugendjahren in ein Buch nach dem andern, wobei ich mich gerne von den immer weiter nach Westen segelnden Entdeckern entführen liess und auch alles über die archäologischen Sensationsfunde in Zentral- und Südamerika in mich aufsaugte.

Dann folgten in den späteren Jahren, das war ab meinem 22zigsten Altersjahr, meine vielfach allein unternommenen abenteuerlichen „Entdeckerreisen“, wobei die längste dieser Reisen gegen ein Jahr dauerte. Dies als Backpacker, bei Camperreisen oder bei Berg- und Klettertouren wie auch beim Fliegen. Und auch bei all diesen nicht immer ungefährlichen Abenteuern, die mich in die hintersten Ecken unseres Blue Planet führten, konnte ich dieses vielfache "Alleinsein" mehr als nur geniessen!
Und so vertiefte sich dann, vor allem während der auch alleine unternommenen 4monatigen Frachterreise „Rund-um-die-Welt“ im 2008, wie auch die sich in der nachfolgenden nun schon zehn Jahre andauernden Einhandsegler-Langfahrt mit der KYORY, in mir diese Glückseligkeit immer mehr - damit meine ich die Freiheit vom Allein zu sein! Eine weitere Bestätigung in dieser Richtung ergab sich für mich, als meine Tochter Sandra, nach fünf gemeinsam auf der KYORY verbrachten unvergesslichen Jahren mit Segelabenteuern kreuz und quer durch FP, im 8.2020 wieder in die Schweiz zurück kehrte! In diesen bereits nun auch schon wieder vergangenen drei Jahren auf See, spürte ich nach anfänglich schmerzlichem Trennungsschmerz, mehr und mehr eine innere Zufriedenheit wieder alleine die Zeit auf der KYORY zu verbringen! Auch verstärkte sich in diesen Jahren wieder vermehrt meine Selbstachtung. Wobei ich aber zum Beispiel nicht will, dass mal jemand für mich sorgt. Eher wünschte ich mir, dass sich jemand hie und da in Gedanken um mich sorgt!

Dieser hier von mir nachfolgende Versuch, nun noch etwas detaillierter über das "Alleinsein" aus meiner Perspektive gesehen im Blog zu schreiben, bin ich übrigens bereits im Verlaufe dieses Frühjahres angegangen. Dies als ein weiteres Kapitel für mein dann mal in noch entfernter Zukunft erscheinendes Buch mit dem Titel „Aus meinem Weg zurück - wurde ein langer Weg nach vorn!“, oder vielleicht auch nur „Abenteuerliche Geschichten - die mein Leben schrieb!“ - Oder so ähnlich! "Wann“ das aber sein wird, steht auch heute für mich noch in den Sternen! Dieses Buch käme dann, mit all den kleineren oder grösseren freudigen wie auch abenteuerlichen und traurigen Episoden aus meinem Leben, als eigentliche Autobiografie daher. Wobei ich aber schon auch den mich während einer gewissen Zeit über die vergangenen 76 Jahre eng begleitenden Menschen ihren gebührenden Platz einräumen würde!  

Nun musste ich, bei der sich wieder mal über Wochen dahinziehenden Schreiberei zu diesem Thema, erst noch mit einbeziehen, dass das "Alleinsein" in unserer Gesellschaft eigentlich zu Unrecht immer noch einen schlechten Ruf hat! Dies weil vermutlich viele Menschen das "Alleinsein" eben vor allem mit Einsamkeit gleichsetzen! Aber so können wir doch umgekehrt umringt von zehn oder gar hundert gut gelaunten Menschen sein und uns trotzdem einsam und verlassen fühlen! Das ist doch uns allen schon das einte oder andere Mal passiert. Oder?
So bekomme ich in Diskussionen zu dieser Thematik immer wieder die Vorurteile zu hören, wie; diese Menschen seien doch seltsam, seien schwierig, introvertiert und überhaupt nicht gesellschaftsfähig! Also gerade diese vier Attribute sind mir persönlich wirklich mehr als nur fremd! Dabei kann ich mich auch gut in andere Menschen hinein versetzen und ihnen mit viel Empathie entsprechendes Verständnis sowie Mitgefühl aufzeigen und entgegenbringen. Denn meine viele mir zur Verfügung stehende Zeit hat meine Sinne schon auch für die Gefühle anderer geschärft. So kann ich auch heute gut allein leben und komme gut mit mir zurecht und bin aber auch stets da, wenn ich mich selber brauche oder von anderen gebraucht werde!

Dabei ist für mich grundsätzlich das wichtigste, dass ich mich beim "Alleinsein" nicht Einsam fühle! Und so kann ich heute wirklich das "Alleinsein" geniessen und kenne in meinem ausgefüllten Tagesablauf das Gefühl der Einsamkeit überhaupt nicht! Ich überschätzte mich auch in den vielfach allein verbrachten vergangenen Jahren selten - natürlich auch wegen den teilweise schon mal stressigen Rep-Arbeiten an der KYORY - und fühlte mich eigentlich stets glücklich und zufrieden!

Was bringt mich aber zu dieser, von Aussenstehenden nicht einfach so nachvollziehbaren Aussage, dass ich für mich im "Alleinsein" den inneren Frieden gefunden habe. Nun, ich weiss heute, wer ich bin und was ich kann. Auch habe ich als allein lebender Erdenbürger mehr Zeit zur Verfügung die ich versuche sinnvoll zu nutzen. Dabei finde ich vor allem auch viel Befriedigung mit begleitendem Spass durch meine verschiedensten Interessen und so ist es mir nie langweilig. Nebenbei führe ich ja auch noch den nicht zu unterschätzenden Boots-Haushalt, habe derzeit immer noch diverse Bootsprojekte zu erledigen und gestehe mir aber nebenbei - dies natürlich auch altersbedingt - genügend Freizeit zu. Meine diesbezüglichen Eckpfeiler sind dabei: Das Lesen im Kindle, das viele Schreiben am Laptop mit Kommunikation nach Aussen über mal guten und dann wieder schlechteren E-Mail- und WhatsApp-Empfang, das Teilhaben am Weltgeschehen über Internet/YouTube, wie auch das Hören verschiedenster Musikrichtungen und hin und wieder mal das gucken alter Hollywood-Schinken! Wobei dann, ich stehe gerne dazu, gerade bei Musik und Film vielfach meine ausgeprägt romantische Ader zum Vorschein kommt!
Und meine Physis wie auch Psyche halte ich nebenbei ja vor allem mittels meinen Fitness-Aktivitäten und Autogenen Trainings-Sequenzen soweit wie möglich aktiv. Im Weiteren liebe ich es die über Jahre erworbenen handwerklichen Fähigkeiten wie auch die Kreativität beim Angehen von Problemlösungen oder wie vorhin erwähnt beim Schreiben weiter auszuleben. Somit ist doch gut nachvollziehbar, dass mir Langeweile eigentlich komplett fremd ist.

Auch erlaube ich mir noch festzuhalten, dass ich als selbstbewusster „Grufti“ immer noch zufrieden bin, wie ich all das, nun auch in meinen späteren Lebensjahren, noch anpacke und dabei keine Selbstzweifel spüre. Ich lernte mich natürlich über die vergangenen Jahre stets noch besser kennen sowie auch mehr schätzen und schaue gut zu meinen mir bekannten persönlichen Grenzen. Im weiteren gestatte ich mir an dieser Stelle noch zu erwähnen, dass ich auf der KYORY keinen Bedarf von regelmässigen Besuchern habe. Aber ich komme schon zu meinen sozialen Kontakten, habe ich doch in meinem Umfeld schon einige mir nahestehende Langfahrten-Seglerinnen und Segler, mit denen ich mich jeweils gerne auf meinem Mikrokosmos KYORY oder in deren eigenen Boots-Tinyhouses, wie auch mal irgendwo an Land zu Ausflügen treffe! Denn ich kenne inzwischen mich selbst und meine Bedürfnisse sowie Grenzen recht gut, womit ich weiss, was ich will und was nicht - oder was mir eben gut tut! Auch bin ich in allen Lebenslagen dann stets loyal zu den von mir ausgewählten Menschen um mich herum.

Und vor allem seit meinem Leinen los im 8.2013 in Griechenland, beim Start zu meiner Langfahrt konnte ich spüren, dass das "Alleinsein" auch meine mentale Gesundheit gefördert hat. Es entspannte sich dabei nicht nur mein Körper mehr und mehr, sondern auch mein Gehirn versorgte mich mit neuer Energie! Und wenn ich abends alleine vom Cockpit aus diese hier einfach farbenprächtigen Sonnenuntergänge geniesse, kann ich erst noch in aller Ruhe runter fahren und abschalten. Um mich dann dankbar und völlig in mich gekehrt, Minutenlang diesem einzigartigen auf der See und am Himmel auf mich einwirkenden Farbenspektakel hinzugeben!

So kann ich abschliessend bei diesem nicht einfach zu umschreibenden Thema mit Überzeugung festhalten, dass das "Alleinsein" für mich kein Grund für eine etwaige Verstimmung ist, sondern es für mich bewusste Ich-Zeit ist und mir hilft gegen etwaige Stimmungstiefs vorzubeugen! Gerade geht mir noch durch den Kopf das ich ein mögliches Problem-Thema beim „Alleinsein“ hier noch ansprechen möchte. So geben sich die einten oder anderen Seglerkollegen, nicht nur Einhandsegler, nach meiner Einschätzung etwas zu öfters und zu viel dem Alkohol hin! Nun. ich schätze mich sehr glücklich, dass ich mit diesem durch unsere ganze Gesellschaft hindurch führende Problem nie zu kämpfen hatte! Okay so zwischen dem 16- und 20zigsten Altersjahr hatte ich aufgrund des Gruppendruckes auch mal etwas über den Durst getrunken. Aber durch diese wirklich elektrisierenden Jugendjahre verbrachte ich in meiner Hämiker - und Seetaler-Clique eine unvergessliche und unbeschwerte Zeit! Da habe ich heute, da ich mich ja eigentlich stets alleine auf dem Boot aufhalte, nach einem Hinano-Bierchen - das ich mir übrigens so alle zwei Tage mal gönne - bereits keine Lust mehr auf ein zweites! - Das waren nun abschliessend und zusammengefasst, aus meiner persönlichen Perspektive gesehen, meine plus/minus wichtigsten Gedanken zum
- „Alleinsein bedeutet nicht Einsam sein!“